Mark Carney und Donald Trump bei einem gemeinsamen Treffen im Weißen Haus

Kanadas Premier im Weißen Haus Trump provoziert - Carney reagiert schlagfertig

Stand: 07.05.2025 01:11 Uhr

Die Stimmung war ähnlich kühl wie der Kamin im Weißen Haus: US-Präsident Trump wiederholte seine Provokation von einer Übernahme Kanadas. Doch dessen Premier konterte: Kanada stehe nicht zum Verkauf - ebenso wenig wie das Weiße Haus.

Das hatte schon etwas Symbolträchtiges: US-Präsident Donald Trump und Kanadas Regierungschef Mark Carney saßen am goldumkränzten Kamin, in dem zwar Holz aufgestapelt war, aber kein Feuer loderte. Entsprechend wurden sie bei dieser ersten Begegnung auch nicht so recht warm miteinander.

"Wir hatten hier unlängst erst eine kleine Auseinandersetzung mit jemand anderem", sagte Trump in Anspielung auf den Eklat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Dagegen sei das hier doch ein sehr freundschaftliches Gespräch gewesen.

Trump gönnerhaft

Ob Mark Carney das auch so empfunden hat? Bei den anwesenden Reportern kamen rasch Zweifel auf, denn die Annexion Kanadas, die Trump in den vergangenen Monaten ins Spiel gebracht hatte, ließ als Reizthema nicht lange auf sich warten. "Das wäre wirklich eine wundervolle Hochzeit", schwärmte Trump am erkalteten Kamin, "weil wir uns wechselseitig doch so mögen."

Seit seinem Amtsantritt hatte der US-Präsident immer wieder öffentlich vom "51. Bundesstaat Kanada" geträumt. Allerdings geschah dies bisher noch nie im unmittelbaren Beisein eines kanadischen Regierungschefs. Er sei weiterhin überzeugt davon, dass ein Beitritt besser wäre für Kanada, sagte Trump gönnerhaft - etwa weil die Steuern runtergehen würden. Aber für einen gemeinsamen Tango bräuchte es ja zwei Tanzpartner.

"Das Weiße Haus - und eben auch Kanada"

Trumps Gast verweigerte die Tanzofferte, blieb fast regungslos zu Trumps Rechten sitzen, die Hände gefaltet, und versuchte, den Übernahmewilligen mit den eigenen Waffen zu schlagen: "Wie Sie ja aus der Immobilien-Branche wissen: Es gibt Orte, die niemals zum Verkauf stehen werden", sagte Carney schlitzohrig. "Das Weiße Haus, der Buckingham Palace - und eben auch Kanada."

"Sag niemals nie", schmunzelte Trump daraufhin und versicherte dem Nachbarn ewige Freundschaft, egal was passiere. Eine Freundschaft, die er gerade der größten Belastungsprobe ihres Bestehens aussetzt.

Ironischerweise hatte Carney seine Wahl zum Premier gerade dadurch gewonnen, dass er sich im Handelsstreit demonstrativ gegen Trump stellte. Nachdem er zunächst bei allen Umfragen abgeschlagen auf Platz zwei lag. Ein politisches Comeback, das sogar Trump Respekt abverlangte: "Womöglich größer als mein eigenes."

"Wir wollen keinen Stahl aus Kanada"

Doch das war Zuckerbrot, bevor er wieder die handelspolitische Peitsche schwang. "Wir wollen keine Autos aus Kanada, wir wollen keinen Stahl aus Kanada, wir wollen kein Aluminium aus Kanada", erklärte Trump seinem Gast und haute ihm sogleich das Handelsdefizit zwischen den Nachbarstaaten um die Ohren.

Die USA würden Kanada in dreistelliger Milliardenhöhe subventionieren. Kanada dürfe nicht länger am Tropf der USA hängen, zumal man das Land ja auch militärisch beschütze. Und zwar gratis - das sei unfair.

Fronten im Handelsstreit bleiben

Carney konterte mit Schmeicheln: Trump habe die internationale Sicherheit wiederbelebt. Und er konterte mit sanftem Widerspruch: 50 Prozent aller in Kanada gefahrenen Autos stammten aus den USA. Man darf getrost daran zweifeln, dass das so bleibt.

Denn auf die Frage, ob Carney noch irgendetwas sagen könnte, damit die USA ihre Schutzzölle gegen Kanada wieder aufheben, antwortete Trump einsilbig mit "Nein". Im nordamerikanischen Handelskrieg bleiben die Fronten festgefahren.