
Karfreitagsprozession am Kolosseum Kreuzweg mit Papst-Gedanken
Papst Franziskus konnte auch in diesem Jahr nicht an der Karfreitagsprozession in Rom teilnehmen. Für die Tausenden Teilnehmer hatte er aber dennoch jede Menge Botschaften.
Tausende Menschen mit Kerzen in der Hand, das Kolosseum in Rom hell erleuchtet - es ist eine ganz besondere, feierliche Atmosphäre, wie immer, wenn dort die traditionelle Karfreitagsprozession stattfindet. Aber einer fehlt auch in diesem Jahr: der Papst.
Es ist kühl in Rom, die Veranstaltung findet im Freien statt - und der Papst muss sich schonen: Er ist weiterhin angeschlagen, der 88-Jährige war über einen Monat lang wegen einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus, schwebte in Lebensgefahr. Aber trotzdem soll die Handschrift von Papst Franziskus auch bei diesem Kreuzweg spürbar werden.
Texte vom Papst
Gemeinsam mit dem Heiligen Vater gehe man noch einmal den Leidensweg Christus nach, heißt es gleich am Anfang. Die Texte zu der Prozession schrieb Papst Franziskus nach Angaben des Vatikans selbst, wie schon im vergangenen Jahr. Sie sind spirituell, theologisch tiefgründig.
Im Eröffnungsgebet spricht er die Spannung zwischen dem Weg Gottes und dem menschlichen Alltag an: "Der Kreuzweg führt mitten durch die Straßen unseres Alltags", heißt es. "Wir, Herr, gehen für gewöhnlich in die entgegengesetzte Richtung zu der deinen."
Papst wirbt für Versöhnung
Der Kreuzweg ist für Papst Franziskus ein Gebet in Bewegung, eines das die gewohnten Wege unterbricht, damit die Menschen von der Müdigkeit zur Freude gelangten. Der Papst wirbt für Versöhnung, für Freigiebigkeit - auch wenn er sagt: In einer Welt, in der alles berechnet wird, habe die Freigiebigkeit einen hohen Preis.
Für ihn ist aber klar: Der Egoismus sei belastender als das Kreuz, die Gleichgültigkeit belastender als das Miteinander-Teilen. Franziskus wäre nicht Franziskus, wenn er nicht auch plakative Worte dafür finden würde, was sich aus seiner Sicht in der Welt ändern müsste. Besonders deutlich wird das bei der VII. Station. Wie so oft kritisiert er den Kapitalismus, das aktuelle Wirtschaftssystem.
Der Gedanke der Kehrtwende
"Unmenschlich ist eine Wirtschaft, in der 99 mehr wert sind als einer. Und doch haben wir eine Welt errichtet, die so funktioniert: eine Welt der Berechnungen und Algorithmen, kalter Logik und unerbittlichen Interessen." Das Gesetz der göttlichen Ökonomie sei anders. "Sich dir zuzuwenden, der du fällst und wieder aufstehst, bedeutet eine Kursänderung, einen Tempowechsel - eine Kehrtwende, die wieder Freude schenkt und uns nach Hause bringt." Auch hier ist wieder der Gedanke der Richtungsänderung, des Kurswechsels - hin zu Jesus, der am Kreuz gestorben ist.
Das Jubeljahr, das Heilige Jahr, wird unter dem Motto "Pilger der Hoffnung" gefeiert. Die vielen Gläubigen, die bei der Prozession anwesend waren - sie dürfte die Hoffnung einen: Dass Papst Franziskus am Sonntag fit genug ist - und den Ostersegen erteilt.