Eine heimische Weichwanze, die gepunktete Nesselwanze, sitzt auf einem Gurkenblatt.

Baden-Württemberg Bedrohung für Obst und Gemüse: Weichwanzen breiten sich in BW aus

Stand: 23.06.2025 08:44 Uhr

Klein, schnell und sehr gefährlich für Obst und Gemüse: Die heimischen Weichwanzen suchen Obst und Gemüse in Baden-Württemberg heim. Ganz zum Ärger von Landwirten.

Von SWR

Mit Namen wie Gepunktete Nesselwanze oder Grüne Futterwanze sind die heimischen Weichwanzen in Baden-Württemberg unterwegs und suchen zunehmend Gewächshäuser, Gemüsefelder oder auch Obstplantagen heim. "Wir beobachten einen erhöhten Schadensdruck", sagt die Insektenkundlerin Christine Dieckhoff vom Landwirtschaftlichen Zentrum Augustenberg (LTZ) in Karlsruhe. Das liege wie so oft an den trockeneren und längeren Sommern, aber auch daran, dass immer weniger Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung zur Verfügung stünden.

Die heimischen Weichwanzen seien aber ohnehin schwer in den Griff zu bekommen, so die Expertin. Das liege unter anderem auch an ihrer hohen Mobilität. "Drei Meter hohe Obstbäume? - Kein Problem für das Tier", sagte Dieckhoff. Früher hätten diese Weichwanzen eher in Wiesen gehaust und sich von krautigen Pflanzen ernährt. Nun aber breiten sie sich zunehmend auf bewirtschafteten Kulturflächen aus, die bewässert würden oder aber in Gewächshäusern. 

Auch invasive Wanzen sind ein Problem in BW

Auch invasive, also eingewanderte Wanzen wie etwa die Grüne Reiswanze verursachen Schäden. Dass aber nun auch heimische Wanzen auf bewirtschaftete, weil oft bewässerte und damit feuchtere Kulturflächen vordringen, ist ein eher neues Phänomen. "Weichwanzen können erhebliche Schäden an Pflanzen verursachen", heißt es im Landwirtschaftsministerium. Schadenssummen lägen aber nicht vor.

So kann man Weichwanzen bekämpfen

Laut dem Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband (BWGV) stellt dieser Schädling ein zunehmend großes Problem dar - zumal es kein geeignetes Pflanzenschutzmittel gibt. Die Schädlinge saugen an Gurken, Auberginen oder Paprika. Dadurch sterben Triebe ab und es kann zu Verfärbungen oder Verformungen kommen. Die Gepunktete Nesselwanze beispielsweise hat laut der Insektenkundlerin Dieckhoff mittlerweile auch Erdbeeren für sich entdeckt.

Zahlen zu verursachten Wanzen-Schäden gibt es laut LTZ nicht. Landwirten wird empfohlen, Lüftungsschlitze von Gewächshäusern oder Plantagen mit Netzen zu bedecken.

BW-Landwirtschaftsminister: Zu wenige Wirkstoffe sind in Pflanzenschutzmitteln erlaubt

Allgemein beklagten Erzeuger von Obst und Gemüse inzwischen, dass immer weniger Wirkstoffe zur Bekämpfung von Schädlingen zugelassen sind, sagt BWGV-Präsident Ulrich Theileis. "Seit Jahren verlieren immer mehr Pflanzenschutzmittel die Zulassung." Notfallzulassungen stiegen daher seit Jahren an - das sei kein Zustand. Bei Notfallzulassungen erlaubt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) für eine gewisse Zeit ein sonst nicht erlaubtes Pflanzenschutzmittel, wenn Schädlinge nicht anders bekämpft werden können.

Das sieht auch Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) kritisch. "Dieses Vorgehen schafft unnötige Bürokratie und für die Anwender gerade in Zeiten des Klimawandels mehr Unsicherheit als verlässliche Planbarkeit", sagte er. Eine Akutbehandlung sei keine langfristige Strategie. Es brauche eine ausreichende Zahl an Wirkstoffgruppen - das "steht nicht im Widerspruch zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln".

Sendung am Mo., 23.6.2025 12:00 Uhr, SWR1 BW Nachrichten

Mehr zum Thema Schädlinge