
Baden-Württemberg Hochwasser, Unwetter, Brände: So ist der Zivilschutz in Baden-Württemberg aufgestellt
Der Zivilschutz gewinnt immer mehr an Bedeutung - etwa seit dem Hochwasser in BW in 2024 oder der Flutkatastrophe im Ahrtal. Sind Hilfsorganisationen wie THW und DRK krisensicher aufgestellt?
In Zeiten weltweiter Krisen, aber auch angesichts von Unwettern, Bränden oder anderer Katastrophen wird der Zivilschutz zunehmend zu einem zentralen Thema. Dabei geht es um die Frage, ob Baden-Württemberg krisensicher aufgestellt ist. Darauf antworten Organisationen, die im Ernstfall helfen, unterschiedlich. Während das Technische Hilfswerk (THW) sich besser aufgestellt sieht denn je, hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) nach eigenen Angaben große Sorgen. Es warnt davor, die Anforderungen, die Bund und Land stellen, künftig nicht mehr erfüllen zu können.
DRK-Logistikzentrum: Ausstattung für den Krisenfall
Rundgang durch das Logistikzentrum beim Deutschen Roten Kreuz in Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen): Hier lagert alles für den Ernstfall - zum Beispiel Schlafsäcke, Stromaggregate oder Bautrockner. Nach jedem Einsatz ist Holger Hagmeier gefragt. Er leitet das Logistikzentrum und sorgt dafür, dass die Ausrüstung immer in Schuss ist. Nach jedem Einsatz müsse man die Geräte warten und prüfen, damit beim nächsten Einsatz alles funktioniere. Vor Ort habe man nämlich nicht die Zeit "noch irgendwelche Reparaturen und Wartungen zu machen", so Hagmeier.
Mobile Arztpraxis in einem Lkw
Eine Besonderheit im DRK-Logistikzentrum in Kirchheim unter Teck ist die mobile Arztpraxis in einem Lkw: eine von vier in ganz Deutschland. Sie war schon bei der Flutkatastrophe im Ahrtal vor vier Jahren im Einsatz und im vergangenen Jahr beim Hochwasser im baden-württembergischen Rudersberg (Rems-Murr-Kreis). Finanziert wird die Ausrüstung durch Spenden, aber die Wartungskosten kommen immer noch dazu. Eine Situation, die so nicht weiterhin funktioniere, sagt DRK-Landesdirektor Jürgen Wiesbeck. Das Land habe selbst vorgegeben, dass 121 Einsatzeinheiten in Baden-Württemberg aufgestellt werden sollen, aber die Finanzierung sei nicht gesichert, so Wiesbeck.
Die brauchen Material, da braucht man Fahrzeuge, da braucht man natürlich auch Menschen, die ausgebildet sind, die ausgestattet sind. [...] Und dann muss man natürlich auch die Finanzierung dafür sichern. Das macht das Land Baden-Württemberg aber nicht. DRK-Landesdirektor Jürgen Wiesbeck
Das Land gibt unter anderem Zuschüsse für Personal und Ausrüstung. Aber die reichten hinten und vorne nicht, sagt das DRK. 60 Prozent der laufenden Kosten seien nicht gedeckt.
Ulm: Standort eines großen THW-Logistikzentrums
Ortswechsel: Ein großes Logistikzentrum des Technischen Hilfswerks in Ulm. Hier lagern 26 Millionen FFP2-Masken und Hilfsgüter für die Ukraine. Und ebenso wie beim DRK gibt es Zelte, Decken oder Notstromaggregate für den Ernstfall.
Das THW sei gut ausgerüstet für die Zukunft, sagt der Landesbeauftragte des Technischen Hilfswerks, Dietmar Löffler. Im Unterschied zum Deutschen Roten Kreuz ist das THW eine Bundesanstalt. Was am Standort Ulm lagert, wird also vom Bund bezahlt, wie auch die Menschen, die hier arbeiten.
Ich bin generell zuversichtlich gestimmt, weil das THW besser aufgestellt ist als je zuvor, viel leistungsstärker. Dietmar Löffler, Landesbeauftragter des Technischen Hilfswerks
Mehr Geld für Bevölkerungsschutz gefordert
Die Präsidentin des DRK, Gerda Hasselfeldt, hat unlängst gefordert, dass der Bund in Zukunft 0,5 Prozent seines Haushaltes für den Bevölkerungsschutz zur Verfügung stellen solle. Damit könnten dann auch anerkannte Hilfsorganisationen finanziert werden. Eine Forderung, die Dietmar Löffler vom THW in Baden-Württemberg unterstützt: "Wir müssen in diesem Bereich deutlich höhere Aufwendungen von staatlicher Seite bringen und diese müssen eben auch erstreckt werden auf die Feuerwehren, auf das Rote Kreuz, Malteser, Johanniter, Arbeiter-Samariter", so Löffler.
Das Innenministerium Baden-Württemberg, das für den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz zuständig ist, hat nicht vor, etwas an der Art der Finanzierung der Feuerwehren und Rettungsdienste zu ändern. Die bestehenden Strukturen hätten sich bewährt, heißt es auf SWR-Anfrage.
Während die Einsätze der Feuerwehr zum deutlich überwiegenden Anteil von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern bewältigt werden, wird der Rettungsdienst von den Rettungsdienstorganisationen in der Regel hauptamtlich wahrgenommen. Feuerwehr und Rettungsdienst werden durch zusätzliche Vorhaltungen für den Katastrophenschutz ergänzt, sollte eine Einsatzlage dies erfordern. Sprecher Innenministerium Baden-Württemberg
Auch wenn das THW positiver in die Zukunft blickt als das DRK: Der Landesbeauftragte Dietmar Löffler sieht die Gesellschaft in Deutschland an einem Punkt, an dem es außen- und innenpolitisch um den Zusammenhalt gehe, um die Verteidigung der Grundwerte und der Lebensgrundlage. Es sei wichtig, dass das auch in der Öffentlichkeit gesehen und diskutiert werde. "Und ich lade wirklich alle Bürgerinnen und Bürger ein, sich ehrenamtlich zu engagieren. Man tut das jetzt mittlerweile auch direkt für die eigene Familie, für den eigenen Freundeskreis, für die eigene Umwelt", sagt Dietmar Löffler vom THW Baden-Württemberg.