Ein Arbeiter in Hitzeschutzkleidung arbeitet in einem Stahlwerk, Funken sprühen.

Bremen Kein grüner Stahl aus Bremen: Arcelor Mittal kippt Umbau-Pläne

Stand: 19.06.2025 16:48 Uhr

Der Konzern will keine Förderanträge für grünen Stahl stellen. Die Bremer Politik ist bestürzt – und fordert ein klares Bekenntnis zum Bremer Stahlwerk.

Von Hauke Hirsinger und Sebastian Manz

Es wird erst einmal keinen klimaneutralen Umbau des Bremer Stahlwerks geben. Das hat der Konzern Arcelor Mittal inzwischen bestätigt. In einer Mitteilung heißt es, dass das Unternehmen die Pläne zur "Dekarbonisierung der Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt leider nicht weiterverfolgen kann".

Zuvor hatte buten un binnen bereits aus Belegschaftskreisen und dem politischen Raum von der Entscheidung erfahren. Hintergrund dazu war ein Brief aus der Konzern-Zentrale in Luxemburg, nach dem Arcelor Mittal entsprechende Förderanträge, die für den grünen Umbau der Hütte notwendig wären, nicht stellen wird.

Konzern-Chef sieht ganze Industrie unter hohem Druck

Laut Konzern hätten sich die "politischen, energie- und marktbezogenen Rahmenbedingungen nicht in die erhoffte Richtung entwickelt". "Die europäische Stahlindustrie steht derzeit unter einem noch nie dagewesenem Druck, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten – und das bereits ohne die zusätzlichen Kosten, die für die Dekarbonisierung erforderlich sind", sagte Arcelor Mittal-CEO Geert Van Poelvoorde.

Arcelor Mittal hält an dem Ziel fest, die CO2-Bilanz seiner Anlagen weiter zu verbessern, auch wenn es – wie im April angekündigt – zunehmend unwahrscheinlicher wird, die CO2-Reduktionsziele bis 2030 zu erreichen.
(Arcelor Mittal in einer Mitteilung)

Arcelor Mittal argumentiere, dass der für die klimaneutrale Stahlproduktion notwendige Wasserstoff zu teuer sei. Außerdem erschwerten US-Zölle und Billig-Stahlimporte aus Nicht-EU-Staaten das Geschäft.

Bovenschulte fordert Bekenntnis zu Bremen

Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte sprach von einem schweren Schlag für den Bremer Wirtschaftsstandort, vor allem aber für die Beschäftigten und ihre Familien. "Wir werden die Stahlbosse nicht aus der Verantwortung lassen", sagte der SPD-Politiker in einer Mitteilung.

Der Konzern muss jetzt umgehend eine Perspektive für die Hütte und die Arbeitsplätze aufzeigen. Ich erwarte, dass er sich zu dem Werk und der Stahlproduktion in Bremen bekennt.
(Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte)

Um klimaneutralen Stahl zu produzieren, gab es Pläne, die beiden Hochöfen stillzulegen und durch eine Direktreduktionsanlage zu ersetzen. Die würde mit umweltfreundlichem Wasserstoff arbeiten. Außerdem sollten elektrisch betriebene Schmelzöfen die herkömmlichen Stahlkonverter ablösen. Bremen und der Bund hatten sich bereit erklärt, die Umbaumaßnahme mit rund einer Milliarde Euro zu fördern. "Selbst mit der finanziellen Unterstützung ist die Wirtschaftlichkeit dieser Umstellung nicht ausreichend gegeben, was das Ausmaß der Herausforderung verdeutlicht", sagte Arcelor Mittal-Chef Van Poelvoorde.

"Wir haben die Dekarbonisierung der Bremer Hütte massiv unterstützt: 840 Millionen Euro an staatlicher Förderung durch Land und Bund sind kein Pappenstiel", sagte Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke). Sie nannte die Entscheidung des Konzerns "gegenüber den Beschäftigten verantwortungslos und industriepolitisch falsch". Grüner Stahl werde längst produziert. "Auch in China", so Vogt.

Dieses Thema im Programm:
Bremen Eins, Nachrichten, 19. Juni 2025, 14 Uhr