Die Polizei hat die Straße in Tamm, in der am Montagabend Schüsse fielen, mit einem Band abgesperrt.

Baden-Württemberg Schüsse in Tamm: Opfer mutmaßlich aus der Security-Branche

Stand: 13.05.2025 18:30 Uhr

Nach Schüssen in Tamm (Kreis Ludwigsburg) am Montagabend ist der Schütze weiterhin flüchtig. Derweil gibt es erste Theorien zum Hintergrund.

Von Fabian Ziehe, Kerstin Rudat, Barbara Reeder

Die Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Ludwigsburg hat nach Schüssen in Tamm (Kreis Ludwigsburg) Ermittlungen wegen eines versuchten Tötungsdelikts aufgenommen. Derzeit richte sie eine Sonderkommission ein, teilte sie am Dienstagmittag mit. Bei den Schüssen erlitt demnach ein 23-Jähriger sehr schwere Verletzungen. Er befinde sich weiterhin in einem Krankenhaus, hieß es am Dienstagnachmittag. Zunächst hatte es geheißen, es bestehe Lebensgefahr. Zuvor hatte die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf Sicherheitskreise gemeldet, es handle sich bei dem Opfer wohl um einen 25 Jahre alten Mann.

Zeugen: Täter war maskiert und stieg aus einem schwarzen Auto

Der Mann war am Montagabend gegen 19:20 Uhr in einem eher ruhigen Wohngebiet in Tamm durch Schüsse schwer verletzt worden. Anwohnerinnen und Anwohner sagten dem SWR vor Ort, ein maskierter Mann sei aus einem schwarzen Kleinwagen ausgestiegen und habe mehrfach auf den 23-Jährigen geschossen. Danach habe es eine kleine Verfolgung gegeben, die in einer Einfahrt endete. Dort brach das Opfer zusammen. Der Schütze sei dann geflüchtet. Die Anwohnerinnen und Anwohner versorgten den Mann, bis Polizei und Rettungskräfte eintrafen.

Der Täter ist weiterhin auf der Flucht, möglicherweise mit einem Fahrzeug, und wird von der Polizei gesucht. Dies bestätigte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg am Dienstagmorgen. Weitere Angaben machte er nicht.

Streit in Security-Branche als Hintergrund?

Inzwischen gibt es erste Theorien zu den Hintergründen. Nach SWR-Informationen ist der angeschossene Mann in der Security-Branche tätig. Demnach könnten Auseinandersetzungen in der Branche der Tat vorangegangen sein. Die Polizei hat das bisher nicht bestätigt. Die Beamten prüfen einen Zusammenhang zu Schüssen in der Ludwigsburger Oststadt Ende April und einem Autobrand in Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) Anfang Mai. Ob es möglicherweise eine Verbindung zu der sogenannten Schuss-Serie in der Region Stuttgart gibt, bestätigte die Polizei am Dienstagnachmittag ebenfalls nicht.

Hintergrund: Schüsse in der Region Stuttgart
Seit mehr als zwei Jahren fallen immer wieder Schüsse in der Region Stuttgart - fast immer vor Shisha-Bars oder Barbershops, vorwiegend nachts. Immer wieder gibt es Verletzte, auch mindestens einen Toten. Die ersten Schüsse fielen Anfang September 2022 in Mettingen (Kreis Esslingen). Es folgten weitere Vorfälle im Frühjahr 2023 in Ostfildern, Plochingen (hier gleich zwei Mal) und Reichenbach (alle Kreis Esslingen) sowie in Eislingen an der Fils (Kreis Göppingen). Mitte März wurde in Stuttgart-Zuffenhausen geschossen. Am 8. April starb ein 18-Jähriger durch Schüsse in Asperg (Kreis Ludwigsburg). Anfang Juni 2023 wurden zehn Menschen durch den Anschlag mit einer Handgranate in Altbach (Kreis Esslingen) verletzt. Im Zuge der Ermittlungen sind seit Ende 2022 inzwischen mehr als 90 Tatverdächtige festgenommen worden (Stand Januar 2025). Ihnen wird unter anderem gefährliche Körperverletzung, versuchter gemeinschaftlicher Mord oder versuchter Totschlag vorgeworfen. Mehr als 300 Durchsuchungen und Kontrollen wurden im Zusammenhang mit der Schuss-Serie durchgeführt sowie mindestens eine Abschiebung. Die Polizei fand unter anderem Messer, eine Maschinenpistole, Schreckschusswaffen, Mengen an Smartphones unbekannter Herkunft, geringe Mengen Rauschgift und Testosteron - und geladene Schusswaffen in Autos. Bei einer Durchsuchung wurden sogar gefälschte Identitätspapiere sichergestellt. Im Februar 2024 wurde die Prävention im Rahmen der Ermittlungen ausgeweitet. Ein besonderer Schwerpunkt sind laut Landeskriminalamt dabei Brennpunkteinsätze mit intensiven polizeilichen Personen-, Fahrzeug- und Fahndungskontrollmaßnahmen im öffentlichen Raum.

Nach den Schüssen in Tamm hatte die Polizei am Montagabend mitgeteilt, es bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung. Unklar ist weiterhin, in welcher Beziehung Täter und Opfer zueinander stehen und was genau passiert ist. Die Polizei machte am Morgen auch keine Angaben, wo mit welchen Kräften gesucht wird. Ein Großaufgebot der Polizei war noch bis in den späten Abend auf der Suche nach dem Schützen.

Beamte der Spurensicherung stehen nach den Schüssen in Tamm vor ihrem Fahrzeug.

Die Polizei sicherte am Tatort in Tamm Spuren.

Polizei sucht Zeuginnen und Zeugen

Zeuginnen und Zeugen werden gebeten, sich bei der Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Ludwigsburg zu melden: telefonisch unter 0800-1100 225 oder per Mail an hinweise.kripo.ludwigsburg@polizei.bwl.de.

Sendung am Di., 13.5.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4

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