Hinter der Bar seiner Gaststätte bereitet Leo Azodo ein Kaltgetränk zu.

Baden-Württemberg Weltflüchtlingstag: Wie der Nigerianer Leo Azodo eine neue Heimat in Schwäbisch Gmünd gefunden hat

Stand: 19.06.2025 17:29 Uhr

Fast drei Millionen Geflüchtete leben in Deutschland. Viele kehren in ihre Heimat zurück, andere bleiben. So wie Leo Azodo, der sich in Schwäbisch Gmünd ein neues Leben aufgebaut hat.

Von Ole Hilgert

Mehr als 120 Millionen Menschen sind derzeit weltweit auf der Flucht. Auf ihr Schicksal soll der Weltflüchtlingstag aufmerksam machen, der am 20. Juni stattfindet und von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen wurde. Die Integration in den Arbeitsmarkt stellt neben Sprachbarrieren oft die größte Hürde dar. Der Nigerianer Leo Azodo hat in Schwäbisch Gmünd den Sprung geschafft.

Vor 13 Jahren als Flüchtling aus Nigeria gekommen

Es ist ein warmer Sommertag im Freibad Bettringen in Schwäbisch Gmünd. Leo Azodo hat viel zu tun. Pizza, Eis und vor allem kalte Getränke verkauft der 39-Jährige heute. Noch vergangenes Jahr hat Azodo, der aus Nigeria kommt, hier im Kiosk als Aushilfe gearbeitet. Dann hörte der alte Restaurant-Pächter auf. "Er sagte, er macht nicht mehr weiter und wenn du Lust hast, kannst du übernehmen. Da habe ich nicht lange gewartet", berichtet er.

Vor 13 Jahren kam Azodo als Geflüchteter aus dem Norden Nigerias nach Deutschland. Er landete in Schwäbisch Gmünd und fand schnell in der Gastronomie eine berufliche Perspektive. Eigentlich ist er gelernter Industriemechaniker. Doch in seinem neuen Leben habe er jede Arbeit dankbar angenommen, auch Ein-Euro-Jobs.

Leo Azodo, rechts im Bild, sitzt auf der Terrasse der Gaststätte mit einem Gast an einem Tisch.

Leo Azodo nimmt sich Zeit für seine Gäste - viele kennen ihn schon seit Jahren.

Azodo leitet jetzt ein kleines Gastro-Team im Freibad Bettringen

Die Arbeit war für Leo Azodo ein wichtiger Teil, um in Deutschland Fuß zu fassen. Am Anfang kannte er niemanden hierzulande. Doch er war offen, verstand sich gut mit seinen Chefs und Kollegen und konnte viel von ihnen lernen. Mittlerweile leitet er selbst ein Team von sieben Leuten im Restaurant. Er sieht sie als seine zweite Familie.

Das Familiäre setzt sich auch bei der Kundschaft fort. Viele Stammgäste im Freibad kennen Azodo noch aus seiner Anfangszeit in Bettringen. "Der Leo ist ein guter Freund von uns. Er ist immer hilfsbereit und freundlich. Und macht super Pizza", berichtet eine Frau. Eine andere Besucherin freut sich, dass er die Gaststätte übernommen hat: "Das ist richtig mutig, ich wünsch' ihm nur das Beste!"

Bei der Integration durch Arbeit muss man natürlich diejenigen, die das leisten, auch belohnen. Und bei denjenigen, die schon seit Jahren in den sozialen Transfer-Systemen hängen, zu anderen Maßnahmen greifen. Der Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd, Richard Arnold

OB Arnold erwartet Lernwillen und Ausbildung

Aus Sicht von Schwäbisch Gmünds Oberbürgermeister Richard Arnold ist die Geschichte von Leo Azodo eine Erfolgsgeschichte. Der CDU-Politiker setzt sich seit Jahren für die Integration von Geflüchteten ein. Er macht aber auch klar, was er von ihnen erwartet: Die deutsche Sprache lernen und eine Ausbildung machen. Nur so hätten Geflüchtete eine gute Zukunft in Deutschland.

Die Freibad- und Vereinsgaststätte der SG Bettringen in Schwäbisch Gmünd. Hier ist Leo Azodo seit einigen Wochen Küchenchef und Pächter.

Bestes Sommerwetter in der Freibadgaststätte in Bettringen. Hier ist Leo Azodo seit einigen Wochen Küchenchef und Pächter.

Mit ihrem "Gmünder Weg" sei die Stauferstadt über Jahre gut gefahren, findet Arnold. Doch heute sehe auch er die Herausforderungen der Migration differenzierter. Das liege an den Stadtfinanzen oder auch den teils gestiegenen Erwartungen vieler Geflüchteter: "Bei der Integration durch Arbeit muss man natürlich diejenigen, die das bringen und die das leisten, auch belohnen, und bei denjenigen, die schon seit Jahren in den sozialen Transfer-Systemen hängen, zu anderen Maßnahmen greifen."

Kochbananen statt Freibadfood

Auf Gastronom Leo Azodo trifft das nicht zu. Er habe in seiner neuen Heimat immer hart gearbeitet - und wolle nun den Menschen etwas zurückgeben und für gegenseitiges kulturelles Verständnis sorgen. Statt Spaghetti, Pommes und Pizza soll es im Freibad Bettringen bald auch Abende mit nigerianischer Küche geben. Auf der Speisekarte stehen dann auch Kochbananen, Gemüse und tradionelle Reisgerichte. Bald schon könnte Azodo ein weiteres Ziel erreichen und die deutsche Staatsangehörigkeit erlangen. Den Einbürgerungstest habe er bereits bestanden.

Sendung am Fr., 20.6.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW

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