
Bayern Gefährdet Trump Vielfalt in bayerischen Konzernen?
US-Präsident Trump führt einen Feldzug gegen Diversitätsprogramme in Behörden und Firmen. Auch deutsche Unternehmen sind betroffen. Der DAX-Konzern SAP hat dem Druck nachgegeben. Aber wie sieht es bei den großen Unternehmen in Bayern aus?
Die Nachricht hatte selbst SAP-Mitarbeitende überrascht. Der Softwarekonzern aus Walldorf beugt sich dem Druck von US-Präsident Trump und hat das Aus für die Frauenquote im Konzern verkündet. Es gebe Dekrete, Executive Orders aus den USA, die man einzuhalten habe, sagte SAP-Vorstandschef Christian Klein zur Begründung. Für SAP ist das US-Geschäft ein wichtiges Standbein. Viele US-Behörden verwenden Software aus Waldorf, auch die US-Armee.
Zuvor war auch die Deutsche Telekom mit ihrer US-Tochter eingeknickt. Die hatte Anfang April bekannt gegeben, dass T-Mobile US aufgrund der neuen Trump-Regularien ihre Diversitäts-Initiativen weitgehend aufgebe. Am Tag nach einem entsprechenden Schreiben an die US-Regulierungsbehörde FCC genehmigte diese übrigens die von T-Mobile US angestrebte Übernahme des Kabelnetzbetreibers Lumos.
Trumps Feldzug gegen Vielfalt
Der US-Präsident geht seit dem Amtsantritt im Januar rigoros gegen sogenannte DEI-Programme vor (Diversity, Equity and Inclusion). Sie sollen für mehr Vielfalt in Unternehmen sorgen, mehr Frauen in Führungspositionen bringen und benachteiligte Personengruppen fördern. Mit der Order 14173 (externer Link) zwingt der US-Präsident Unternehmen, ihre DEI-Programme zu streichen. Trump ist der Meinung, dass diese Programme gegen Bürgerrechte verstoßen und auch die Kompetenz der Unternehmen darunter leidet.
Ökonomisch gesehen ist das Gegenteil der Fall, das zeigen zahlreiche Studien, wie die der Unternehmensberatung Mc Kinsey (externer Link), die belegt, dass die Vielfalt in Unternehmen, auch durch gemischte männliche und weibliche Führungsteams, für den Geschäftserfolg immer bedeutender werden.
Deutsche Unternehmen erhalten Post aus den USA
Laut Industrie- und Handelskammer haben bereits zwei Dutzend Unternehmen, die in den USA aktiv sind, eine Aufforderung erhalten, ihre DEI-Programme dort einzustellen. Wie viele bayerische Unternehmen solche Briefe bekommen haben, ist nicht bekannt, heißt es bei der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Auch was genau in diesen Briefen steht, welche Sanktionen drohen und wie die Unternehmen reagieren, ist unbekannt. Die Firmen halten sich bedeckt.
Zurückhaltung bei Siemens
Der Münchner Konzern will sich nicht dazu äußern, ob die US-Regierung bereits mit Sanktionen gedroht hat, falls die unternehmenseigenen Inklusionsprogramme nicht zurückgefahren oder eingestellt werden. Allerdings sehe man aktuell keine Notwendigkeit, die Bemühungen hinsichtlich vielfältiger Teams und eines inklusiven Arbeitsumfelds zu verändern.
Man bleibe beim Ziel, den Anteil von Frauen im Topmanagement weltweit bis zum Herbst 2025 auf 30 Prozent zu erhöhen. Denn vielfältige Teams führten zu besseren Geschäftsergebnissen, heißt es aus München. Der Konzern betreibt in den USA 22 Produktionsstandorte und beschäftigt inklusive der Töchter Siemens Mobility und Siemens Healthineers 48.000 Menschen.
BMW will mit Bedacht vorgehen
Der Münchner Autobauer will nicht übereilt kurzfristigen Trends folgen. Man beobachte die Situation in den USA aber besonders aufmerksam und bringe dort eigene Richtlinien und Maßnahmen in Einklang mit dem neuen US-Recht, heißt es von BMW. Gleichzeitig sei man bei der BMW Group davon überzeugt, dass vielfältige Perspektiven und Talente das Unternehmen stärkten. Im vergangenen Jahr erzielte der Autobauer über 16 Prozent seines Fahrzeugabsatzes in den USA. Das Werk in Spartanburg ist mit rund 11.000 Mitarbeitenden der größte US-Standort.
Allianz will sich nicht einschüchtern lassen
Man halte sich zwar an die lokalen Gesetze der Länder, in denen man tätig sei, aber als globales Unternehmen sei man schließlich in 70 Märkten aktiv, so die Allianz. Um global erfolgreich zu sein, fördere man ein Arbeitsumfeld, das auf Chancengleichheit ausgerichtet ist und auf eine Kultur der Integrität, Fairness, Inklusivität und des Vertrauens. An diese Grundsätze halte man sich auch weiterhin, unabhängig von äußeren Veränderungen.
Das klingt nicht nach einer Abschaffung der Frauenförderung. Und hier ist die Allianz führend. Im Vorstand der Allianz sitzen vier Frauen, das ist ein Anteil von 44 Prozent und im Top-Management sind 34 Prozent der Positionen mit Frauen besetzt.
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Quelle: BR24 15.05.2025 - 07:39 Uhr