
Neues Abkommen Was die EU und Großbritannien vereinbart haben
Fünf Jahre nach dem Brexit nähern sich Großbritannien und die EU in bestimmten Bereichen wieder an. Was sieht das neue Abkommen zwischen den beiden Seiten vor? Und wo gibt es noch Streit? Eine Übersicht.
Der britische Premierminister Keir Starmer hat die EU-Spitzen in London empfangen, um die bilateralen Beziehungen auf eine neue Grundlage zu stellen. Mit einem Abkommen streben beide Seiten Fortschritte in spezifischen Bereichen wie Handel, Migration, Sicherheit und Verteidigung an.
Sicherheit und Verteidigung
Großbritannien und die EU sind bereit, einen Verteidigungs- und Sicherheitspakt abzuschließen. Frühere konservative Regierungen hatten das bei den ursprünglichen Brexit-Verhandlungen nicht angestrebt. Starmer erwägt eine britische Teilnahme am zivilen und militärischen Krisenmanagement der EU.
Zudem könnte sich Großbritannien an gemeinsamen Beschaffungen des Staatenbundes beteiligen. Der Zugang britischer Unternehmen zu einem 150 Milliarden Euro schweren Programm zur Wiederbewaffnung Europas unterliegt jedoch weiteren Verhandlungen.
Jugendmobilität
Ein weiterer Schwerpunkt ist ein Jugendmobilitätsprogramm für Menschen unter 30. Es soll das Reisen und Arbeiten zwischen Großbritannien und der EU erleichtern. Die Regierung Starmer betont, dass dies keine Rückkehr zur Freizügigkeit bedeutet. Stattdessen wird eine kontrollierte Anzahl von Personen mit begrenzter Teilnehmerzahl und Aufenthaltsdauer angestrebt - ähnlich zu Programmen zwischen Großbritannien, Australien und Neuseeland.
Einen konkreten Beschluss für das Programm, das in Großbritannien umstritten ist, gibt es aber noch nicht. Beide Seiten vereinbarten lediglich, auf ein solches Abkommen hinarbeiten zu wollen. Auch die genaue Teilnehmerzahl wird noch diskutiert.
Fischerei
In der Fischerei verlängern Großbritannien und die EU den gegenseitigen Zugang zu Gewässern bis zum 30. Juni 2038. Damit werden die ursprünglich 2026 auslaufenden Bestimmungen um zwölf Jahre verlängert. Die Fischerei war lange ein zentrales Spannungsfeld. Die EU hat Großbritannien wegen des Verbots des Sandaalfangs in britischen Gewässern verklagt.
Energie
Beide Seiten prüfen die britische Teilnahme am internen Strommarkt der EU, den Großbritannien nach dem Brexit verlassen hatte. Die britische Energiebranche drängt jedoch auf effizientere Stromhandelsvereinbarungen mit der EU. Im Jahr 2024 importierte Großbritannien rund 14 Prozent seines Stroms über Verbindungen mit Belgien, Dänemark, Frankreich und Norwegen.
Emissionshandel
Großbritannien und die EU arbeiten an einer Verbindung ihrer Emissionshandelssysteme. Viele Unternehmen auf beiden Seiten fordern eine Verknüpfung der Kohlenstoffmärkte. Branchenanalysten weisen darauf hin, dass dies wahrscheinlich die britischen Kohlenstoffpreise auf das EU-Niveau anheben würde.
Energieunternehmen argumentieren jedoch, dass dies Kosten für Verbraucher senken und die Marktliquidität verbessern könnte. Zudem würde es Großbritannien helfen, Gebühren unter dem europäischen CO2-Grenzausgleichsmechanismus zu vermeiden, der ab 2026 auf bestimmte Importe erhoben wird.
Lebensmittel und Pflanzenschutz
Großbritannien und die EU werden auf gemeinsame Lebensmittel- und Pflanzenschutzstandards hinarbeiten. Dies soll den bürokratischen Aufwand verringern und den Handelsfluss verbessern. Diese Initiative zielt darauf ab, unnötige Grenzkontrollen zu vermeiden. Ein Veterinärabkommen wird dabei als zentrales Element positioniert. Jede Vereinbarung würde hohe Lebensmittelstandards beibehalten.
Mit Informationen der Nachrichtenagentur Reuters