
Mitarbeit in Nawalny-Gruppe Russisches Gericht verurteilt vier Journalisten
Sie sollen für die Anti-Korruptionsgruppe des verstorbenen russischen Oppositionsführers Nawalny gearbeitet haben. Vier Journalisten wurden jetzt von einem Gericht zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt - unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Ein russisches Gericht hat vier Journalisten zu jeweils fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Ihnen wird vorgeworfen, für eine als extremistisch eingestufte Anti-Korruptionsgruppe gearbeitet zu haben, die vom verstorbenen Oppositionsführer Alexej Nawalny gegründet wurde. Der Prozess fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Die Angeklagten - Antonina Faworskaja, Konstantin Gabow, Sergej Karelin und Artjom Kriger seien in eine als extrestimistisch eingestufte Gruppe verwickelt gewesen, urteilte das Gericht. Die Medienleute wiesen die Anschuldigung zurück und betonten, sie würden wegen ihrer Arbeit als Journalisten strafrechtlich verfolgt.
Gabow: Keine ausreichenden Belege
Die Journalisten Faworskaja und Kriger arbeiteten für SotaVision, eine unabhängige russische Nachrichtenagentur, die über Proteste und politische Prozesse berichtet. Gabow ist ein freiberuflicher Produzent, der für mehrere Organisationen, darunter Reuters, gearbeitet hat. Karelin, ein freiberuflicher Videojournalist, hat für westliche Medien, darunter The Associated Press, gearbeitet.
In einem Schlussplädoyer, veröffentlicht von der unabhängigen Zeitung Nowaja Gaseta, erklärte Gabow, dass die Anschuldigungen gegen ihn unbegründet und durch die Staatsanwaltschaft nicht belegt seien. "Ich weiß sehr wohl, in was für einem Land ich lebe. Im Laufe der Geschichte war Russland nie anders", so Gabow. Unabhängiger Journalismus werde mit Extremismus gleichgesetzt. Faworskaja erklärte bei einem früheren öffentlichen Gerichtstermin, sie werde wegen eines Artikels verfolgt, in dem sie über Misshandlungen an Nawalny im Gefängnis berichtet hatte.
Auch die Journalisten Karelin und Kriger führen ihre Verurteilung laut in verschiedenen Medien veröffentlichten Erklärungen auf ihre journalistische Arbeit zurück.
Nawalny war Putins lautester Gegner
Der Oppositionsführer Nawalny war der schärfste und prominenteste Gegner von Präsident Wladimir Putin und kämpfte unermüdlich gegen die offizielle Korruption in Russland. Er starb im Februar 2024 in einer arktischen Strafkolonie. Dort verbüßte er eine 19-jährige Haftstrafe, die ihm unter anderem wegen der Leitung einer extremistischen Gruppe auferlegt worden war. Nawalny wies die Vorwürfe als politisch motiviert zurück.