
Baden-Württemberg Stuttgart: Immer mehr Menschen leben in Armut
Die Zahl der armen Menschen in Stuttgart ist laut dem Statistischen Landesamt Baden-Württemberg gestiegen. Angebote wie das der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart kommen an ihre Grenzen.
Die Armut in Stuttgart hat zugenommen. Während 2021 noch 13,6 Prozent der Bevölkerung in Stuttgart armutsgefährdet waren, sind es 2024 bereits 15,9 Prozent, so das Statistische Landesamt Baden-Württemberg. Betroffene wie Axel Rüsterholz sind auf Hilfsorganisationen wie die Stadtmission der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart (eva) angewiesen. Dort heißt es, man komme durch den erhöhten Andrang an seine Grenzen.
Axel Rüsterholz aus Stuttgart ist von Armut betroffen
Axel Rüsterholz hatte einst eigene Immobilien, geriet dann aber durch Mietnomaden in finanzielle Schieflage, sagt er. Es ging immer weiter bergab, inzwischen bezieht er Erwerbsminderungsrente. Wegen alter Schulden reiche sein Geld kaum fürs Leben.

Axel Rüsterholz aus Stuttgart ist durch Mietnomaden in finanzielle Not gekommen. Er hat sich verschuldet, ist erkrankt und hat es seither nicht mehr aus der Armut geschafft.
Rüsterholz nutzt viele Hilfsangebote wie "eva's Tisch" - den Mittagstisch der eva. Es ist für ihn auch ein Ort, um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Rüsterholz erzählt: "Es hilft mir auf der einen Seite, den Tag zu strukturieren, aber auf der anderen Seite dann halt auch wieder zu Kräften zu kommen."
eva's Tisch in Stuttgart kommt an seine Grenzen
Die eva verzeichnet in all ihren Bereichen einen Anstieg der Nachfrage. Sie kämen an ihre Grenzen. Bei eva's Tisch seien 2024 ein Viertel mehr Mahlzeiten ausgegeben worden als noch im Vorjahr. Ein Grund könne die Preissenkung für das Mittagessen sein. Seit im letzten Jahr bezuschusst die Stadt Stuttgart das Essen. So kann es für einen Euro statt wie zuvor 2,50 Euro angeboten werden. Dadurch könnten sich vermutlich mehr Menschen dieses warme Mittagessen leisten, so die eva.
eva Stuttgart: Steigende Not bei armen Menschen
Die Probleme der bedürftigen Menschen haben zugenommen, laut eva. Das Leben mit wenig Geld und die damit verbundenen Sorgen würden viele von ihnen psychisch krank machen. Oft fehle es an medizinischer Versorgung. Laut Mitarbeitern der eva kommt es zu immer mehr Konflikten in den Einrichtungen.
Die Menschen, die wir erleben, sind wirklich in großer Not, mit wenig Chancen. Christa Musch, Abteilungsleiterin bei der eva
Auch bei sogenannten Notübernachtungsplätzen der Stadt Stuttgart sei der Andrang sehr groß. Christa Musch, Abteilungsleiterin der Dienste für Menschen in Armut, Wohnungsnot und Migration bei der eva spürt auch eine Angst bei den Bedürftigen, dass sie zu wenig bekämen. Sie gingen untereinander in Konkurrenz.
Immer mehr Menschen armutsgefährdet
Als armutsgefährdet gelten Personen, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens der Gesamtbevölkerung entspräche, so das Statistische Landesamt Baden-Württemberg. Mehr als jeder zehnte in Baden-Württemberg lebte demnach 2024 in Armut. Das zeigt sich auch in den großen Städten wie Stuttgart.
Das SWR-Format 360 Grad hat sich auch bereits mit dem Thema Armut in Stuttgart beschäftigt:
Wege aus der Armut
Ein zentraler Schritt aus der Armut sei eine gute Wohnsituation für die Betroffenen. Musch erklärt: "Es ist nicht nur die Armut, einhergehend ist die soziale Isolation, die finanziellen Existenzkrisen, die da sind, die fehlende medizinische Behandlung, die ihnen zugutekommen kann, und der fehlende Wohnraum durch wenig sozialen Wohnungsbau, den wir hier haben. Das alles erschwert es unseren Menschen, aus diesen Armutsfallen herauszukommen."

Axel Rüsterholz aus Stuttgart ist von Armut betroffen und nimmt viele Angebote der eva in Anspruch. Weil er noch Schulden abbezahlen muss, kann er von seiner Erwerbsminderungsrente kaum leben.
Als Betroffener sieht Rüsterholz zwei Schwierigkeiten, um aus der Armut zu kommen. Zum einen, dass Menschen nicht nach Hilfe fragen möchten. Zum anderen sei die Hilfe, die die Systeme anbieten nicht ausreichend, um den Sprung aus der Armut zu schaffen.
Sendung am Fr., 6.6.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW