
Hessen Bier aus Hessen: Brauereien setzen auf Helles – und Alkoholfreies für Boomer
Wie geht es hessischen Brauereien am Tag des Bieres? Entgegen dem Trend gar nicht so schlecht. Sie setzen auf alkoholfreies Bier – und eine alte Zielgruppe mit neuem Lebenswandel.
Der Absatz von Bier ist im vergangenen Jahr in Hessen um 8,5 Prozent geschrumpft. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor. Auch die Zahl der Brauereien ist hierzulande zuletzt zurückgegangen: 2024 wurde laut Deutschem Brauer-Bund nur noch in 71 Betriebsstätten in Hessen Bier gebraut.
Die verbliebenen Betriebe in Hessen stehen größtenteils gut da. Das hat eine hr-Anfrage bei mehreren Brauereien zum Tag des deutschen Bieres an diesem Mittwoch ergeben. Viele der kleinen und mittelständischen Brauereien scheinen im Moment zu profitieren, weil sie Nischen bedienen.
16 verschiedene Biersorten werden in Oberursel gebraut
Im Alt-Oberurseler Brauhaus werden 16 verschiedene Biere über das Jahr verteilt gebraut. "Das meistverkaufte Bier ist das selbstgebraute Helle", sagt Geschäftsführer Thomas Studansky. Auch alkoholfreies Bier werde oft nachgefragt.
Ebenso sei Regionalität wichtig für die Kunden. "Wir haben seit zwei Jahren ein regionales Malz, das hier in Oberursel angebaut wird. Auf so etwas achten die Leute." Studansky erklärt den sinkenden Bierkonsum damit, dass Konsumenten bewusster im Umgang mit Lebensmitteln und Getränken seien.
"Generation Z setzt auf komplett andere Getränke"
Auch die familiengeführte Brauerei Glaabsbräu in Seligenstadt (Offenbach) bemerkt Veränderungen bei den Kunden. "Es sind eher die Boomer, die irgendwann anfangen, gesünder zu leben", sagt Geschäftsführer und Braumeister Julian Menner.
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Viele Menschen würden auch im höheren Alter noch Sport machen und sich bewusster gesund ernähren. "Für sie spielen alkoholfreie Biere eine größere Rolle als für die Generation Z, die auf komplett andere Getränke setzt."
Seit 1744 wird in Seligenstadt Bier gebraut. Vor zehn Jahren wurde eine neue Anlage gebaut. Die Gerste wird in Hessen angebaut. 20.000 Hektoliter Bier werden jedes Jahr zu den Kunden geliefert.
Brauen in gemieteten Anlagen
Durch ausschließlich regionalen Vertrieb überzeugt nach Angaben von Gründer Jascha Wolf die Taunus Braumanufaktur. Ihr Bier wird in Supermärkten und Kneipen rund um Hofheim verkauft. "Wir haben bislang keine großen Absatzrückgänge gemerkt, eher Zuwächse durch neue Akquisen", so Wolf. Kunden seien bereit, "nochmal einen Euro mehr zu zahlen für ein gutes Produkt".
Derzeit produziert die Taunus Braumanufaktur in gemieteten Brauanlagen. Ziel ist es, irgendwann einmal am eigenen Standort in Hofheim zu brauen.
Helles häufiger nachgefragt
Die Inhaber der Darmstädter Privatbrauerei Braustübl haben in den vergangenen fünf Jahren für insgesamt sieben Millionen Euro den Brauereistandort gegenüber dem Hauptbahnhof modernisiert.
Auch hier steigt der Absatz gegen den Trend. Christoph Köhler erklärt das so: "Wir setzen schon lange auf die Produkte, die aktuell sehr stark wachsen, nämlich Helles und alkoholfreie Produkte." Außerdem werde Bier in Dosen und "süffigeres" Bier häufiger nachgefragt. Der persönliche Kontakt vor Ort sei wichtig, so Köhler.
Braustübl verzeichnete im vergangenen Jahr ein Wachstum von drei Prozent, wie die Brauerei am Dienstag mitteilte. Die Köhler-Brüder hatten sich im Jahr der Fußball-Europameisterschaft nach eigenen Angaben sogar noch etwas mehr erhofft.
Pfungstädter will wieder in Südhessen produzieren
Die Pfungstädter Brauerei will nach eigenen Angaben demnächst auch wieder in Südhessen produzieren. Seit rund zwei Jahren kommt Pfungstädter Bier aus Großostheim in Bayern.
Pfungstädter-Geschäftsführer Ralf Schuchmann sagte, idealerweise solle noch in der ersten Jahreshälfte ein neuer Standort gekauft werden – irgendwo zwischen Bensheim, Zwingenberg (Bergstraße) und Pfungstadt (Darmstadt-Dieburg). In der Brauerei Strecks Brauhaus in der Rhön, die inzwischen Pfungstädter gehört, sollen nach einer Sanierung Spezialbiere in kleineren Mengen hergestellt werden.