
Hessen Hessen am Abend: Mutmaßlicher Serienmörder im Arztkittel und aufgeschlitzte Lkw
Ein Frankfurter Palliativarzt erinnert an schlimmste Netflix-Killer, in Nordhessen gehen Lkw-Schlitzer um - und die Eintracht hat Großes vor. Das und mehr gibt es in Mark Weidenfellers Blick auf den Tag.
Herzlich willkommen zu "Hessen am Abend" mit ungewohntem Gesicht: Sven-Oliver Schibat, den Sie sicher erwartete haben, lässt sich entschuldigen. Dafür presche ich vor und beginne direkt mit einer Oster-Beichte. Was es damit auf sich hat? Sie werden es erfahren. Und außerdem gibt es noch diese Themen:
Wenn Sie diesen Newsletter lesen, müssen Sie noch genau zweimal schlafen, bis das lange Oster-Wochenende beginnt. Insgesamt vier freie Tage nehmen alle Hessinnen und Hessen – unabhängig von Religion und Glauben – mit Sicherheit gerne an. Es gibt aber auch Haken. Nummer eins: Sie arbeiten wie ich hin und wieder auch am Wochenende oder an Feiertagen und haben bei den Dienst-Wünschen vergessen, dass Ostern ansteht. Selbst dran schuld, werden Sie sagen.
Nummer zwei, und das ist eine Sache, die vermutlich nur mich betrifft: Ich kann den Geruch von hartgekochten Eiern absolut nicht ausstehen. Essen könnte und würde ich die zentrale Speise dieses Festes sowieso nie, aber dass aktuell gefühlt wirklich überall Menschen in buntbemalte Eier beißen, macht mir schwer zu schaffen. Klassisches First World Problem, werden Sie sagen. Aber wo, wenn nicht hier, könnte ich mein Eier-Leid klagen?
Apropos. Der Verantwortliche für den olfaktorischen Ausnahmezustand in unserem Bundesland wurde bereits gefunden. Kurz vor dem arbeitsreichen Sonntag vertrieb sich der sogenannte Osterhase am Donnerstagvormittag die Zeit in Echzell im Wetterau-Kreis.

Hier noch ohne Eier unterwegs: hessenschau.de-Nutzerin Karin Hartwig erwischt Meister Lampe in Mittelhessen.
Frankfurter Arzt soll zahlreiche Patienten ermordet haben
Zugegeben: Der Schnitt ist hart, das folgende Thema geht tatsächlich an die Substanz und klingt wie eine wahrgewordene Netflix-Crime-Serie. Ein Palliativarzt, der gebürtig aus Frankfurt stammt und mehrere Jahre auch hier praktizierte, soll in Berlin mindestens 15 seiner Patienten und Patientinnen vorsätzlich getötet haben. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat am Mittwoch offiziell Anklage wegen mehrfachen Mordes gegen den 40-Jährigen erhoben. Die Zahl der Verbrechen könnte sich aber noch erheblich steigern.
Laut Staatsanwaltschaft laufen in 75 weiteren Fällen Ermittlungen gegen den mutmaßlichen Todesarzt. Im Rahmen der Untersuchungen gab es bereits zwölf Exhumierungen, weitere sind geplant.
Der Angeklagte soll seinen Patienten und Patientinnen, die zwischen 25 und 94 Jahre alt waren und sich bereits im Sterbeprozess befanden, unwissentlich Narkosemittel und Muskelrelaxanzien verabreicht haben. Die Opfer verstarben innerhalb weniger Minuten durch Atemstillstand. In fünf Fällen soll der mutmaßliche Täter nach den Morden zudem Feuer gelegt haben, um die Taten zu vertuschen.
Nordhessen wird zum Planenschlitzer-Hotspot
Nachts mit Kleintransporter auf der Raststätte vorfahren, Lkw-Plane aufschlitzen, Ware mitnehmen, unbemerkt flüchten. Nach diesem Schema werden in Hessen immer mehr Diebstähle verübt. Laut dem Hessischen Landeskriminalamt gab es im vergangenen Jahr landesweit 79 solcher Fälle, fast die Hälfte davon (36) ereignete sich in Nordhessen.
Hauptgrund für den nordhessischen Kriminalitäts-Hotspot ist vor allem die zentrale Lage der A7, wie ein Sprecher auf hr-Anfrage erklärte. Vom Autohof Lohfeldener Rüssel bei Kassel komme man schnell in zahlreiche europäische Länder und könne ohne größeren Aufwand untertauchen. Da die Parkplätze zudem meist hoffnungslos überfüllt seien, müssten viele Trucker ihre Lkw an ungeschützten Stellen abstellen. Die Täter haben da leichtes Spiel, der Schaden geht in die Millionenhöhe.
Eintracht vor Highlight gegen Tottenham
Es ist fast nicht zu glauben, aber Eintracht Frankfurt hat am Donnerstag (21 Uhr) tatsächlich die Chance, zum dritten Mal innerhalb von sechs Jahren ins Halbfinale der Europa League einzuziehen. Nach dem 1:1 im Hinspiel bei Tottenham Hotspur stehen die Chancen durchaus gut, nicht nur Vorstandssprecher Axel Hellmann ist "on fire", wie er selbst verkündete. Wie groß der Hype um das Spiel ist, zeigt der unglaubliche Run auf Tickets. Obwohl die Partie seit Wochen ausverkauft ist, bilden sich immer noch digitale Warteschlangen im Onlineshop. 100.000 Eintrittskarten an Mann oder Frau zu bringen, wäre wohl kein Problem gewesen.
Einer, der sich mit solchen Problemen nicht herumschlagen muss, ist Mario Götze. Der Weltmeister-Macher von 2014 erlebt im Herbst seiner Karriere bei den Hessen gerade seinen zweiten Frühling. Der 32-Jährige glänzt in der Rolle des Spielmachers und soll auch gegen Tottenham den Unterschied ausmachen. Wie man große Titel gewinnt, weiß der einstige Goldjunge ja. Macht er ihn auch dieses Mal?
Weitere Themen des Tages
- Nachdem auf dem Politischen Aschermittwoch der AfD im Jahr 2024 "millionenfache Migration" gefordert worden war und zudem der von Rechten oft missbrauchte Song "L'Amour Toujours" gespielt wurde, hatten insgesamt 17 Personen Anzeige erstattet. Das Verfahren wegen des Verdachts der Volksverhetzung wurde jetzt aber eingestellt.
- Ein Apotheker aus dem Taunus vertreibt ein noch nicht zugelassenes Krebsmedikament. Ein Wirtschaftsverband wollte das verhindern, scheiterte damit aber vor dem Oberlandesgericht Frankfurt.
- Nach einer erneut enttäuschenden Saison trennen sich die Offenbacher Kickers von Trainer Christian Neidhart. Der Vertrag des Übungsleiters wird überraschend nicht mehr verlängert.
Ein kurzer Blick über den Tellerrand
- Die (gefühlt) italienischste aller italienischen Marken, die auch in vielen hessischen Haushalten ein fester Bestandteil ist, wird chinesisch. Die Espressokannen-Firma Bialetti wurde für 53 Millionen Euro von einem Investor aus China gekauft.
- Die globale Weinproduktion ist 2024 auf den niedrigsten Stand seit Jahrzehnten gefallen. Ein Grund sind extreme Wetterbedingungen. Aber auch der Weinkonsum ist in vielen Ländern gesunken.
Streaming-Tipp: Fett und Fett
Nach meiner Premiere als Kultur-Journalist vor einigen Wochen folgt heute der zweite Versuch. Dieses Mal krame ich etwas tiefer in der Geheimtippkiste und greife nach "Fett und Fett" in der ZDF-Mediathek. Die Hauptfigur dieser sehr amüsanten Serie heißt Jaksch, ist Ende 20 und wohnt in München.
Und als ob das aus hessischer Sicht nicht schon schlimm genug wäre, ist der ebenso liebenswerte wie tollpatschige Jaksch, der eigentlich Jakob heißt, auch noch mit den ganz großen Problemen des Lebens beschäftigt. Was arbeiten? Wen daten? Und warum das alles eigentlich? Die Jagd nach den Antworten ist teils sehr witzig, teils sehr melancholisch und jederzeit absolut sehenswert.
Audio-Tipp: Die Eintracht live erleben
Auf bunte Bilder für die Augen folgte Kino für den Kopf und ein Tipp in eigener hr-Sache. Dass Eintracht Frankfurt am Donnerstagabend (21 Uhr) gegen Tottenham Hotspur um den Einzug ins Europa-League-Halbfinale kämpft, ist bereits bekannt. Die schönste Art, dieses Highlight zu verfolgen, ist natürlich das Stadion. Sollten Sie nicht zu den knapp 57.000 Glücklichen mit einem Ticket gehören, bleiben aber gleich mehrere Möglichkeiten. Die unterhaltsamte davon (ehrlich): der Audio-Livestream bei hr-iNFO mit der wandelnden Wortwitz-Maschine Philipp Hofmeister und seiner Kollegin Martina Knief. Funktioniert übrigens auch, wenn man den Fernseher auf stumm stellt. Probieren Sie es aus!
Eins noch ...
Dass die richtige oder die falsche Musik eine Party positiv wie negativ beeinflussen kann, wissen nicht nur Hobby-DJs. Ein echter Gassenhauer heizt die Stimmung zusätzlich an, eine falsch eingesetzte Ballade kann die Tanzfläche schnell leerräumen.
Dem Stadion-DJ von Aston Villa – und ich entschuldige mich an dieser Stelle, dass es erneut um Fußball geht – ist am Dienstagabend aber ein ganz besonderes Kunststück gelungen: Der gute Mann spielte beim Einlaufen der Teams im Champions-League-Viertelfinale nämlich die falsche Hymne ab. Als sich die Spieler auf dem Rasen aufstellten, dröhnte statt der bekannten Königsklassen-Klänge die Hymne der Europa League aus den Lautsprechern. Die verdutzten Gesichter der Profis sind Internet-Gold (Link führt zum Kicker).
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Eiersuchen und immer das Richtige auflegen!
Ihr Mark Weidenfeller
