Feuerwehrleute arbeiten daran, einen Brand in einem Wohnhaus in Kiew zu löschen.

Krieg gegen die Ukraine Wieder Tote bei russischen Angriffen auf Kiew

Stand: 23.06.2025 11:08 Uhr

Die Ukraine hat die Zahl der Todesopfer nach russischen Angriffen in der Nacht auf mindestens neun korrigiert. Die Armee will ihre Gegenangriffe ausweiten. Präsident Selenskyj plant ein Treffen mit Verbündeten.

Nach russischen Luftangriffen auf die Ukraine ist die Zahl der Getöteten offiziellen Angaben nach auf mindestens neun gestiegen. Sechs Menschen kamen dem Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko zufolge bei einem nächtlichen Angriff auf die Hauptstadt ums Leben, 31 wurden dort verletzt.

In der Umgebung Kiews wurde nach offiziellen Angaben ein Mensch getötet, zwei weitere in der nordukrainischen Region Tschernihiw. Dort gab es demnach außerdem zehn Verletzte. Zuvor hatten die Behörden für Kiew und Umgebung von mindestens fünf Todesopfern und - in der Stadt allein - nahezu 20 Verletzten gesprochen.

Im Bezirk Schewtschenkiwskyj im Westen Kiews sei ein Hochhaus teilweise zerstört worden, teilte Innenminister Ihor Klymenko mit. Der Ausgang einer U-Bahn-Station sei beschädigt worden, meldeten Behörden. Die U-Bahn-Stationen werden oft als Luftschutzbunker genutzt.

Der Chef der Kiewer Militärverwaltung, Timur Tkatschenko, sprach von einem "weiteren massiven Angriff auf die Hauptstadt". Offenbar sei Kiew in "mehreren Wellen" mit Drohnen attackiert worden.

Luftwaffe meldet mehr als 350 Attacken

Der ukrainischen Luftwaffe zufolge attackierte Russland sein Nachbarland in der Nacht konkret mit 352 Drohnen und Drohnenattrappen, elf ballistischen Raketen und fünf Marschflugkörpern. Das Hauptziel war demnach die Kiew. Abgewehrt wurden den Angaben nach 339 Drohnen, zehn Raketen und fünf Marschflugkörper. Die Militärangaben lassen sich nicht unabhängig prüfen, erlauben aber Rückschlüsse auf die Intensität der Angriffe.

Wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten, waren in Kiew starke Explosionen zu hören. Sie hörten zudem das Geräusch einer über dem Stadtzentrum kreisenden Drohne und Schüsse.

Vorwürfe gegen "Koalition von Mördern"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland mit Blick auf die Eskalation in Nahost Zynismus vor. Nach Angriffen auf die iranischen Atomanlagen habe es Proteste aus Moskau gegeben, schrieb er auf der Plattform X. "Heute schweigt Moskau, nachdem die russische Armee einen völlig zynischen Angriff mit russisch-iranischen Drohnen des Typs Schahed und Raketen gegen zivile Infrastruktur in Kiew und andere unserer Städte und Gemeinden durchgeführt hat."

Nach vorläufigen Angaben habe Russland auch nordkoreanische Waffen bei dem Angriff verwendet, schrieb Selenskyj. Alle Nachbarländer Russlands, Irans und Nordkoreas sollten genau darüber nachdenken, ob sie Leben schützen können, wenn diese "Koalition von Mördern" weiterhin bestehe und Terror verbreite. Selenskyj kündigte ein Treffen mit Partnern in Großbritannien an, bei dem es um dieses Thema gehen werde.

Ukraine will Angriffe auf Russland ausweiten

Der ukrainische Armeechef Oleksandr Syrskyj kündigte die Ausweitung der ukrainischen Angriffe auf militärische Ziele in Russland an. "Natürlich werden wir weitermachen", sagte Syrskyj laut einem Pressebriefing. Die Angriffe sollten sowohl verstärkt werden als auch tiefer in russisches Gebiet hineinreichen. Die geplante Ausweitung der ukrainischen Angriffe sei Teil der ukrainischen Selbstverteidigungsstrategie.

Die russische Armee hatte Kiew zuletzt vergangene Woche mit massiven Drohnenangriffen überzogen. Nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj war es einer der "schrecklichsten Angriffe" auf die ukrainische Hauptstadt seit Kriegsbeginn vor mehr als drei Jahren. Mindestens 28 Menschen wurden getötet, mehr als 130 weitere verletzt.

Nach mehr als drei Jahren seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine haben Moskau und Kiew ihre Drohnenangriffe zuletzt verstärkt. Bemühungen um eine Waffenruhe in der Ukraine scheiterten bislang.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 23. Juni 2025 um 08:00 Uhr.