
Bayern Wenn Kaufhäuser pleitegehen: Benkos Geisterbaustellen
Der einstige Immobilienmogul René Benko baut nicht mehr – und wer darf’s richten? München, Regensburg und Nürnberg befinden sich im Stillstand. Wie der Immobiliencrash unsere Städte blockiert.
Der Immobilienmogul René Benko kam, sah und kaufte. Mit Geld in Milliardenhöhe, geliehen von Investoren aus aller Welt. Doch Benko hatte sich verzockt – mit der Immobilienkrise ging seine Firma Signa pleite, er selbst sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.
Welche Tragweite diese Insolvenz hat, zeigt sich in vielen deutschen Innenstädten: stillgelegte Großbaustellen, Kaufhausruinen, Leerstand. Doch warum tun sich die Städte bei den Benko-Baustellen so schwer? Und wie kann es jetzt weitergehen? Kontrovers – die Story begibt sich auf Spurensuche durch Bayern.
Passantin: "Ist ein Schandfleck"
München, Schützenstraße. Hier stand einst ein Vorzeige-Kaufhaus: 40.000 Quadratmeter Einkaufsfläche, Premiumlage direkt am Hauptbahnhof, geschätzter Immobilienwert: über 350 Millionen Euro. Inzwischen steht da eine Geisterbaustelle, mehr noch: "Entsetzlich, weil ich es von früher kenne. Und ich weiß, wie schön, wie toll es war, wenn man ankam und konnte dann zu Herti, Karstadt oder Kaufhof. Ist ein Schandfleck" - so formulierte es eine Passantin gegenüber Kontrovers – die Story.
Belagert wurde die Bauruine dann von Obdachlosen und Drogendealern - und heute von Ratten. Für Michael Geisler ist das ein Problem. Er führt das Hotel Excelsior direkt gegenüber. Zur Bekämpfung der Ratten hat er allein im letzten Jahr mehr als 3.000 Euro ausgegeben.
Im Video: Pleite-Kaufhäuser und Geisterbaustellen: René Benkos bitteres Erbe
Bundesregierung förderte Benko mit 680 Millionen Euro
Der Immobilien-Tycoon Benko hatte die Galeria-Karstadt-Kaufhof-Kette 2019 erworben. Mit über 93 Filialen. Er versprach, sie vor der drohenden Insolvenz zu retten - und bekam dafür von der Bundesregierung eine stattliche Finanzspritze: 680 Millionen Euro. Seit Benkos Firma in die Insolvenz schlitterte, ist ungewiss, was aus den leerstehenden Kaufhäusern wird.
Nur ein paar Gehminuten entfernt in der Neuhauser Straße liegt die Alte Akademie. Eine weitere von Benkos Geisterbaustellen. Hier sollten eigentlich Geschäfte und Büros entstehen, auf 22.000 Quadratmetern. Was nun mit der Immobilie passieren soll, entscheidet der Insolvenzverwalter. Kontrovers hat dort angefragt, aber keine konkrete Antwort erhalten. Das Verfahren gegen Benko läuft noch.
Florian Schönemann sitzt für die Grünen im Bauausschuss der Stadt München. Er erklärt: "Die Stadt hat nicht das Recht, hier jemanden zu verpflichten auch zu bauen, zu investieren. Wir machen die Stadtplanung, und wenn hier was verändert werden soll von den Anforderungen, dann macht das das Stadtplanungsamt. Und das wurde gemacht und jetzt liegt es dann an den Eigentümern es zu realisieren." Ein weiteres Problem: Das Grundstück wurde per Erbpacht vom Freistaat Bayern erworben, nur Bayern kann also Druck aufbauen.
Regensburg: Wirbel um angebliches islamisches Kulturzentrum
Noch verworrener ist die Lage in Regensburg. Hier weiß man derzeit nicht einmal genau, wem das Galeria-Kaufhof-Gebäude im Altstadt-Zentrum überhaupt gehört.
Zwischenzeitlich kam das Gerücht auf, man wolle aus dem Kaufhaus ein islamisches Kulturzentrum mit Gebetsraum machen. Der Insolvenzverwalter soll das Gebäude an einen arabisch-israelischen Investor weiterverkauft haben, der Stadt Regensburg wurde der entsprechende Kaufvertrag zugestellt. Und plötzlich fand sich Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer in einer öffentlichen Debatte um deutsche Leitkultur wieder: "Das war eine Aktion um uns unter Druck zusetzten zu einem möglichst hohen Preis möglichst schnell und überstürzt dann dieses Vorkaufsrecht zu ziehen, zu einem Preis, der einfach nicht realistisch war."
Das islamische Kulturzentrum war nur ein Vorwand, um die Stadt zum Kauf der Immobilie zu drängen. Letztlich entschied man sich gegen das Vorkaufsrecht, will aber weiterverhandeln, um einen angemessenen Preis.
Zurück bleibt der Eindruck von Ungewissheit. Für Benkos Geisterbaustellen gibt es keine Perspektiven, die Verantwortung wird oft weitergeschoben. Gewiss scheint nur: Die Bauruinen werden wohl noch eine Weile das Bild unserer Innenstädte prägen.
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Quelle: Kontrovers 14.05.2025 - 21:15 Uhr