Baden-Württemberg Fall vor Gericht: Mann soll Rollator unter Strom gesetzt haben

Stand: 22.04.2025 18:09 Uhr

Ein 61-Jähriger aus Denzlingen steht wegen versuchten Mordes vor Gericht. Mit einer Konstruktion aus Rollator und Einkaufswagen soll er versucht haben, seine Nachbarin zu töten.

Mit einem tödlichen Stromschlag soll ein Mann aus Denzlingen (Kreis Emmendingen) versucht haben, einen Nachbarschaftsstreit zu beenden. Vor dem Landgericht Freiburg hat am Dienstag der Prozess gegen den 61-Jährigen begonnen. Der Mann soll ein Konstrukt aus seinem Rollator und einem Einkaufswagen gebaut und unter Strom gesetzt haben. Ziel seiner Falle war seine Nachbarin. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Mord vor.

Die Nachbarin des Mannes blieb unverletzt. Doch auch andere Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses hätten Opfer der Konstruktion werden können, klagt die Staatsanwaltschaft an.

Angeklagter soll unbeteiligte Opfer in Kauf genommen haben

Die selbstgebaute Falle habe der Mann im Juli 2024 im Flur des Mehrfamilienhauses aufgestellt, in dem der Angeklagte wohnte. Ziel der Konstruktion soll gewesen sein, dass seine Nachbarin beim Versuch, den Einkaufswagen zu entfernen, einen tödlichen Stromschlag erleidet. Einkaufswagen und Rollator seien über ein Stromkabel mit einer Steckdose in der Wohnung des Angeklagten verbunden gewesen, so die Staatsanwaltschaft. Die Nachbarin berührte letztlich nicht die möglicherweise tödliche Konstruktion.

Dass auch andere Mitbewohner Opfer seines Anschlags hätten werden können, habe der Mann offenbar in Kauf genommen, so die Staatsanwaltschaft. Am Tag der Tat hat ein Kindergeburtstag in dem Haus stattgefunden. Das wären "Kollateralschäden" gewesen, soll der Angeklagte einer Polizistin gesagt haben.

Konstruktion laut Polizei "definitiv tödlich"

Dem mutmaßlichen versuchten Mord sei ein Nachbarschaftsstreit vorausgegangen. Der Angeklagte behauptete, die Nachbarin habe wiederholt den Einkaufswagen im Flur vor seiner Wohnung entgegen seinem Willen verstellt. Mit dem Stromschlag habe er sie nur erschrecken wollen. 230 Volt seien aus seiner Sicht nicht tödlich. Ein Polizist betonte vor Gericht: Die Konstruktion sei "definitiv tödlich" gewesen, hätte sie jemand angefasst.

Der Angeklagte gab an, das Konstrukt nur morgens etwa zwei Stunden unter Strom gesetzt zu haben. Dann habe er es aber wegen Gewissensbissen wieder ausgeschaltet. Laut Staatsanwaltschaft hat die Feuerwehr jedoch noch Stunden später Strom an der Konstruktion nachweisen können. Zudem behauptete der Angeklagte, die Idee mit dem Strom sei ihm spontan gekommen. Dabei hat er laut Anklage den Draht bereits zwei Tage zuvor vorbereitet. Eine Polizistin sagte aus, er habe im Gespräch mit ihr zugegeben, die Tat bereits zwei Monate geplant zu haben.

Polizei verschaffte sich über Drehleiter Zugang zur Wohnung

Nachdem die Konstruktion aus Rollator und Einkaufswagen aufgefallen war, wurde die Feuerwehr alarmiert. Diese sicherte die Konstruktion. Drei Polizeibeamte stiegen über den Balkon des Angeklagten in dessen Wohnung ein, nachdem er auf eine Ansprache aus dem Flur nicht reagiert habe. Seine Wohnung sei völlig vermüllt gewesen, sagten die Beamten vor Gericht aus. Die Polizisten hätten den Mann in seinem Badezimmer entdeckt. Von dort habe das Kabel unter der Wohnungstüre hindurch zur Konstruktion im Flur geführt.

Der 61-Jährige ist wegen des Tatvorwurfs aktuell in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Zum Auftakt der Beweisaufnahme sagten am Dienstag mehrere Polizisten vor Gericht aus. Ein Urteil wird Mitte Mai erwartet.

Sendung am Di., 22.4.2025 15:30 Uhr, SWR4 BW Studio Südbaden - Regionalnachrichten

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