Jedes Jahr bringt die UNO etwa 3.000 Studierende aus allen Kontinenten nach New York, um die Abläufe und Gremien der Vereinten Nationen zu simulieren.

Bayern UN-Planspiel: Münchner Studierende machen Weltpolitik auf Probe

Stand: 22.04.2025 12:12 Uhr

Jedes Jahr bringt die UNO etwa 3.000 Studierende aus allen Kontinenten für das Planspiel Model United Nations (MUN) nach New York. Auch Münchner Studierende waren in diesem Jahr mit dabei – und vertraten dort auf Probe Südkorea.

Von Alexandra Reese

Als Alina Müller und Leonhard Schmid zum ersten Mal durch die Sicherheitskontrollen des UN-Hauptquartiers in Manhattan gehen, ist da ein Moment, der sie innehalten lässt. Zwischen internationalen Flaggen, Marmorgängen und echten Delegierten wird klar: Sie sind mittendrin – im Herzen der Weltpolitik.

Leonhard Schmid, Geographiestudent an der LMU München, beschreibt die Erfahrung als ein absolutes Erlebnis. Besonders beeindruckend sei, dort stehen zu dürfen, wo tagtäglich echte Diplomaten durch die Hallen schreiten.

Model UN: Die UNO als Planspiel

Jedes Jahr bringt die UNO etwa 3.000 Studierende aus allen Kontinenten nach New York, um die Abläufe und Gremien der Vereinten Nationen zu simulieren. Model United Nations (MUN) ist eines der größten Planspiele weltweit. Gemeinsam mit 14 weiteren Studierenden der LMU sind Leonhard Schmid und Alina Müller dieses Jahr dabei. Das Auswahlverfahren ist hart, es gibt weit mehr Bewerbungen als Plätze. Das Ziel der Teilnehmer: die Arbeit der Vereinten Nationen in 16 simulierten Komitees nachahmen und selbst erleben. Das bedeutet: verhandeln, reden, Kompromisse suchen. Und das nicht im Hörsaal, sondern dort, wo normalerweise echte UN-Entscheidungen fallen – im UNO-Hauptquartier in Manhattan.

"Wie können wir als Diplomaten agieren und eine Lösung gemeinsam finden? Das mal hautnah mitzubekommen, das ist ganz spannend und wichtig", sagt Alina, Politikwissenschaftlerin im achten Semester. 

Die 16 Studierenden der LMU München bei ihrem Besuch in New York.

Die 16 Studierenden der LMU München bei ihrem Besuch in New York.

Von München nach Manhattan – mit Mission

Seit Monaten hat sich das Team der LMU vorbereitet. Ziel ist es, als Gesamtdelegation einen Mitgliedsstaat der UN so realitätsnah wie möglich zu repräsentieren und dabei internationale Diplomatie in all ihren Facetten zu simulieren. Die Regel: Niemand darf sein Heimatland vertreten – und so haben sich die Münchner in diesem Jahr intensiv mit der Republik Südkorea beschäftigt.

Begleitet werden die Studenten von Nicolas Lippert, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni. Ihm ist wichtig, dass Model UN nicht nur ein akademisches Experiment bleibt: "Wir sind ja ein Universitätsseminar, das heißt sehr theoretisch – normalerweise. Und wir können jetzt in diesem Seminar die Theorie ergänzen um die ganze Praxis. Also das Reden halten, das Texte schreiben, das Recherchieren in der Landesposition." Er sieht Model UN als Chance, politische Abläufe greifbar zu machen.

Mehr als Politik: Persönliche Entwicklung

Während der Model UN-Woche wird in New York verhandelt, gestritten und vermittelt – wo auch immer Platz ist: auf Gängen, in Foyers oder improvisierten Sitzungsräumen. Was zählt, ist das Erlebnis. Die Praxis. Und das Gefühl, plötzlich selbst Teil dieser großen Bühne zu sein. Doch Model UN ist nicht nur eine politische Simulation, sondern auch ein Ort der Begegnung.

Ein Erlebnis, das bleibt

Für Leonhard Schmid ist das Besondere, dass Menschen aus ganz unterschiedlichen Ländern und Hintergründen zusammenkommen. In Anzug und Krawatte diskutieren sie über globale Themen wie Klimawandel oder Weltfrieden – Themen, die im Alltag oft weit entfernt scheinen.

Wenn Studierende die Rollen internationaler Diplomaten einnehmen, wird aus trockener Theorie gelebte Weltpolitik. Für die Münchner Delegation wird dieses Planspiel zur einmaligen Realität, die Woche in New York zu einem prägenden Erlebnis – weit über das Studium hinaus.

Die Studierenden bei ihrem Besuch der UNO.

Die Studierenden bei ihrem Besuch der UNO.

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Quelle: BR24 im Radio 22.04.2025 - 11:47 Uhr