
Hessen 100 Jahre "Neues Frankfurt": Wie ein Mega-Bauprogramm Frankfurt seit 100 Jahren prägt
1925 begann das ambitionierte Stadtplanungsprogramm "Das neue Frankfurt". Seine Bauten sind bis heute im Stadtbild zu sehen, von der Siedlung Römerstadt bis zur Großmarkthalle. Das Jubiläum wird groß gefeiert - unter anderem im Waldstadion.
"Das neue Frankfurt" war ein Stadtplanungsprojekt der Superlative: Über 20 Siedlungen und Wohngruppen mit rund 12.000 Wohnungen entstanden innerhalb von nur fünf Jahren zwischen 1925 und 1930. Helle und funktionale Wohnungen, umgeben von großzügigen Grünflächen.
Dazu kamen öffentliche Bauten wie Schulen, das Elektrizitätswerk in der Gutleutstraße, das Waldstadion oder die Großmarkthalle.
Das ambitionierte Projekt fand international Beachtung als eine gelungene Antwort auf die Wohnungsnot und Armut der 1920er Jahre.
"Entscheidungen für Generationen"
"Ludwig Landmann hatte den Mut, groß zu denken", sagte Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) am Mittwoch bei der Vorstellung des Programms zum 100-jährigen Jubiläum. Der damalige Oberbürgermeister habe sein Projekt auch gegen Widerstände durchgesetzt. "Landmann und seine Vertrauten trafen Entscheidungen, die für Generationen und bis heute wirken", so Josef über seinen Amtsvorgänger.
Die Geschichtsschreibung habe deren Bedeutung lange unterschätzt, der Umgang mit Landmann und seinem Erbe sei nicht immer angemessen gewesen.

Ludwig Landmann verantwortete als Oberbürgermeister das Stadterneuerungsprogramm.
Landmann wurde wegen seiner jüdischen Wurzeln 1933 von den Nazis aus dem Amt gedrängt und starb 1945 in einem Versteck in den Niederlanden an Unterernährung.
"Aufbruchsstimmung geschaffen"
Planungsdezernent Marcus Gwechenberger (SPD) betonte die ganzheitliche Vorgehensweise, die noch heute vorbildlich sei. Das Ziel seien nicht einfach nur neue Wohnungen gewesen.
"Landmann und sein Team haben Frankfurt im europäischen Verkehrssystem positioniert, die Messe reaktiviert, neue Quartiere gebaut, wichtige Grünflächen angelegt und eine Aufbruchsstimmung geschaffen."
Der übergreifende Planungansatz sei ein Leitgedanke, an den man heute anknüpfen müsse, um das Wachstum der Stadt nachhaltig zu gestalten.
Das Neue Frankfurt habe nicht nur Design und Architektur revolutioniert, erklärte Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD). Die Frankfurter Küche, die als Einbauküche Bestandteil vieler Neubauten war, sei ein Riesenschritt in Richtung Emanzipation gewesen, weil sie die Bedürfnisse der Hausfrauen in den Blick genommen habe.
Rückkehr des "Frankfurter Adlers"?
Hartwig verwies außerdem auf die designerischen Leistungen der Bewegung wie die neue Schriftart "Futura" und die einheitliche Gestaltung von Briefköpfen und offiziellen Dokumenten.

Das neue Stadtwappen war ein Entwurf von Hans Leistikow nach Skizzen von Ernst May
Bei einem der bekanntesten Werke könnte man sogar über eine Reaktivierung nachdenken, regte sie an: Der von Hans Leistikow gestaltete "Frankfurter Adler", eine Version des Frankfurter Stadtwappens aus den 1920er Jahren, die 1936 von den Nationalsozialisten wieder abgeschafft wurde.
- "Was war das Neue Frankfurt? Kernfragen zum Stadtplanungsprogramm der 1920er Jahre" (ab 9. Mai)
- "Yes we care! Das Neue Frankfurt und die Frage nach dem Gemeinwohl" (ab 9. Mai), beide im Museum Angewandte Kunst
- Pop-Up-Präsentation im Jüdischen Museum (20. Mai)
- "Alle Tage Wohnungsfrage. Vom Privatisieren, Sanieren und Protestieren", Sonderausstellung im Stadtlabor des Historischen Museums (ab 17. Juni)
- "Stadt Bauen Heute? Herausforderungen neuer Quartiere in Deutschland im Deutschen Architekturmuseum (ab 27. Juni)
Feste:
- "Stadion Sportfest": Ein Spiel- und Sportfest in und um das Waldstadion mit Mitmach-Aktionen, sportlichen Attraktionen und Bühnenprogramm (17. Mai)
- "mayfest" der Ernst May-Gesellschaft (24. August)
- "Lampionfeste": Inspiriert vom sogenannten Lampionfest, das 1931 in der Ernst-May-Siedlung stattfand, sollen von 2025 bis 2030 jedes Jahr abwechselnd zwei ähnliche Feste in den Siedlungen des Neuen Frankfurt stattfinden. Auftakt ist am 2. Juli auf dem Paulsplatz, am 13. September findet das erste "echte" Lampionfest in der Hellerhofsiedlung im Stadtteil Gallus statt.
- Das ganze Programm mit Vorträgen und Führungen gibt es unter neuesfrankfurt100.de.