Zufriedene Fans und Spieler von Darmstadt 98.

Hessen Darmstadt 98 geht als gestärkte Einheit in ein weiteres Zweitligajahr

Stand: 21.04.2025 11:31 Uhr

Darmstadt 98 besiegt Hannover, macht damit den Klassenerhalt nahezu perfekt und kann für ein weiteres Zweitligajahr planen. Trainer Kohfeldt erkennt aber noch eine viel wichtigere Errungenschaft.

Bei einer Pressekonferenz gehören gegenseitige Glückwünsche für Erlebtes und Zukünftiges zum guten Ton dazu, werden stets routiniert abgehandelt von den längst zu echten Medienprofis gecoachten Fußballlehrern. Die verbale Aufarbeitung des Darmstädter 3:1-Heimsieges am Ostersonntag gegen Hannover aber ging über die übliche Floskelei hinaus, da geriet Gästetrainer André Breitenreiter ausführlich ins Schwärmen über seinen siegreichen Kontrahenten. Ungefragt, wohlgemerkt. Einige Auszüge: "Eine Top-Mannschaft", "eine super Mannschaft im Positionsspiel, mit viel Ballsicherheit und individueller Qualität", "absolut sehenswert", "richtig, richtig guter Fußball", zudem "schön anzusehen".

Der Verantwortliche für all das Hübsche dieses Sports war aus Breitenreiters Sicht ebenfalls schnell auserkoren: Lilien-Coach Florian Kohfeldt. Nun verbindet die beiden Trainer zwar eine gemeinsame Zeit, einst absolvierte Kohfeldt unter Breitenreiter ein Praktikum beim SC Paderborn, vielmehr als die nette Erinnerung dürften aber die 90 Minuten zuvor der Grund für all die Lobpreisungen gewesen sein. Denn in der Tat: Die Darmstädter zeigten gegen den vormaligen Aufstiegskandidaten aus Niedersachsen eine starke Leistung.

"Traumstart" und "richtige Antwort"

Früh und spät im Spiel waren die Südhessen ihrem Gegner deutlich überlegen, spielten ihn gar ein ums andere Mal richtig her. "Ein Traumstart" hier, so Trainer Kohfeldt, "die richtige Antwort" dort, wie Torwart Marcel Schuhen mit Blick auf die Schlussphase feststellte. Vor allem insgesamt drei Treffer von Fraser Hornby (1. Spielminute und 90./Foulelfmeter) sowie Killian Corredor (83.) bei nur einem Gegentor von Hannovers Andreas Voglsammer (82.). Ein ums andere Mal raunten die Fans im Stadion am Böllenfalltor erfreut auf, wenn die Lilien zu ihren überfallartigen Angriffen ansetzten.

Dass die Gäste zwischenzeitlich die Spielkontrolle übernommen und sich den Ausgleich verdient hatten, gehörte freilich auch zur Geschichte des Spiels dazu. Die Lilien aber waren resilient, schlugen genau dann zurück, als es der Gegner nicht mehr erwartete. Nicht umsonst hob Kohfeldt die gezeigte "Widerstandskraft" hervor. Das Endergebnis ging auf jeden Fall in Ordnung.

Die Lilien-PK nach dem Spiel gegen Hannover

Energetisches Band zwischen Spielern und Fans

Die Lilien-Mannschaft hat einmal mehr bewiesen, dass sie richtig Spaß machen kann, wenn das Gros an Stammspielern bei Kräften ist und die Rädchen ineinandergreifen – gerade vor eigenem Publikum. "Die größte Errungenschaft der Saison ist, dass das Band zwischen Mannschaft und Zuschauern wieder sehr eng ist", sagte Kohfeldt, kurz nachdem sich sein Team ausgiebig und zu Recht vom Darmstädter Anhang hatte abfeiern lassen. Die Fans als Energielieferanten. "Das schätzen wir extrem wert", so Kohfeldt.

Dass es auswärts zuletzt (fast) gar nicht lief, ist mit Sicherheit die Kehrseite der Medaille. Und auch sollte bei aller berechtigten Zufriedenheit nach dem erfolgreichen Ostersonntag ebenfalls festgehalten werden: Als letztjähriger Bundesligist werden die Südhessen die Saison nur irgendwo im hinteren Mittelfeld der Tabelle beenden. Deutlich zu oft, sicherlich auch aufgrund riesiger Verletzungssorgen, riefen die Lilien ihr fußballerisches Potenzial nicht vollumfänglich ab.

Direkter Abstieg nicht mehr möglich

Als aktueller Tabellenzwölfter aber haben sich die Darmstädter herausgesiegt aus dem Abstiegskampf, haben sie nun zehn Zähler Vorsprung auf die gefährliche Zone bei nur noch zwölf zu vergebenden Punkten. Läuft es maximal schlecht, könnte die Saison noch auf Relegationsrang 16 enden. Da die Konkurrenten aus Münster und Ulm am letzten Spieltag noch ein direktes Duell vor der Brust haben, ist ein direkter Abstieg derweil auch rechnerisch nicht mehr möglich. Ernsthaft an den Gang in die Drittklassigkeit glaubt aber sowieso niemand mehr. Ganz sicher, die Planungen für ein weiteres Zweitligajahr in Darmstadt laufen.

Wenn Florian Kohfeldt also während der Pressekonferenz sagt, dass noch nichts in trockenen Tüchern sei, dass sein Team noch einen Sieg benötige, "am besten kommendes Wochenende in Münster", dann hat er zwar einerseits Recht. Andererseits aber spricht da der schlicht bestens geschulte Medienprofi aus dem Darmstädter Fußballlehrer.