Jesus trägt das Kreuz

Hessen Karfreitag - was nicht erlaubt ist und warum

Stand: 18.04.2025 09:53 Uhr

Der Karfreitag ist in Hessen ein sogenannter stiller Feiertag. Im Feiertagsgesetz ist genau geregelt, was erlaubt ist und was nicht. Vor allem politische Jugendorganisationen halten die Einschränkungen für nicht mehr zeitgemäß.

Der Karfreitag ist einer der höchsten Feiertage des Christentums und steht ganz im Zeichen der Trauer. Er erinnert an Jesu Leiden und Sterben am Kreuz. In den meisten Kirchengemeinden schweigen die Glocken zu den Gottesdiensten. Manchmal ist der Altar schwarz verhängt, und die Orgel bleibt stumm.

Karfreitag gehört in Hessen zu den stillen Feiertagen. So sind öffentliche Tanzveranstaltungen sowie öffentliche Sportveranstaltungen von Mitternacht an verboten. Auch Zirkusveranstaltungen sind demnach nicht gestattet.

Tanzverbot bereits ab Gründonnerstag

Was viele nicht wissen: Das Tanzverbot beginnt in Hessen bereits vor dem Karfreitag und endet erst am Karsamstag um 24 Uhr.

Bereits am Gründonnerstag sind von 4 Uhr an öffentliche Tanzveranstaltungen untersagt. Zudem müssen viele Geschäfte am Gründonnerstag bereits um 20 Uhr schließen.

Strenge Regeln in Hessen

Was genau wann verboten ist, definieren die Gesetze der jeweiligen Bundesländer. Hessen handhabt das Tanzverbot an Ostern eher streng, hier darf 68 Stunden lang nicht getanz werden. Nur in Rheinland-Pfalz (84 Stunden) und Bayern (70 Stunden) gelten strengere Vorschriften

Hamburg beispielsweise hatte dagegen das Karfreitags-Tanzverbot im vergangenen Jahr gelockert, dort gilt es ab 5 Uhr und endet um 24 Uhr. Die lockersten Regeln hat Bremen, dort darf am Karfreitag von 5 bis 21 Uhr nicht getanz werden.

Gegen die strengen Regeln in Hessen regt sich vermehrt Kritik. "Dieses Relikt der Vergangenheit verstehen weder Kundinnen und Kunden – noch unsere Mitglieder im Handel. Es ist geboten, hier Klarheit zu schaffen und diese Sonderregelung ein für alle Mal abzuschaffen", fordert etwa Sven Rohde, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Hessen. 

Mit einem Tanzevent gegen das Tanzverbot

Gegen das gesetzliche Tanzverbot an Karfreitag gibt es immer wieder Protest - beispielsweise von den Jugendorganisationen einiger Parteien. Eine Abschaffung fordern etwa die Jusos Hessen und die Grüne Jugend Hessen. Sie organisieren am Karfreitag in Frankfurt ein gemeinsames Tanzevent. 

Das Tanzverbot stehe exemplarisch "für eine veraltete Vorstellung von religiös geprägtem öffentlichem Leben, die mit der gelebten Vielfalt unserer Gesellschaft nicht mehr übereinstimmt", sagt Lukas Schneider, Landesvorsitzender der Jusos Hessen.

Auch die Grüne Jugend betonte die Bedeutung eines pluralistischen und offenen Gesellschaftsbildes: "Wir respektieren die religiösen Gefühle der Menschen, aber ein gesetzliches Verbot von Tanzveranstaltungen ist ein unverhältnismäßiger Eingriff in die individuelle Freiheit", hieß es.

Religionssoziologe: "Ruhe respektieren"

Der Religionssoziologe Detlef Pollack hält das Tanzverbot an Karfreitag noch für zeitgemäß. "Ich finde es richtig, die Ruhe dieses Tages zu respektieren. Es ist, glaube ich, keine allzu große Zumutung, an diesem einen Tag auf Tanz und laute Musik zu verzichten", sagte der Wissenschaftler von der Universität Münster.

Die entscheidende Frage sei für ihn, wie Religionsangehörige und Konfessionslose miteinander umgingen. "Man kann sagen: Warum sollten wir uns an religiös bestimmte Vorschriften halten, die wir für uns selber gar nicht akzeptieren? Aber ich würde sagen, die Frage ist hier eben auch, wieviel Achtung und Respekt man gegenüber dem Andersdenkenden aufzubringen bereit ist."