
Baden-Württemberg Kostenfaktor Volksfest: So wird das Freizeitvergnügen nicht zur finanziellen Belastung
Jetzt stehen wieder viele Volksfeste an. Vor allem für Familien geht das ans Geld. Doch es gibt auch einfache Möglichkeiten, wie solche Besuche im finanziellen Rahmen bleiben.
In Heilbronn zum Beispiel starten am Donnerstag das Lichterfest, am Freitag das Weindorf in Neckarsulm und nächste Woche der Talmarkt in Bad Wimpfen (beide Kreis Heilbronn). Solche Volksfeste und Jahrmärkte stehen für Spaß und Freizeitvergnügen. Sie gehen für Familien aber auch an den Geldbeutel.
Für manche Menschen ist ein Volksfest Luxus, den sie sich nicht leisten können, sagt Ralf Unger von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Heilbronn dem SWR. Es gibt aber auch einfache Möglichkeiten, damit solche Besuche keine unangenehmen finanziellen Folgen haben.
Menschen wollen nicht in allen Bereichen sparen
Für Freizeitaktivitäten sollte grundsätzlich zu Monatsbeginn ein Budget festgelegt werden, empfiehlt Anna Dolch von der Aufbaugilde Heilbronn. Die Aufbaugilde bietet zusammen mit der AWO die Schuldnerberatung in Heilbronn an. Die Menschen seien aber nicht in allen Bereichen bereit zu sparen. Auch Ralf Unger von der AWO empfiehlt, sich vor dem Besuch von größeren Volksfesten ein realistisches Budget zu setzen und sich auch daran zu halten. Dazu gibt Unger Tipps, damit das auch gelingen kann:
Sozialverband warnt vor zunehmender Armut
Laut Unger ist für viele Menschen ein Volksfestbesuch kein regelmäßiges Freizeitvergnügen, sondern ein seltener Luxus. Umso wichtiger sei ein bewusster, geplanter Umgang mit den Kosten – damit der Besuch Freude macht, ohne die finanzielle Situation zusätzlich zu belasten.
Allerdings waren im Jahr 2024 laut Statistischem Landesamt gut 13 Prozent der rund elf Millionen Menschen in Baden-Württemberg von relativer Armut bedroht. Am häufigsten von Armutsgefährdung betroffen sind Alleinlebende und alleinerziehende Mütter.
Sozialverbände warnen vor steigender Armut und deren Auswirkungen. Der Caritasverband macht zudem auf die Problematik der sogenannten verdeckten Armut aufmerksam. Dabei handelt es sich um Menschen, die aufgrund ihres geringen Einkommens Anspruch auf Unterstützungsleistungen hätten, diese jedoch nicht in Anspruch nehmen.
Im Bereich Kinderarmut gibt es Initiativen der Caritas auf Landesebene und regional, zum Beispiel das Präventionsnetzwerk gegen Kinderarmut in Neckarsulm.
Eine Sprecherin der Caritas Heilbronn-Hohenlohe bestätigte, dass die Allgemeine Sozialberatung stark nachgefragt ist. Es gebe Wartezeiten. Ein Grund dafür: Die Problemlagen der Menschen, die Hilfe suchen, seien in den letzten Jahren komplexer geworden und damit erfordern sie auch mehr Zeitaufwand und Zuwendung der Beraterinnen und Berater.
Mehr im Geldbeutel, trotzdem nicht reicher
Auch wenn das Einkommen jedes Jahr steigt, bedeutet das nicht, dass auch mehr gekauft werden kann. Ausschlaggebend ist das Verhältnis von Einkommen zu Preisen. Im Jahr 2024 waren die Nominallöhne in Deutschland um 5,4 Prozent höher als im Vorjahr. Die Verbraucherpreise stiegen im selben Zeitraum um 2,2 Prozent. Das bedeutet, die Löhne sind im Durchschnitt stärker gewachsen als die Preise, so die Zahlen des Statistischen Bundesamts.
Doch was sind Nominallohn und Reallohn? Der Reallohn ist der Verdienst, über den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer tatsächlich verfügen können, nachdem die Inflation berücksichtigt wurde. Im Gegensatz zum Nominallohn berücksichtigt der Reallohn die tatsächliche Kaufkraft des Verdienstes, erklärt das Statistische Bundesamt.
Durch die starke Inflation in den vergangenen Jahren wurde das Einkommen aber stark belastet. Vor allem der Strompreis war zwischenzeitlich stark gestiegen. Das hat auch Fahrgeschäfte auf Volksfesten getroffen, weshalb Preise ebenfalls angehoben werden mussten.
Soziale Beratungsstellen in Heilbronn gefordert
Mit wachsender Armut und Armutsgefährdung wächst auch der Bedarf an Unterstützung. Sozialverbände stellen dafür professionelle Beratung bereit. Die Diakonie Heilbronn bietet beispielsweise Sozialberatungen unter dem Motto: "Fragen kostet nichts" an.
Bei finanziellen Problemen, Lebenskrisen und existenziellen Fragen können sich Betroffene dort Unterstützung holen. In den Beratungsgesprächen wird geklärt: Welche Leistungen Betroffenen zustehen, welche Behörden die richtigen Ansprechpartner sind oder wie Bescheide geprüft werden können.
Sendung am Fr., 20.6.2025 6:00 Uhr, SWR4 BW am Morgen, SWR4 Baden-Württemberg