
Frust bei Landwirten: Zu niedrige Brücke sorgt für lange Umwege
Wegen einer zu niedrigen Brücke ist ein Feldweg bei Imbshausen (Landkreis Northeim) seit März 2024 gesperrt. Wer auf die andere Seite der A7 will, braucht Geduld.
Eigentlich sollte es eine ganz gewöhnliche Brücke bleiben: Ein schmaler Feldweg, der das Dorf Imbshausen mit Feldern westlich der Autobahn verbindet. Doch nach dem Ausbau der A7 ist das Bauwerk plötzlich zu niedrig. Die neue Fahrbahn liegt höher als zuvor - der vorgeschriebene Abstand von mindestens 4,50 Metern zur Brückenunterkante wird damit nicht mehr eingehalten. Seitdem ist die Brücke gesperrt.
Brücke bei Planung vergessen
Im Plan stand die Brücke mit 4,69 Metern Höhe - genug für alle Vorschriften. Doch bei der Planung für den sechsspurigen Ausbau wurde sie schlicht übersehen und war nach Abschluss der Arbeiten zu niedrig. Das bestätigte die Autobahn GmbH, die die Planung 2017 von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) übernommen hatte, dem NDR Niedersachsen. Zu den Verantwortlichkeiten für den Planungsfehler wollte sich die Autobahn GmbH mit Verweis auf laufende Untersuchungen nicht äußern. Der Fehler fiel erst auf, als ein Schwerlasttransporter 2023 an der Brücke hängen blieb. Danach wurde geprüft und die Brücke gesperrt - zu spät für einfache Korrekturen, denn die Bauarbeiten waren bereits abgeschlossen.
Brücke provisorisch angehoben
Zwar wurde die Brücke mittlerweile provisorisch um 20 Zentimeter angehoben - befahrbar ist sie aber trotzdem nicht. Nicht einmal Fußgänger können sie aktuell nutzen. "Es ist ein Provisorium, das nichts bringt, aber trotzdem Geld kostet", sagt Ortsbürgermeister Jan-David Schmidt (parteilos). "Und das bezahlt der Steuerzahler."

Christian von Plate-Stralenheim von der Feldmarksgenossenschaft und Ortsbürgermeister Jan-David Schmidt beklagen die derzeitige Situation.
Pannenserie auf der Autobahn - Imbshausen ist kein Einzelfall
Die Imbshäuser Brücke steht sinnbildlich für zahlreiche Probleme beim A7-Ausbau. Immer wieder kam es zu Planungs- und Ausführungsfehlern: zu niedrige Unterführungen, falsch verbaute Stahlträger, teure Nachbesserungen. Die Liste der Pannen wächst und mit ihr der Ärger der Betroffenen.
Täglicher Frust für Landwirte
Für Landwirtinnen und Landwirte bedeutet die Sperrung: Umwege, Mehrkosten und täglicher Frust. Der nächstgelegene Übergang ist für große Maschinen wie Mähdrescher oder Rübenroder ungeeignet. "Statt vier Minuten sind wir teils 15 Minuten unterwegs - mehrfach am Tag", sagt Jan-David Schmidt, der selbst Landwirt ist. "Wir leben direkt mit den Folgen und sehen niemanden, der Verantwortung übernimmt." Eine benachbarte Brücke sei kein Ersatz, weil sie für große Traktoren, Mähdrescher auf Raupenlaufwerken oder Rübenroder zu schmal ist.
Sorge vor einer Dauerlösung
Auch die Feldmarksgenossenschaft schlägt Alarm. Vorsitzender Christian von Plate-Stralenheim befürchtet, dass das Provisorium zur Dauerlösung wird und am Ende womöglich gar kein Ersatzbau erfolgt. "Das Ärgernis mutet absurd an und ist vielfältig. Besonders, wenn es offenbar keine erkennbare Konsequenzen gibt, wenn einer Landesbehörde derartige Fehler und Missgeschicke unterlaufen", so Plate-Stralenheim.
Autobahn GmbH: Entscheidung nicht vor 2025
Die Autobahn GmbH prüfe aktuell verschiedene bauliche Optionen, heißt es auf NDR-Nachfrage. "Mögliche Varianten sind beispielsweise ausschließlich der Rückbau des oberen Teils der Brücke oder der gesamte Neubau inklusive Stützen", so die Autobahn GmbH. Letzteres wäre die Rückkehr zur ursprünglichen Planung von 2012, die damals aus Kostengründen verworfen wurde. Mit einer Entscheidung sei nicht vor Ende 2025 zu rechnen. Eine Beteiligung der Anwohner bei der bautechnischen Planung sei laut Autobahn GmbH nicht vorgesehen – aber "bei der Terminierung von Bautätigkeiten geplant, um die betrieblichen Auswirkungen auf die Bewirtschaftung der Flächen zu minimieren".
"Es geht nicht um Luxus, sondern um Lebensrealität"
Die Brücke mag klein wirken, doch ihre Bedeutung ist groß: für Landwirte, aber auch für Radfahrer, Anwohner und die Verbindung ländlicher Strukturen. "Es geht nicht um Luxus, sondern um Lebensrealität", sagt Ortsbürgermeister Schmidt. Auch rechtlich ist die Sache nicht abgeschlossen: Ein Anwalt prüft aktuell mögliche Entschädigungsansprüche. Was die Betroffenen fordern, ist klar: keine Schuldzuweisungen, sondern endlich Bewegung - und vor allem, dass sie einbezogen werden.