Der völlig ausgebrannte Raum eines Theaters

Hamburg Horror fürs Horrortheater: Nach dem Brand ist alles weg

Stand: 16.04.2025 13:26 Uhr

Nach einem Feuer im Miskatonic-Theater in Hamburg-Harburg stehen die Gründer nicht nur ohne Spielstätte, sondern auch ohne Wohnung da. Doch Nisan Arikan und Lars Henriks wollen weiterkämpfen.

Von Isabelle Verena Wildberger

Noch immer liegt der Brandgeruch in der Luft. In den Räumen des ehemaligen Miskatonic Theaters in Harburg hat es Anfang März gebrannt. Die Existenz der beiden Theatermacher: vollkommen zerstört. "Seit fünf Jahren machen wir hier in Harburg Theater", erzählt Lars Henriks. "Alles, was wir in der Zeit gemacht und zusammengetragen haben, haben wir hier hingebracht. Und das ist jetzt mit einem Schlag einfach weg."

Einziges Horrortheater in Hamburg: Letztes Jahr erst saniert

Hamburgs einziges Horrortheater hatte vergangenen September nach längerer Sanierung eröffnet. Am Vorabend des Brandes stand das Paar hier noch auf der Bühne. "Wir hängen sehr an dieser Location - auch an den Räumen oben, das war unsere Wohnung", so Miskatonic-Gründerin Nisan Arikan. "Wir waren gerade erst neun Tage dort, frisch eingezogen. Wir hatten alles in das Theater gesteckt und wollten direkt darüber wohnen. Jetzt schlafen wir erstmal bei meiner Mutter auf der Couch, bis wir etwas Neues finden."

Eine Frau und ein Mann stehen in einem halbdunklen Zimmer.

"Wir hängen sehr an dieser Location", sagt Miskatonic-Gründerin Nisan Arikan. Für Lars Henriks ist das Theater "auch eine Erweiterung von Nisan und mir".

Der Schaden geht in die 100.000 Euro - der ideele Wert lässt sich schwerer schätzen. Die Requisiten, Kostüme, Spiele und Bücher waren alle über Jahre gesammelt und sind nun nicht mehr zu retten. "Dieses Theater ist auch irgendwo eine Erweiterung von Nisan und mir", erklärt Henriks. "Und somit ist ein bisschen die Seele dieser Räume mitverbrannt." 

"Es fühlt sich einfach apokalyptisch an"

Nach ersten Schätzungen soll die Sanierung der Theaterräume und der Wohnung darüber neun Monate dauern. Das Team hofft, im kommenden Frühjahr wieder zu eröffnen. "Ich weiß rational, auch aus finanziellen Gründen, dass wir weitermachen müssen", so Henriks. "Aber wie? Es fühlt sich einfach apokalyptisch an. So etwas habe ich noch nie erlebt."

Ausweich-Location für H.P. Lovecrafts "Der Flüsterer im Dunkeln"

Nach dem Brand hat das Theater viel Solidarität erlebt - es gab zum Beispiel eine Spendenkampagne und auch andere Theater haben ihre Hilfe angeboten. Über Ostern spielen sie im Sprechwerk in Borgfelde das Stück "Der Flüsterer im Dunkeln" von H.P. Lovecraft. Dabei geht es auch um die Suche nach Heimat. "Unsere Stücke sind so gebaut, dass Horror, Spaß und Fantasy nur das trojanische Pferd sind", erklärt Arikan. "Sobald alle drin sind, geht's um etwas Ernstes. Genau so funktioniert auch H.P. Lovecraft."

Das Theater sucht nun nach einer Zwischen-Spielstätte, bis die Räume in Harburg wieder nutzbar sind - damit sie den Horror in der Realität endlich hinter sich lassen können.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Hamburg Journal | 15.04.2025 | 19:30 Uhr