
Hessen "Ostern ist entscheidende Zeitenwende für die Menschheit"
Die hessischen Kirchenoberhäupter gehen in ihren Osterbotschaften auf die aktuelle Weltlage ein und warnen vor den negativen Folgen von Machtmissbrauch. Es gelte, die Hoffnung nicht aufzugeben und gegen Hass, Gewalt und Unterdrückung zu kämpfen.
Ostern ist den Worten des katholischen Limburger Bischofs Georg Bätzing zufolge die "entscheidende Zeitenwende" für die Menschheit.
Der Glaube an die Auferstehung der Toten biete den Menschen eine Perspektive, sei aber auch eine Verpflichtung "im Hier und Jetzt", sagte er bei einem Gottesdienst in der Osternacht im Limburger Dom: "Es bedeutet, den Tod nicht hinzunehmen, wenn er Menschen mitten im Leben mit Hunger und Armut schlägt, mit Folter und fehlenden Zukunftsperspektiven."
Wenn Christen an die Auferstehung glaubten, bedeute das somit, dass sie Unrecht, Fanatismus, Krieg oder der Zerstörung der Umwelt nicht tatenlos zusehen sollten.
Das Recht des Stärkeren nicht tolerieren
Sie dürften auch nicht tolerieren, wenn "die Stärke des Rechts in der internationalen Politik sehenden Auges durch das Recht des Stärkeren abgelöst" werde, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz laut Predigttext.
Bätzing bezog sich auf die USA, deren demokratische Strukturen seit dem 20. Januar - dem Tag der Vereidigung Donald Trumos - autoritär umgebaut würden. "Die Freiheit der Medien wird attackiert, Beamte werden unter Druck gesetzt oder gefeuert, Grenzen dicht gemacht", zählte Bätzing auf.
Dieser Politikstil erinnere "an finstere Zeiten, da Großmächte ohne Rücksicht auf die Souveränität kleiner Staaten und die weltweiten Folgen ihre Einflusssphären miteinander absteckten". Europa wirke darauf "wenig vorbereitet".
Fuldaer Bischof: Gerade in Krise und Leid weckt Ostern Hoffnung
Der christliche Osterglaube weckt für den Fuldaer Bischof Michael Gerber auch in großen Krisenzeiten die Hoffnung auf einen Neubeginn.
Die Bibel kenne viele Erzählungen, in denen Menschen eine Stunde Null durchlitten und dann durch Gott neuen Lebensmut erhalten, sagte der Bischof laut Redemanuskript in der Osternacht im Fuldaer Dom. Dies mache auch für die Gegenwart Hoffnung.
Krisenzeit als Chance
"Wir spüren gerade in unseren Tagen ein lange nicht mehr gekanntes Maß der Zerbrechlichkeit unserer Welt, der Zerbrechlichkeit unseres Lebens", sagte Gerber.
"Krankheit, Verlust eines Menschen, Naturkatastrophen, Krieg erscheinen uns näher, wahrscheinlicher als noch vor wenigen Jahren." Dies könne zu einer Stunde Null werden, die sich niemand wünsche, die aber zum Menschsein dazugehöre.
Gerber ermutigte, die Zusage Gottes in Krisenzeiten als Chance zu verstehen. Es gelte, sich von der hoffnungsvollen österlichen Botschaft berühren und in Bewegung setzen zu lassen.
Kohlgraf: Hoffnung auf gerechten Frieden nicht aufgeben
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf bezeichnete Ostern als Fest der Hoffnung. "Natürlich ist der Glaube an den Sieg des Lebens über den Tod keine einfache Lösung für alle konkreten Probleme dieser Welt", sagte Kohlgraf der Redevorlage zufolge in seiner Predigt im Dom.
Aber für ihn sei es eine starke Motivation, die Welt mitgestalten zu wollen. "Und dass sich das Licht des Auferstandenen durchsetzen kann, das oft klein ist. Aber was wäre, wenn ich nicht anfangen würde, diesem Licht Raum zu geben?"
"Möge bei den Verantwortlichen das Gewissen wach werden"
An Ostern bedränge ihn natürlich auch das Thema Frieden. "Besonders in diesem Jahr will ich die Hoffnung auf einen gerechten Frieden nicht aufgeben", sagte der Bischof in der Messe. Ein gerechter Friede brauche aber gerechte Lösungen und keine "Deals". Gerade in diesen Tagen sehe er, wie absurd zum Beispiel der Krieg Russlands gegen die Ukraine sei.
"Zwei Gruppen von Menschen, die sich in diesen Tagen vielleicht auch 'Frohe Ostern' wünschen, stehen sich hier gegenüber", erklärte Kohlgraf. Menschen, die in den Gottesdienst gehen und hören, dass Christus auferstanden sei. "Und dann wird geschossen, auf Brüder und Schwestern."
Er bete dafür, "dass bei so manchem Verantwortlichen das Gewissen wach werden möge".
Kirchenpräsidentin Tietz: "Gott überwindet den Tod"
Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Christiane Tietz, betonte zu Ostern die Radikalität der Osterbotschaft.
Diese besage nicht, dass der Tod zum Leben dazugehört oder dass das Leben stärker ist als der Tod, sagte Tietz laut Mitteilung der EKHN in Darmstadt vom Samstagabend. Ostern zu feiern bedeute, "dass Gott den Tod und alle lebenszerstörenden Mächte überwindet".
Gegen Hass, Gewalt und Unterdrückung kämpfen
"Es wird eine Zeit kommen, in der alles, was uns das Leben schwer gemacht hat, aber auch alles, wo wir anderen das Leben schwer gemacht haben, vernichtet und vergangen sein wird", sagte die Kirchenpräsidentin.
Dieser Gedanke verleihe heute die Kraft, gegen die lebenzerstörenden Mächte unserer Zeit wie Hass, Gewalt und Unterdrückung zu kämpfen.
Hofmann: Ostern ändert unsere Haltung
Die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, warb in ihrer Osterbotschaft dafür, weiter für Gerechtigkeit und Frieden, für Versöhnung und Gemeinschaft zu arbeiten.
"Ostern ändert nicht alle Verhältnisse, die uns Sorgen machen, aber unsere Haltung dazu", sagte Hofman laut Manuskript in Kassel. Jesus' Sieg über den Tod ermögliche, eine andere Haltung einzunehmen und nicht zu verzweifeln "angesichts der grausamen Kriege und Konflikte in der Ukraine, im Nahen Osten, im Kongo, im Sudan".
Jesus' Auferstehung sei eine "Triebfeder", die Hoffnung schenke, sagte Hofmann. "Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln."