Kevin Trapp sichtlich angefasst von den Sprechchören aus dem Fanblock.

Hessen Eintracht-Torwart Kevin Trapp zeigt Klasse, Nervenstärke und Mitgefühl

Stand: 21.04.2025 12:51 Uhr

Eintracht-Torwart Kevin Trapp erlebt ereignisreiche Wochen. Erst verletzt und vermeintlich zur Nummer zwei degradiert, beweist er beim torlosen Remis in Augsburg seine ganze Klasse. Auf und neben dem Feld.

Von Daniel Schmitt

Als die Frankfurter Fußballer gerade den Rückweg in die Katakomben der Arena zu Augsburg antraten, drehte sich ein Eintracht-Profi noch mal um, gehörte der Moment nur ihm. "Kevin Trapp, Kevin Trapp" hallte es eben jenem Kevin Trapp, dem Torhüter, aus dem Gäste-Fanblock entgegen. Ziemlich laut sogar. Sichtlich angefasst, im positiven Sinne, reagierte der 34-Jährige auf den Beifall des Anhangs, klatschte erst zurück, klopfte sich dann mit der flachen Hand auf die Brust. Tut schon gut, dieser Zuspruch.

Die Rückkehr des zuletzt fünf Wochen am Schienbein verletzten und fast schon ausgebooteten Trapps in den Eintracht-Kasten war die zentrale Personal-Geschichte des torlosen Unentschiedens am Ostersonntag in Augsburg. Nicht nur, weil dem Kapitän des Tabellendritten seit jeher mehr Aufmerksamkeit zukommt als vielen seiner Kollegen oder die Geschichte seines Vertreters, des monatelang ausfallenden Kaua Santos, eine tragische ist. Sondern schlicht deshalb, weil Trapp der beste Mann seines Teams war. Er hielt, was zu halten war – und noch ein bisschen mehr.

Trapp hechtet wie zu besten Zeiten

In der ersten Hälfte patschte er einen Versuch gerade eben noch reaktionsschnell von der Linie, in der zweiten parierte er kurz vor Schluss einen strammen Schuss des Ex-Darmstädters Phillip Tietz mit einem "Sensations-Save", wie Eintracht-Trainer Dino Toppmölller anmerkte. Trapp gewann der Eintracht zwar nicht das Spiel, dafür gingen seine Vorderleute im zweiten Abschnitt zu schludrig mit ihren Chancen um, er aber hielt dem Team immerhin den einen Punkt fest. Trapp hechtete wie zu besten Zeiten durch seinen Kasten.

"Es freut mich, dass ich den Ball halten konnte", sagte Trapp am ARD-Mikro, "es war wichtig, dass ich dem Team helfen konnte." Auch bei hohen Flanken in seinen Strafraum und mit dem Ball am Fuß wirkte der erfahrene Keeper sicher, dabei war der Druck gewiss hoch. Man stelle sich nur mal vor, Trapp hätte gepatzt oder auch nur einen vermeintlich Haltbaren passieren lassen.

Der Aufschrei wäre riesig gewesen, die Abgesänge auf den Schlussmann ebenfalls – wie schon über einige Teile der Saison hinweg. Zu frühzeitig, wie noch angemerkt werden sollte. In solch Situationen braucht es eine enorme mentale Stärke und auch torwart-spezifische Klasse. 

Die Eintracht-PK nach dem Remis in Augsburg

"Es tut mir sehr leid für Kaua"

Trapp legte nicht nur auf dem Platz, sondern auch in den Katakomben vor Kameras und Mikrofonen einen gelungene Performance hin, vermittelte glaubhaft seine Gefühlswelt zwischen der Freude über das geglückte Comeback und der Trauer ob der schweren Knieverletzung des jungen Konkurrenten Santos.

"Fußball ist sehr schnelllebig, das weiß ich auch nach den 15, 20 Jahren, die ich dabei bin. Es tut mir sehr leid für Kaua, der gut drauf war, der wirklich gute Spiele gemacht hat." Und ihn als Nummer eins abzulösen schien. Ein langes Gespräch zwischen ihm und Santos habe es ebenfalls gegeben, sagte Trapp, die beiden verstehen sich gut. "Er wirkt relativ gefasst und hat es akzeptiert. Er ist ein guter Junge, der sicherlich stärker zurückkommen wird", so Trapp über Santos.

Wer ersetzt Kaua Santos kommende Saison?

Ob der junge Brasilianer nach seinem Kreuzbandriss im rechten Knie operiert oder die Verletzung konservativ behandelt wird, ist laut Eintracht-Sportchef Markus Krösche noch offen. "Es gibt noch ein paar Untersuchungen. Und dann schauen wir mal, was die Ärzte sagen." Ein monatelanger Ausfall aber ist so oder so gewiss. Die Eintracht also wird sich mit Blick auf die kommende Runde ihre Gedanken machen müssen, wen sie ins dreiköpfige Torwartteam um Trapp und den 36-jährigen Jens Grahl integriert.

Einen externen Mann? Einen aus der eigenen Jugend, etwa Schwedens U19-Nationaltorwart Nils Ramming? Oder auch Simon Simoni, gerade verliehen an Zweitligist Kaiserslautern und dort zuletzt mit zwei ordentlichen Auftritten? Vorstand Krösche schiebt diese Diskussionen aus verständlichen Gründen in die Zukunft. "Es geht erstmal nur um diese Saison", sagte Krösche in Augsburg: "Wir sind froh, dass Kevin wieder zurück ist und seine Leistung gebracht hat."

Trapp schöpft Zuversicht aus der Nullnummer

Die Nullnummer von Augsburg wertete Trapp mit Blick aufs große Ganze als wertvoll. Von zwei verlorenen Zählern mochte er nicht sprechen: "Das Ausscheiden aus der Europa League war ein heftiger Rückschlag. Dann hier so aufzutreten wie in der zweiten Halbzeit, gibt uns viel Kraft für die letzten Wochen. Wir sind mental stark und auch physisch gut unterwegs." So könne die Mannschaft an den verbleibenden vier Spieltagen "etwas sehr, sehr Großes" erreichen. Kevin Trapp will, das spürt man, sehr gerne noch einmal Champions League spielen.