
Hessen Bundeskartellamt: Harry-Brot darf Rewe-Tochter Glockenbrot übernehmen
Das Bundeskartellamt hat der Übernahme der Rewe-Tochter Glockenbrot durch Harry-Brot zugestimmt. Die Großbäckerei darf damit ihre Neubaupläne in Erlensee bei Hanau vorantreiben. Für den Produktionsstandort in Frankfurt gibt es keine Perspektive.
Die Großbäckerei Harry-Brot darf die bisher zur Rewe-Gruppe gehörende Glockenbrot-Bäckerei übernehmen. Das Bundeskartellamt hat den Kauf und eine geplante Zusammenarbeit zwischen den beiden Handelsunternehmen genehmigt, wie aus einer Mitteilung hervorging.
Zwar werde dadurch die führende Position des Unternehmens nochmals verstärkt, sagte der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt. Trotzdem hätte man keine durchgreifenden wettbewerblichen Bedenken, die eine Untersagung des Vorhabens hätten rechtfertigen können.
"Entscheidend für diese Bewertung ist, dass Glockenbrot bislang ausschließlich konzernintern für Rewe produziert hat und sich die wettbewerbliche Situation für andere Marktbeteiligte durch die Übernahme nur in einem überschaubaren Maße verändert", sagte Mundt. Es gebe im betroffenen Markt für Selbstbedienungs-Brot- und Backwaren auch nach dem Zusammenschluss noch leistungsfähige Wettbewerber.
REWE strebt Kooperation mit Harry-Brot an
Rewe hatte im Januar angekündigt, aus der Eigenproduktion von Brot und Backwaren auszusteigen und für die Belieferung mit Harry-Brot zu kooperieren. Mit der Entscheidung des Kartellamtes kann Harry-Brot nun auch seine Neubau-Pläne umsetzen, denn es darf Rewe ein Grundstück in Erlensee bei Hanau abkaufen. Dort soll eine neue Großbäckerei entstehen.
Glockenbrot hatte für die Rewe-Gruppe bisher aus dem Standort Frankfurt und dem bayrischen Bergkirchen produziert. Den Standort Bergkirchen wollte Harry- Brot inklusive der etwa 320 Mitarbeiter übernehmen. Für das Projekt ist die Gründung von zwei Gemeinschaftsunternehmen geplant, welche dann als Grundstücksgesellschaften für die beiden Standorte fungieren sollen. Das Glockenbrot-Werk in Frankfurt-Fechenheim will Rewe in den nächsten drei bis fünf Jahren schließen.
Kritik an geplanter Schließung in Frankfurt
Schon im Januar hatte die Belegschaft des Werks die Schließungspläne kritisiert. Die Rewe Gruppe hatte die Entscheidung damals damit begründet, dass die Kapazitäten und Räumlichkeiten des Frankfurter Werks ausgereizt sein, ein Neubau mit hohen Kosten sei unumgänglich gewesen. 480 Stellen sind jetzt von der Schließung bedroht.
Gewerkschaft gegen Kartell-Entscheidung
Kritik zur Entscheidung des Bundeskartellamts kommt auch von der zuständigen Gewerkschaft: Auf hr-Anfrage teilte die Gewerkschaft Nahrung Genuss und Gaststätten (NGG) mit, man lehne weiterhin eine Schließung des Glockenbrot-Standortes Frankfurt ab. "Wir streiten um jeden einzelnen Arbeitsplatz", sagte Landesbezirkssekretär Alexander Münchow.
Die Verhandlungen über den Standort Frankfurt-Fechenheim hätten bisher noch nicht begonnen. Man erwarte von Glockenbrot eine "transparente Darlegung der Entscheidungsgrundlage", der Standort in Frankfurt sei wirtschaftlich erfolgreich.
Gewerkschaft: auf dem Rücken der Beschäftigten
Dass das Kartellamt einer Übernahme durch Harry-Brot zugestimmt habe, findet die Gewerkschaft nicht nachvollziehbar. Die "unlautere Konzentration" in der Branche würde sich so zuspitzen "zu Lasten von Beschäftigten, Vielfalt und Wettbewerb". Dass die Marktmacht weniger Konzerne sich weiter vergrößere, sei eine Entscheidung auf dem Rücken der Beschäftigten, kritisierte Münchow.
Harry-Brot hat seinen Sitz in Schenefeld bei Hamburg. Die Großbäckerei hat in Deutschland zehn Standorte und rund 5.000 Mitarbeiter. Die Glockenbrot-Bäckerei wurde 1904 gegründet und gehört seit 1986 zur Rewe, das Werk in Bayern seit 2010.