
Forscher: Salz der Ostsee lässt Rostocker Heide absterben
Wenn sich das Ostseewasser in den Senken der Rostocker Heide sammelt, sorgt das Salz für ein Absterben von Bäumen. Dieses Prinzip soll schon für den Verlust von 30 Hektar Wald verantwortlich sein und könnte sich durch den Meeresspiegelanstieg weiter beschleunigen.
Die Rostocker Heide zwischen Markgrafenheide und Graal Müritz ist Deutschlands größter Küstenwald mit Hunderten Hektar Moor-, Schilf- und Wiesenflächen. Doch das beliebte Naherholungsgebiet hat, laut Forscher Joachim Schmidt von der Universität Rostock, begonnen, an den Rändern und in den Niederungen abzusterben. Verantwortlich dafür seien vor allem der Anstieg des Meeresspiegels und Eingriffe durch den Menschen. Zum einen steige der Ostsee-Pegel immer schneller, wie unter anderem Messungen in Warnemünde ergeben. Waren es Anfang des 20. Jahrhunderts noch rund 1,4 mm pro Jahr, hat sich der Anstieg in den vergangenen Jahren stark beschleunigt. Laut Prognosen wird der Pegel der Ostsee bis zum Ende des Jahrhunderts um mindestens einen halben Meter höher liegen als heute, sehr wahrscheinlich sogar mehr.
Mehr Süßwasser in der Heide könnte Waldsterben eindämmen
Zu anderen dringe die Ostsee schon heute, begünstigt etwa durch die Seekanalvertiefung, bei Hochwasser weit ins Land vor und das bleibe nicht folgenlos, so Schmidt. Anders als noch im vergangenen Jahrhundert seien die Böden der Heide inzwischen stark ausgetrocknet. Vor allem das Moor sei zusammengesackt und liege heute viel tiefer, vergleichbar mit einer Schüssel. Darin sammle sich das salzige Ostseewasser bei Überschwemmungen und fließe nicht mehr ab. Die Folge: Durch das Salz werden die Bäume angegriffen und sterben ab. Etwa neun Hektar Moor seien in den letzten 30 Jahren so verschwunden.
Maßnahmenpaket sieht unter anderem Verzicht auf Entwässerung vor
Dem Stadtentwicklungsausschuss der Hansestadt stellte Joachim Schmidt nun ein Maßnahmenpaket vor, um die Salzanreicherung und das Sterben der Heide einzudämmen. In erster Linie gehe es darum, möglichst viel Süßwasser in der Heide zu halten. Dazu dürften die Flächen nicht mehr durch Gräben entwässert, gemäht oder landwirtschaftlich genutzt werden. Ob die Maßnahmen umgesetzt werden, muss die Bürgerschaft entscheiden. Ob sich diese aber überhaupt mit dem Thema beschäftigt, ist noch unklar.
Bei Überschwemmungen sammelt sich in der Rostocker Heide das salzige Meerwasser und schadet den Bäumen.