Menschen schauen aus beschädigtem Haus in Kiew

Neue Angriffe auf die Ukraine Waffenruhe scheint in weiter Ferne

Stand: 24.05.2025 13:46 Uhr

Russland hat die Ukraine erneut mit Hunderten Drohnen und ballistischen Raketen angegriffen - Hoffnungen auf eine baldige Waffenruhe schwinden. Da macht auch der Austausch von weiteren Gefangenen wenig Hoffnung.

Bei einem neuen russischen Drohnenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew und deren Umgebung sind in der Nacht zu Samstag mindestens 15 Menschen verletzt worden. Wohnhäuser seien von herabfallenden Trümmern abgeschossener Drohnen getroffen worden, teilten die Behörden mit. Zunächst war von acht Verletzten die Rede gewesen.

Inmitten eines großen Gefangenaustausches greift Russland erneut die Ukraine an

tagesschau, 24.05.2025 13:15 Uhr

"Es gab nachts viele Feuer und Explosionen in der Stadt", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in sozialen Netzwerken. Für die gesamte Ukraine seien es schwierige Stunden gewesen mit 250 Drohnenangriffen und Luftschlägen mit 14 ballistischen Raketen.

Moskau hatte Vergeltung für Kiews Drohnenangriffe angekündigt

Nach der Ankunft erster Gruppen von Kampfdrohnen hatte Bürgermeister Vitali Klitschko die Einwohner der Metropole auf der Plattform Telegram vor weiteren Angriffen gewarnt: "Geht in Deckung." Die Rettungsdienste seien im Einsatz. Präsident Selenskyj sagte, dass die USA, die EU und andere die Strafmaßnahmen gegen Russland verstärken müssten. Neben Kiew seien unter anderem die Regionen Odessa, Sumy, Dnipropetrowsk und Charkiw von den russischen Angriffen betroffen gewesen.

Das russische Außenministerium hatte zuvor Vergeltungsschläge angekündigt - als Antwort auf ihrer Meinung nach "massive terroristische Angriffe" Kiews. Die Ukraine hatte in den vergangenen Tagen als Teil ihrer Gegenwehr im russischen Angriffskrieg Moskau und andere Regionen des Nachbarlandes mit Drohnen beschossen. Das russische Verteidigungsministerium hatte von mehr als 100 ukrainischen Drohnenangriffen in verschiedenen Regionen des Landes gesprochen.

Kiew fordert stärkeren internationalen Druck auf Moskau

Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha kritisierte auf der Plattform X, dass Russland nach den ersten direkten Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau seit 2022 vor gut einer Woche in Istanbul das danach in Aussicht gestellte "Friedensmemorandum" noch immer nicht übermittelt habe. "Stattdessen schickt Russland tödliche Drohnen und Raketen auf die Zivilbevölkerung", sagte der Minister. "Dies ist Russlands Antwort auf die internationalen Friedensbemühungen und ein klarer Beweis dafür, dass ein verstärkter Sanktionsdruck auf Moskau notwendig ist, um den Friedensprozess zu beschleunigen", erklärte Sybiha.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte nach dem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump am Montag angekündigt, seine Regierung sei dazu bereit, gemeinsam mit der ukrainischen Regierung ein "Memorandum" zur Vorbereitung eines "möglichen künftigen Friedensabkommens" zwischen beiden Staaten auszuarbeiten. Russland würde dazu einen entsprechenden Vorschlag machen.

Trotz Gefangenenaustausch wenig Hoffnung auf Frieden

Als Ergebnis der Gespräche in Istanbul war der bisher größte Gefangenenaustausch des Krieges vereinbart worden. Am Freitag waren jeweils 390 Gefangene zwischen der Ukraine und Russland ausgetauscht worden, weitere Kriegsgefangene sollen in den nächsten Tagen übergeben werden. Ein erfolgreicher Schritt zum Frieden? Die gegenseitigen massiven Drohnenangriffe der vergangenen Nächte geben dazu wenig Hoffnung.

Ebenso wenig wie die Äußerungen von Russlands Außenminister Sergej Lawrow am Freitagabend. Er warf der Ukraine vor, die Friedensgespräche zu stören und den Prozess zu untergraben, der in Istanbul von Putin und US-Präsident Trump angestoßen worden sei.

Auch Wjatscheslaw Wolodin, Chef der Staatsduma, strickte an dieser russischen Propaganda mit: Die Ukraine setze vom Westen gelieferte Drohnen und Raketen ein, um Häuser und soziale Einrichtungen zu beschießen. Das seien Terrorakte. All dies bestätige die Notwendigkeit, "die Ursachen des Konflikts zu beheben".

So sendet Russland weiter unterschiedliche Signale: keine Bereitschaft zum Waffenstillstand und keine Bereitschaft, der Ukraine entgegenzukommen. Umgekehrt sprich der Kreml aber - wie auch Lawrow am Freitag - von Friedensbereitschaft.

Mit Informationen von Frank Aischmann, ARD-Hörfunk-Studio Moskau, zzt. Tiflis