FFP2-Masken hängen an einer Türklinke.

Weltgesundheitsorganisation WHO-Mitglieder einigen sich auf Pandemie-Abkommen

Stand: 16.04.2025 12:26 Uhr

Seit gut drei Jahren arbeiten die Mitgliedsländer der Weltgesundheitsorganisation an einem Vertrag, der chaotische Zustände wie bei der Corona-Pandemie verhindern soll. Jetzt gibt es einen Durchbruch.

Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie haben sich zahlreiche Länder auf einen Pandemie-Vertrag geeinigt. Er soll ähnliche chaotische Zustände wie damals verhindern - etwa bei der Beschaffung von Schutzmaterial und der ungerechten Verteilung der Impfstoffe.

"Die Nationen der Welt haben heute in Genf Geschichte geschrieben", sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Nach gut drei Jahren und zuletzt nächtelangen Diskussionen in Genf stimmten die Unterhändler einem Vertragstext zu. Er soll beim Jahrestreffen der 194 Mitglieder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Mai in Genf verabschiedet werden.

"Pharmaindustrien aus reicheren Ländern haben sich gewehrt", Tim Kukral, ARD Genf, zum Pandemie-Abkommen der WHO

tagesschau24, 16.04.2025 15:00 Uhr

WHO: Neue Pandemie nur eine Frage der Zeit

Der Vertrag soll auch die Prävention stärken, damit sich tödliche Erreger möglichst gar nicht ausbreiten können. Eine neue Pandemie sei nur eine Frage der Zeit, warnt die WHO.

Die Chance, dass die heutige Bevölkerung eine weitere Pandemie erlebt, liegt nach Angaben der Impfstoffinitiative CEPI bei 38 Prozent. Das liegt etwa daran, dass sich die Menschen in Gebiete ausbreiten, die der Tierwelt vorbehalten waren. Auch der Klimawandel mit Hitze und Überschwemmungen begünstigt die Ausbreitung von Insekten und Erregern.

Das soll der Vertrag regeln

  • Prävention: Länder verpflichten sich, ihre Gesundheitssysteme und die Überwachung des Tierreichs so zu stärken, dass Krankheitsausbrüche schnell entdeckt und möglichst im Keim erstickt werden. 
  • Lieferketten: Alle Länder sollen Zugriff auf Schutzmaterial, Medikamente und Impfstoff haben. Gesundheitspersonal soll zuerst versorgt werden.
  • Technologietransfer: Pharmafirmen sollen ihr Know-how teilen, damit auch in anderen Ländern Medikamente und Impfstoffe produziert werden können.
  • Forschung und Entwicklung: DNA-Sequenzen von Pathogenen sollen für die Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen frei zur Verfügung gestellt werden. Im Gegenzug sollen Pharmaunternehmen der WHO zehn Prozent ihrer Produktion zur Verteilung in ärmeren Ländern spenden und weitere zehn Prozent zu günstigen Preisen abgeben (Pabs-System). Die Modalitäten müssen noch ausgehandelt werden.

Generell enthält der Text einige vage Formulierungen. Verpflichtungen gelten etwa "je nach nationalen Gesetzen", bei Auflagen gibt es Einschränkungen wie "in gegenseitigem Einvernehmen".

Der Vertrag sei "ein Anfang und kein Ende", sagte Gian-Luca Burci, Professor im Zentrum für globale Gesundheit der Genfer Universität Graduate Institute, der Nachrichtenagentur dpa.

Vertrag gilt erst nach Ratifizierung der Parlamente

Im Gegensatz zu kursierenden Behauptungen können die WHO oder ihr Generaldirektor dadurch keine innerstaatlichen Rechtsvorschriften oder Maßnahmen anordnen. Sie kann keine Reisebeschränkungen verhängen, Impfungen erzwingen oder Lockdowns anordnen, steht explizit im Text. Das ist ausdrücklich in Artikel 24 des Vertrags geregelt.

Der nun ausgehandelte Vertrag gilt nur für Länder, deren Parlamente ihn ratifiziert haben. Er tritt in Kraft, wenn dies bei 60 Ländern der Fall ist.

Die USA haben sich seit dem Regierungswechsel in Washington nicht mehr an den Verhandlungen beteiligt. Präsident Donald Trump ordnete den Austritt aus der WHO an, der im Januar 2026 wirksam wird.

Kathrin Hondl, ARD Genf, tagesschau, 16.04.2025 06:55 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 16. April 2025 um 06:30 Uhr.