
Baden-Württemberg Gefängnis Fauler Pelz: Ende des Maßregelvollzugs und ein Neuanfang
Das Land Baden-Württemberg gibt den Faulen Pelz in Heidelberg frei. Der Maßregelvollzug dort endet. Für das frühere Gefängnis "Fauler Pelz" beginnt eine ganz andere Zukunft.
Der Maßregelvollzug für suchtkranke Straftäter im früheren Gefängnis Fauler Pelz in Heidelberg endet am Mittwoch, 25. Juni. Mitten in der Altstadt waren fast zwei Jahre lang suchtkranke Straftäter untergebracht.
Das Sozialministerium des Landes hatte die Hand auf das landeseigene Gebäude gelegt, weil die Zahl der Einweisungen suchtkranker Straftäter in den Jahren zuvor sprunghaft angestiegen war. Die Befürchtung war anfangs in Heidelberg groß, die Unterbringung der Suchtkranken könnte sich zu einem Dauerzustand ausweiten. Der Auszug des Landes wurde dann eindeutig in einem Vertrag festgeschrieben.

Im "Faulen Pelz" könnten schon bald psychisch kranke Straftäter untergebracht werden
Die Universität Heidelberg zieht ein
Jetzt allerdings hat das Land Kapazitäten an anderer Stelle geschaffen und damit den Faulen Pelz für eine Nutzung durch die Universität freigemacht. Der Faule Pelz in der Heidelberger Altstadt wird künftig von der Universität genutzt und in Teilen für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
Das ist ein Gewinn für die Universität und für das gesamte Altstadt-Quartier, das die meisten Touristen auf ihrem Weg zum Schloss durchqueren Tim Herre, Stadtsprecher Heidelberg
Situation durch Gesetzesänderung entspannt
Das Land hat neue Plätze für die Unterbringung suchtkranker Straftäter unter anderem in Calw im Nordschwarzwald geschaffen. Im Januar ist dort ein Erweiterungsbau im Zentrum für Psychiatrie (ZfP) eingeweiht worden, mit 56 neuen Therapieplätzen.
Die Situation hat sich auch durch die Änderung des Paragraphen 64 des Strafgesetzbuches zum 1. Oktober 2023 entspannt, bestätigte der Medizinische Direktor Matthias Wagner vom Zentrum für Psychiatrie Calw, das für Heidelberg zuständig war. Die Voraussetzungen für eine Einweisung in den Maßregelvollzug sind enger gefasst worden, damit nur wirklich behandlungsbedürftige und auch behandlungsfähige Täter in den Maßregelvollzug eingewiesen werden.

Blick in den Innenhof des "Faulen Pelzes" in Heidelberg
Vor der Reform hatten Gerichte Jahr für Jahr mehr suchtkranke Menschen in den Maßregelvollzug eingewiesen, die straffällig geworden waren. Dieser Trend ist jetzt offenbar gestoppt. Dabei muss zwischen suchtkranken Straftätern nach Paragraph 64 Strafgesetzbuch und psychisch kranken Straftätern nach Paragraph 63 unterschieden werden.
Einen Überblick über die neuen Kapazitäten in Baden-Württemberg für beide Bereiche des Maßregelvollzugs gibt es in folgendem SWR-Artikel.
Heftige Kritik nach Tod eines 27-Jährigen
Die Unterbringung der suchtkranken Straftäter im Faulen Pelz verlief nicht ohne Störung. Anfang 2024 wurde heftige Kritik an den Zuständen dort laut, der SWR berichtete nach dem Tod eines 27-Jährigen in Verbindung mit der Einnahme von synthetischen Cannabinoiden. Es ging dabei um die Frage, wie der Mann an die Drogen gekommen war und um die als miserabel empfundene Essensversorgung. Das Thema hatten Anwälte der Insassen in die Öffentlichkeit getragen.
Lange war das 1848 fertig gestellte Gefängnis, landläufig der "Faule Pelz" in der Heidelberger Altstadt funktionsgemäß ein unzugänglicher und abweisender Block. Das wird sich ändern. Der Gemeinderat hat 2024 einen Bebauungsplan verabschiedet. Im Innenhof soll nach Plänen des Büros "Atelier 30 Architekten" auf dem heutigen Sportplatz ein Neubau für das Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität entstehen, inklusive der Bibliotheken, der Forschungsstelle Antiziganismus und einer Professur für Osteuropäische Geschichte.
Die Fassade aus rotem Sandstein passt sich nach den Plänen dem Altstadt-Ensemble an. Die dicken Gefängnismauern werden durchbrochen - und so entstehen neue Zugänge und Verbindungswege.
Sendung am Fr., 20.6.2025 8:30 Uhr, Regionalnachrichten Mannheim