
Baden-Württemberg Papst-Kenner aus BW berichtet: Diese Themen hinterlässt Franziskus seinem Nachfolger
Caritas-Chef Oliver Müller hat den verstorbenen Papst Franziskus persönlich getroffen. Mit seinem Stil habe er gewisse Erwartungen an seinen künftigen Nachfolger geweckt.
Seit dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag wird über dessen Vermächtnis debattiert. Oliver Müller ist Leiter von Caritas international, dem Hilfswerk der deutschen Caritas mit Sitz in Freiburg, und hat das Oberhaupt der katholischen Kirche zu dessen Lebzeiten persönlich getroffen. Franziskus habe in der Kirche Themen wie Gerechtigkeit und Klimawandel stark gemacht. Diese dürften auch in Zukunft einen großen Stellenwert haben.

Oliver Müller leitet Caritas international, das Hilfswerk der deutschen Caritas mit Sitz in Freiburg.
Franziskus hat Ökologie zum Kirchen-Thema gemacht
Den Grundstein dafür habe Franziskus mit der Amazonas-Synode gelegt, bei der er Ökologie zu einem zentralen Thema der katholischen Kirche gemacht habe. "Es dürfte keinen Papst mehr geben, der diese Linie nicht weiter fortführt", sagte Müller dem SWR am Dienstag. Ein weiteres wichtiges Thema werde auch Gerechtigkeit bleiben. Denn Wirtschaft dürfe laut Papst Franziskus nicht töten, sondern müsse Leben schaffen und die Menschen beteiligen.
Es kann eigentlich keinen Katholiken mehr geben, der den Klimawandel leugnet. Oliver Müller, Leiter von Caritas international
Papst habe Caritas motiviert
Der Pontifex habe Kirchenvertreter auch dazu animiert, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. "Was ihn wirklich besonders gemacht hat, ist, dass er an die Grenzen der Erde ging", so Müller. So habe Franziskus beispielsweise in der Mongolei oder auf Tonga Kardinäle ernannt. Faszinierend fand Müller die Aussage "Mir ist eine verbeulte Kirche lieber, als eine Kirche, die selbstzufrieden und satt ist."
Der Spruch habe ihn und andere Caritas-Mitarbeitende dazu motiviert, auch dort Hilfe zu leisten, wo es schwierig ist und man sich angreifbar macht. "Wir wissen ja noch nicht, wer der neue Papst sein wird. So gesehen halte ich es für gut möglich und hoffe es auch, dass jemand sein Erbe dort auch weiterführt", so Müller.
Franziskus prägte neuen Umgangsstil
Franziskus sei bei all dem immer nahbar gewesen und habe so einen neuen Stil im Umgang innerhalb der Kirche geprägt. So sei ein Treffen zwischen Franziskus, Müller und anderen Caritas-Funktionären im Gästehauses des Papst sehr zwanglos abgelaufen. "Die Art und Weise wie er mit uns sprach, ganz natürlich, und wie er sich über Aufgaben der Caritas äußerte: Das war für mich ganz außerordentlich", erinnert sich Müller.
Er sei zuvor schon bei Audienzen mit Papst Benedikt XVI. gewesen. Bei ihm seien die Gespräche förmlich und etwas steif abgelaufen. Bei Franziskus habe man gemerkt, dass ihm die soziale Arbeit ein persönliches Anliegen war. "Was ihm wichtig war, das hat er auch an die Menschen gerichtet. Und das war Gerechtigkeit, das war Barmherzigkeit und die Sorge um Flüchtlinge", sagte Müller.
Sendung am Di., 22.4.2025 16:00 Uhr, SWR1 BW Nachrichten