
Holocaust-Gedenktag Israel steht still, zwei Minuten lang
Mit zwei Minuten der Stille ist in Israel an die Opfer des Holocaust erinnert worden. Premier Netanjahu verglich die Taten der Nazis mit denen der Hamas. Staatspräsident Herzog kritisierte die Spaltung der israelischen Gesellschaft.
Ganz Israel steht still, zwei Minuten lang. Zwei Minuten, in denen die Menschen im Privaten und in der Arbeit ihre Tätigkeit stoppen. Sie stehen still an den Arbeitsplätzen, am Straßenrand. Es fahren keine Autos. Auch Busse und Züge stehen still. Die Passagiere steigen aus den Flugzeugen.
Still gedenken die Menschen im ganzen Land der Opfer des Holocaust. Zwei Minuten, in denen die Menschen in Israel innerlich "Nie wieder!" formulieren. Nie wieder dürfen sich die Gräueltaten der Nazis wiederholen.
Netanjahu vergleicht Nazis mit Hamas-Mördern
Den direkten Vergleich zwischen den Taten der Nazis und dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 zog Israels Premier Benjamin Netanjahu bereits gestern Abend in seiner Rede zum Holocaust-Gedenktag am Platz des Warschauer Ghettos in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem:
Die Hamas-Mörder sind genau wie die Nazis. Es stimmt. Sie sind genau wie die Nazis. Wie Hitler. Sie wollen alle Juden töten und vernichten. Das wird nicht geschehen. Wir werden diese Hamas-Monster vernichten.
Staatspräsident Herzog kritisiert Polarisierung
Israels Staatspräsident Izchak Herzog gab sich versöhnlich. Er appellierte angesichts der starken Polarisierung innerhalb der israelischen Gesellschaft an die Einheit des Landes: "Wir erleben Tage heftiger und schmerzhafter Spaltung. Und die überwältigende Mehrheit unseres Volkes schreit mit aller Kraft: Schluss mit der Polarisierung! Schluss mit dem Hass!"
"Die Geschichte wird denen nicht vergeben, die unverantwortlich handeln und uns von innen heraus zerreißen", sagte Herzog. "Die Geschichte wird denen nicht vergeben, die die Fundamente unseres wunderbaren Landes - geliebt, einzigartig, jüdisch und demokratisch - schwächen. Ein Land, das aus der Asche des schrecklichen Holocausts entstanden ist."
Zahl der Holocaust-Überlebenden sinkt
Weltweit leben nach Angaben der Claims-Konferenz noch rund 245.000 Holocaust-Überlebende, etwa die Hälfte davon, rund 120.000, in Israel. Allerdings gehen die Zahlen rapide zurück. Die Zahl der Überlebenden sei binnen eines Jahres um zehn Prozent gesunken, heißt es in einem Bericht der israelischen Behörde für die Rechte von Holocaust-Überlebenden, der an das Parlament überreicht wurde.
Israels Staatspräsident Herzog ist unterdessen nach Polen gereist. Er wird am Nachmittag am sogenannten Marsch der Lebenden im ehemaligen Vernichtungslager Ausschwitz teilnehmen.