Eine palästinensische Frau kocht vor einem Zelt im Gazastreifen.

Humanitäre Krise im Gazastreifen UN-Büro wirft Israel "Auslöschung" von Palästinensern vor

Stand: 23.06.2025 16:07 Uhr

Noch immer erreichen viel zu wenige Lebensmittel die Menschen im Gazastreifen. Das Nothilfebüro der Vereinten Nationen erhebt deshalb schwere Vorwürfe: Israel unterbinde systematisch Hilfe, um palästinensisches Leben auszulöschen.

Die Vereinten Nationen haben Israel vorgeworfen, Zivilisten im Gazastreifen systematisch auszuhungern. Der Leiter des UN-Koordinierungsbüros für humanitäre Hilfe in den besetzten Gebieten, Jonathan Whittall, bezichtigte Israel, die Nutzung bewährter UN-Systeme mit Absicht zu unterbinden. "Wir könnten jede Familie in Gaza erreichen - so wie wir es in der Vergangenheit getan haben -, aber wir werden auf Schritt und Tritt daran gehindert, dies zu tun", sagte er laut einer Pressemitteilung in Deir el-Balah im Gazastreifen.

Die katastrophalen Zustände wären "gänzlich vermeidbar", so Whittall. "Es sind Bedingungen, die geschaffen wurden, um zu töten." Die Besatzungsmacht Israel betreibe anscheinend eine "Auslöschung palästinensischen Lebens".

UN: Fast täglich Tote bei der Nahrungssuche

Israels Militär habe wiederholt das Feuer auf Menschen eröffnet, die Lebensmittel im Empfang nehmen wollten, sagte Whittall. Der Versuch zu überleben, werde vielfach mit einem "Todesurteil" bestraft. Seit Aufhebung der israelischen Versorgungsblockade vor einem Monat würden "fast täglich" Menschen auf der Suche nach Nahrung getötet.

Der UN-Vertreter warf der israelischen Führung vor, die in Kooperation mit den USA betriebenen Verteilstellen für Lebensmittel bewusst in militarisierten Zonen eingerichtet zu haben. Auch mit dem Schutz der Hilfskonvois betrautes Personal sei beschossen worden. Die Opfer befänden sich oft außerhalb der Reichweite von Krankenwagen.

Kein Treibstoff - zu wenig Trinkwasser

"Heute, von Gaza aus, kann ich ohne Zweifel sagen, dass nicht genug getan wird. Palästinensisches Leben und das, was es erhält, wird vor den Augen der Welt systematisch zerstört", sagte Whittall. Nach Angaben des Kinderhilfswerks UNICEF würden seit Jahresbeginn im Schnitt jeden Tag 110 Kinder wegen Unterernährung eingeliefert.

Es gebe nicht genug Trinkwasser; Pumpen hätten keinen Treibstoff. Manche Brunnen seien wegen der Gefahrenlage unerreichbar. Abwasser laufe auf die Straßen, Krankheiten breiteten sich aus. Auch den verbliebenen medizinischen Einrichtungen fehle es am Nötigsten. Die Bevölkerung sei auf 17 Prozent der Fläche des Gazastreifens zusammengedrängt, sagte der UN-Vertreter.