Weißes Pulver wird von einer Hand auf eine Linie gebracht, daneben liegt ein gerollter Geldschein.

Bayern Landeskriminalamt: Bayern wird mit Kokain überschwemmt

Stand: 23.04.2025 12:58 Uhr

Die Beamten des Bayerischen Landeskriminalamts registrieren immer mehr Verbrechen im Zusammenhang mit Kokain. Beim Heroin schaut die Entwicklung anders aus. Gewarnt wird aktuell vor allem auch vor synthetischem Rauschgift wie Fentanyl.

Von Frank Jordan, Henning Pfeifer

Auch in Bayern ist die Zahl der Kokaindelikte in den vergangenen Jahren stark angestiegen, seit 2020 um über 80 Prozent. Das teilte das Landeskriminalamt BR24 auf Nachfrage mit. BKA-Präsident Holger Münch hatte gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vor einer "Kokain-Schwemme" gewarnt. Eine Entwicklung, von der sich offenbar auch Bayern nicht frei machen kann.

Kokain immer leichter verfügbar

Wurden in Bayern im Jahr 2020 noch 2.148 Straftaten im Zusammenhang mit Kokain registriert, stiegen die Zahlen mit dem Ende der Corona-Pandemie stark an, auf zuletzt 3.972 (2024). Auch bei der Verfügbarkeit von Kokain stellt das Landeskriminalamt eine außerordentliche Zunahme fest.

Gleichzeitig sei zu vermuten, dass die Anzahl der Kokainkonsumenten ebenfalls gestiegen sei, da der Bedarf an der Droge mit der gestiegenen Verfügbarkeit offensichtlich Schritt halte, erklärt LKA-Sprecher Jannik Schmidt. Besonders bedenklich: Seit drei Jahren ist Kokain die zweithäufigste Todesursache in Folge von Betäubungsmittelmissbrauch. 2024 starben in Bayern 28 Menschen nach dem Konsum von Kokain, im Zusammenhang mit Heroin gab es 54 Tote.

Hintergrund für die sehr starke Kokain-Verbreitung in Deutschland ist nach den Worten von BKA-Chef Holger Münch die Sättigung des nordamerikanischen Markts, mit der Folge, dass sich der Drogenhandel stärker auf Europa konzentriere.

Starker Rückgang beim Heroin

Bei Heroin ist deutschlandweit eine gegenläufige Entwicklung festzustellen. In Bayern sanken die Delikte seit dem Jahr 2020 um knapp ein Drittel von 1.521 auf 1.030 (2024). Eine der maßgeblichen Ursachen dürften nach Einschätzung des Bayerischen Landeskriminalamts die Engpässe bei der Verfügbarkeit von Heroin sein, nachdem die Taliban in Afghanistan den Anbau von Schlafmohn verboten haben.

Afghanistan gilt als das weltweit größte Anbaugebiet von Opium, das die Grundlage für Heroin ist. Ein anderer Grund für den Rückgang bei Heroin ist laut LKA die zunehmende Verbreitung von synthetischen Opioiden, also künstlich hergestellten Drogen aus dem Bereich der sogenannten Neuen psychoaktiven Stoffe. Der Anschaffungspreis sei geringer, die Wirkpotenz teils enorm hoch.

Warnung vor Fentanyl

Das Landeskriminalamt befürchtet deshalb, dass der Konsum synthetischer Opioide in naher Zukunft den Heroinkonsum kompensiert. BKA-Chef Münch warnt deshalb vor einem deutlich höheren Risiko für Konsumenten und verweist auf die hohe Zahl der Fentanyl-Todesfälle in den USA. Dort sterben jährlich zehntausende an einer Überdosis.

Fentanyl ist etwa 50 Mal stärker als Heroin und wird häufig ohne Wissen der Konsumenten anderen Drogen wie Heroin, aber auch Kokain untergemischt. In Bayern sind vergangenes Jahr 19 Menschen an einer Überdosis Fentanyl gestorben, 54 nach dem Konsum von Heroin. Insgesamt ist die Zahl der Drogentoten 2024 mit 214 Fällen aber auf den niedrigsten Stand der letzten zehn Jahre gesunken.

Drogen per Post ins Haus

Immer öfter werden die Drogen offenbar einfach per Post geliefert. Die bayerische Polizei hat jetzt einer Drogenbande das Handwerk gelegt, die sich auf das Versenden von Rauschgift spezialisiert hatte. Wie das Bayerische Landeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg mitteilten, wurden mehr als 50 Kilogramm Rauschgift sichergestellt.

Ausgangspunkt der Durchsuchungen von fünf Adressen in Neuburg an der Donau und im Landkreis Eichstätt waren Ermittlungen zu Drogengeschäften in Thüringen. Die Spur führte zu sieben Tatverdächtigen, von denen drei Männer und eine Frau im Alter zwischen 24 und 56 Jahren festgenommen wurden. Diese vier kamen in Untersuchungshaft. Das logistische Netzwerk der Bande soll in Neuburg an der Donau und im Raum Eichstätt gewesen sein. Dort stellten die Ermittler Anfang Februar 53 Kilogramm Drogen verschiedener Art sicher, darunter überwiegend Methamphetamin (30 kg), Heroin (2 kg), Kokain (4 kg) und 150.000 Pillen. Rauschgiftbestellungen seien über das Internet aus aller Welt eingegangen. Zahlreiche Postsendungen mit Rauschgift konnten abgefangen werden. Dank einer detaillierten Buchführung der Drogenbande können die Ermittler auch die Käufer identifizieren. Die bei der Durchsuchung sichergestellten Drogen waren versandfertig gelagert und hätten der Bande einen Erlös von mehr als einer Million Euro gebracht.

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Quelle: BR24 23.04.2025 - 13:17 Uhr