
Ex-SPD-Abgeordneter Arlt wechselt in die Rüstungsindustrie
Der ehemalige Neustrelitzer SPD-Bundestagsabgeordnete und Verteidigungsexperte Arlt wird Rüstungsmanager. Der 41-Jährige hat eine Führungsaufgabe im Unternehmen STARK Defence übernommen. Die Firma stellt Kampf-Drohnen für den Einsatz in der Ukraine her.
Kaum ein Wirtschaftszweig glänzt mit solch hohen Wachstumsraten. In der Rüstungsbranche wird in Zeiten des Kriegs und der militärischen Bedrohung auch jenseits von Rheinmetall oder Hensoldt viel Geld verdient. Ein neuer "Player" auf dem Markt ist die STARK Defence mit Sitz in Berlin, München und Kiew. Johannes Arlt (SPD) übernimmt dort jetzt den Posten des Senior Vice President. Der 41-Jährige arbeitet damit direkt unterhalb des Vorstands des noch jungen Unternehmens, das sich auf die Produktion von Kampf-Drohnen konzentriert.
Schon als Abgeordneter gute Kontakte
Für Arlt ist die neue Aufgabe ein ganz besonderer Seitenwechsel: Bei der Bundestagswahl im Februar hatte er den Wiedereinzug ins Parlament verpasst. Vor gut einem Monat scheiterte er als SPD-Kandidat bei der Landratswahl im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Jetzt nutzt der Ex-Luftwaffensoldat nach knapp vier Jahren im Bundestag offenbar seine Kontakte, die er auch als Mitglied im Verteidigungsausschuss knüpfte. Anders als bei Ministern gelten für Abgeordnete bei einem Wechsel in die Wirtschaft keine Karenzzeiten. Schon im vergangenen September warb er für eine Stärkung der Rüstungsindustrie und lobte den Firmengründer Florian Seibel für seine Innovation: "Gerade in der Ukraine tragen Drohnen seiner Firma Quantum Systems zum erfolgreichen Abwehrkampf bei", schrieb Arlt.
Fragwürdige Investoren?
Seibels Quantum System liefert allerdings keine Kampf-Drohnen. Das übernimmt die STARK Defence mit einer Produktionsstätte in der Nähe von München. Etwas mehr als 100 Mitarbeiter hat die Firma. Zu den Geldgebern soll nach einem Bericht des Manager Magazins der umstrittene US-Milliardär und Trump-Unterstützer Peter Thiel gehören. Die Firma wollte sich zu Investoren nicht äußern. Arlt sagte, er wolle seine Kenntnisse dafür investieren, "dass wir in Zukunft in Deutschland in Sicherheit und Frieden leben können". Er sei stolz, bei STARK Defence an Bord zu sein.
Offizier mit Drohnen-Erfahrung
Arlt war während seiner Zeit als Luftwaffen-Offizier Operateur von Bundeswehr-Drohnen, unter anderem bei sieben Auslandseinsätzen in Afghanistan und Mali. Von 2019 bis 2021 absolvierte er eine Generalstabsausbildung an der Swedish Defence University in Stockholm. Bei seinem neuen Arbeitgeber soll er "Partnerschaften und Netzwerke in Europa auszubauen sowie die Präsenz in den nordischen Märkten stärken", teilte STARK Defence mit. Arlt bringe nicht nur sicherheitspolitische Erfahrung aus dem Parlament mit, "sondern auch zusätzliche operative Expertise aus der Bundeswehr". Man freue sich, "mit ihm eine Schlüsselrolle beim strategischen Aufbau einer unabhängigen Verteidigungsindustrie in Europa besetzen zu können".
Weiter SPD-Kreisvorsitzender
Arlt zeigte sich begeistert: Die Innovationskraft und Truppennnähe des Betriebs ermögliche es, Systeme zu entwickeln, "die den realen Anforderungen moderner Streitkräfte gerecht werden, und dafür sorgen, dass Deutschland in dieser Liga mitspielt". Zu den aktuellen Produkten zählt unter anderem die Drohne Virtus, die Anfang April vorgestellt wurde und die die Fähigkeit zum Senkrecht-Start hat. Ziel von STARK sei es, moderne Systeme bereitzustellen, "die den Anforderungen des Gefechtsfelds von heute und morgen standhalten". Arlt ist der SPD auch ohne Mandtat und Amt trotz des Rüstungsjobs weiter verbunden: Er ist neben der Landtagsabgeordneten Nadine Julitz Co-Kreisvorsitzender in der Mecklenburgischen Seenplatte.