
Hamburg Hamburgs Antisemitismusbeauftragter wegen israelischer Musik attackiert
Hamburgs Antisemitismusbeauftragter Stefan Hensel ist offenbar Opfer eines mutmaßlich antisemitischen Vorfalls geworden. Es drehe sich um Beleidigung und Nötigung durch einen 57 Jahre alten Mann, teilte die Polizei mit. Wegen des Verdachts auf einen politischen Hintergrund habe der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen.
Nach Angaben der Polizei war es am Abend des 25. Mai dieses Jahres zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen dem 57-Jährigen und Hensel gekommen. Laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung hatte Hensel, der mit seiner Tochter im Auto unterwegs war, israelische Musik abgespielt. An einer Ampel kurz vor dem Bahnhof Dammtor habe ihn dann der Mann aus einem Lieferwagen heraus durch das offene Fenster als "Kindermörder" und "Scheiß-Israeli" beschimpft. Später habe er zudem versucht, Hensel mit seinem Wagen von der Straße abzudrängen.
Laut Polizei hatte sich eine zufällig am Tatort befindliche Streifenwagenbesatzung des Vorfalls angenommen und ein Ermittlungsverfahren gegen den 57-Jährigen eingeleitet. Der Mann blieb den Angaben zufolge nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen mangels Haftgründen auf freiem Fuß.
Hensel "schockiert und entsetzt"
"Ich bin schockiert und entsetzt über die aggressive Reaktion des Täters - ausgelöst allein durch ein hebräisches Lied", sagte Hensel der Nachrichtenagentur dpa. Das zeige auf erschreckende Weise, wie weit dieser aufgeheizte, islamistische Antisemitismus gehe. Er selbst habe die Situation als extrem bedrohlich empfunden. Der blanke Hass dieses Mannes habe ihn zutiefst schockiert. "Wir haben lediglich ein Lied mitgesungen", sagte Hensel. Er habe Angst um seine Tochter gehabt. Für ihn sei dieser Übergriff ein weiterer Beleg für einen enthemmten Antisemitismus auf deutschen Straßen.
Tschentscher spricht von schwerer Straftat
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sagte der "Bild"-Zeitung: "Der Angriff auf den Antisemitismusbeauftragten des Senats ist eine weitere schwere Straftat in einer Serie zunehmender antisemitischer Vorfälle seit 2023." Das sei erschreckend und beschämend. "Der Senat steht eng an der Seite der jüdischen Gemeinden und setzt sich dafür ein, das jüdische Leben in Hamburg zu stärken und zu schützen." Die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Die Grünen) sprach von einem "erschreckenden Beispiel für den leider zunehmenden Antisemitismus, den Jüdinnen und Juden in unserem Land erleben müssen". Solidaritätsbekundungen kamen auch von der CDU, der Linken, der AfD und der FDP.
Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 04.06.2025 | 18:00 Uhr