Donald Trump im "Situation-Room"
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US-Angriff auf den Iran Hat Trump jetzt ein Problem mit seiner MAGA-Basis?

Stand: 22.06.2025 17:29 Uhr

Mit MAGA-Cap im Situation Room - selbst von dort sandte US-Präsident Trump nach dem Angriff auf den Iran Signale an seine Anhänger. Denn ihnen hatte er eigentlich das Aus für "endlose Kriege" versprochen. Kommt es zum Bruch?

Was versprach Trump im Wahlkampf?

Eines der zentralen Wahlkampfversprechen Trumps war: keine US-Verwicklung in einen neuen "Endlos-" oder "Für-immer-Krieg". Gemeint: jahre- und jahrzehntelange Einsätze wie im Irak oder in Afghanistan. Damit war er auf Linie mit seiner weitgehend isolationistischen MAGA-Anhängerschaft. Eine seiner Prioritäten sei es, "Kriegstreiber" und "Amerika-zuletzt-Globalisten" zurückzudrängen, sagte Trump damals.

Und tatsächlich hatte er bis vor wenigen Wochen noch auf Atomgespräche mit dem Iran und eine "zweite Chance" für das Land gesetzt - obwohl er selbst in seiner ersten Amtszeit noch aus dem Atomabkommen aus dem Jahr 2015 ausgestiegen war.

Unklar ist allerdings momentan, ob Trump mit den Angriffen auf die drei Atomanlagen einen neuen "endlosen Krieg" begonnen hat - oder ob der Iran nicht beispielsweise nicht schon für einen ernsthaften Konflikt mit den USA zu geschwächt ist.

Wie sehen die ersten Reaktionen im Trump-Umfeld aus?

Vor dem US-Angriff hatte es massive Kritik von MAGA-nahen Persönlichkeiten gegeben. Sie scheinen aber nicht dabei zu bleiben.

TV-Moderator Tucker Carlson sprach beispielsweise im Vorfeld von einem möglichen Betrug an den Trump-Anhängern. Trump sagte diese Woche aber, Carlson habe ihn angerufen und dafür um Entschuldigung gebeten. Dieser sei "ein netter Typ".

Die republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene, eine besonders radikale Vertreterin des MAGA-Flügels, hatte unmittelbar vor dem Angriff noch bei X geschrieben: "Dies ist nicht unser Krieg." Und: "Jedes Mal, wenn Amerika kurz vor der greatness steht, werden wir in einen weiteren Krieg im Ausland verwickelt." Nach der Bekanntgabe rief sie via X dazu auf, für Frieden und die Sicherheit der US-Truppen in der Region zu beten. Direkte Kritik an Trump kam von ihr nicht.

Auch der konservative Publizist Charlie Kirk hatte sich im Laufe der Woche noch gegen einen US-Angriff gewandt. Nun schrieb er bei X: "Amerika steht hinter Präsident Trump."

Und Ex-Trump-Berater Steve Bannon hatte vor dem Angriff gesagt, er sei zwar gegen eine Intervention. Aber er glaube auch, dass die MAGA-Bewegung Trump weiter unterstützen werde. "Wir mögen es nicht. Vielleicht hassen wir es", zitierte die Nachrichtenagentur AP ihn in Bezug auf ein Eingreifen: "Aber wissen Sie, wir werden mitmachen."

Bei den Republikanern im Kongress war die Unterstützung jedenfalls glasklar. Repräsentantenhaus-Sprecher Mike Johnson und der Mehrheitsführer im Senat, John Thune, unterstützten Trump eindeutig. Johnson erklärte, der US-Angriff sei für die Feinde der USA eine klare Erinnerung daran, dass Trump meine, was er sage. Und auch Thune erklärte, er stehe an der Seite Trumps.

Was meinen die Amerikanerinnen und Amerikaner zu den Angriffen?

Grundsätzlich gilt: Trump ist - wie schon in seiner ersten Amtszeit - ein unbeliebter Präsident. Nach Berechnung des US-Datenjournalisten G. Elliott Morris, der mehrere wichtige Umfragen zusammenfasst, stand der Republikaner zuletzt bei 42 Prozent Zustimmung und 54 Prozent Ablehnung. Auch Trumps Außenpolitik, zu der der Iran-Angriff zählt, kam demnach vor den Attacken auf 53 Ablehnung und nur 39 Prozent Zustimmung.

Und konkret nach einem möglichen Angriff auf den Iran gefragt, war die Haltung der US-Bevölkerung vor der vergangenen Nacht eindeutig: keine Beteiligung am Israel-Iran-Krieg.

In einer Umfrage von The Economist und YouGov waren 60 Prozent der Befragten dagegen, sich in den Krieg einzumischen. Nur 16 Prozent waren dafür. Auch von den 2024er-Trump-Wählerinnen und -Wählern waren nur 19 Prozent dafür - und deutliche 53 Prozent dagegen. Die Washington Post fragte 18. Juni präziser nach der Meinung zu einem Luftschlag gegen Atomanlagen - wie es ihn jetzt tatsächlich gab: 25 Prozent waren dafür, 45 Prozent dagegen.

Und auch in historischer Perspektive war der Angriff im Iran im Vorfeld laut Morris sehr unpopulär: Während sich 2001 bei Afghanistan noch 88 Prozent zu Beginn für eine Intervention ausgesprochen hätten, 2003 beim Irak 71 Prozent und 2014 beim IS immerhin noch 54 Prozent, sei es jetzt im Durchschnitt mehrerer Umfragen nur eine sehr klare Minderheit von 21 Prozent gewesen - gegenüber 57 Prozent Ablehnung.

Jetzt - nach den Angriffen - ergab sich zumindest bei YouGov aber ein etwas anderes Bild: Auf die Frage, ob sie für die USA langfristig mehr Sicherheit bedeuteten, antworte zwar immer noch eine klare relative Mehrheit von 44 Prozent: Nein, die Lage sei unsicherer geworden. Von den Anhängern der Republikanern aber antworteten 52 Prozent, die Angriffe hätten die Sicherheit der USA verbessert.

Datenjournalist Morris wies aber unter anderem bei X angesichts des Beispiels Irak darauf hin, dass die Popularität der Angriffe direkt nach ihnen meist vorübergehend wachse, dann aber kontinuierlich schwinde. Die Daten weiterer Umfrageinstitute dürften also interessant werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 22. Juni 2025 um 16:00 Uhr.