Schiffe liegen im Hafen von Brake.

Maritimer Koordinator will norddeutsche Häfen stärken

Stand: 23.06.2025 10:45 Uhr

Häfen spielen eine zentrale Rolle für die Exportwirtschaft, bei der Energiewende und der Verteidigungsfähigkeit, sagt Christoph Ploß, der neue maritime Koordinator der Bundesregierung im NDR Interview. 

Die deutschen Häfen, der Schiffbau genauso wie die Seeschifffahrt stehen im internationalen Wettbewerb stark unter Druck. Dabei werden ihre Aufgaben für die deutsche Exportwirtschaft, die Energiewende und die Verteidigung immer wichtiger. Christoph Ploß, der Hamburger CDU-Bundestagsabgeordnete und neue Koordinator der Bundesregierung für maritime Wirtschaft und Tourismus, sieht seine Rolle darin, die Häfen, den Schiffbau und die Schifffahrt für die Zukunft fit zu machen.

Herr Ploß, welche Häfen sind besonders wichtig?

Christoph Ploß, der neue maritime Koordinator der Bundesregierung

Christoph Ploß will als maritimer Koordinator die norddeutschen Häfen stärken.

Christoph Ploß: Der Hamburger Hafen ist natürlich der mit Abstand größte Seehafen. Er hat für ganz Deutschland eine enorme Bedeutung, weil hier sehr viele Güter ankommen, die von Deutschland in die ganze Welt exportiert werden oder die nach Deutschland importiert werden. Cuxhaven hat sich jetzt mit seinem Hafen auf die Energiewende spezialisiert und wird eine Art Umschlagplatz für die Komponenten, die man für Windkraftanlagen benötigt. Damit hat Cuxhaven in ein echtes Zukunftsfeld investiert. Aber auch Häfen wie Rostock könnten zu Energie-Drehkreuzen werden. Hier könnten Wasserstoff, klimafreundliche Kraftstoffe wie E-Fuels, Ammoniak oder Methanol umgeschlagen werden. Damit würden die Häfen einen wichtigen Beitrag für die Energiewende leisten. Schleswig-Holstein spielt vor allem für den Feederverkehr (Zubringerverkehr für kleinere Häfen) eine wichtige Rolle, der von den skandinavischen Ländern nach Deutschland führt. Außerdem sehe ich für die schleswig-holsteinischen Häfen ein großes Potenzial angesichts der verteidigungs- und außenpolitischen Herausforderungen, die vor uns stehen. Gerade der Standort Kiel ist prädestiniert dafür, die Marine zu unterstützen. Ich bin auch der Meinung, dass nicht jeder Hafen alles machen muss, sondern die deutschen Häfen können untereinander noch besser kooperieren.

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Also kein Wettbewerb zum Beispiel zwischen Hamburg und Wilhelmshaven um die großen Containerschiffe?

Ploß: Wir brauchen kein Gegeneinander zwischen den norddeutschen Bundesländern, sondern wir brauchen ein stärkeres Miteinander. Das Bundesverkehrsministerium hat in der vergangenen Legislaturperiode schon aufgezeigt, dass wir in den nächsten Jahren ein steigendes Güteraufkommen erwarten. Deswegen ist es aus meiner Sicht falsch, zu sagen, die norddeutschen Häfen müssten sich untereinander Ladung wegnehmen. Der Norden wird in der Hafenpolitik nur stark sein, wenn er mit einer Stimme spricht und die Interessen bündelt. Dann wird der Norden im Berliner Regierungsviertel die Interessen besser vertreten können, beispielsweise bei der Finanzierung der Seehäfen.

Heißt das, die Bundesregierung gibt den Ländern mehr Geld, um ihre Häfen auszubauen?

Ploß: Wir stecken gerade mitten in den Haushaltsberatungen. Deswegen kann ich jetzt keine konkreten Summen nennen. Ich kann nur sagen, als maritimer Koordinator setze ich mich dafür ein, dass die Häfen dauerhaft stark ausfinanziert sind. Darüber hinaus hat die Bundesregierung erste Möglichkeiten geschaffen. Beispielsweise können die Länder von den hundert Milliarden Sondervermögen, die für die Kommunen bereitgestellt werden, auch in die Hafeninfrastrukturen investieren. Möglicherweise kann man auch aus dem Klima- und Transformationsfonds Investitionen in die Häfen vornehmen. Und wir prüfen, ob über das Sondervermögen für die Verteidigung in die Hafeninfrastrukturen investiert werden kann.

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Die Häfen sind Teil der kritischen Infrastruktur. Wie sehr muss man sie vor Angriffen schützen?

Ploß: Es wird sehr wichtig sein, die Häfen noch stärker zu schützen. Nicht nur, indem wir die Hafenanlagen sanieren und besser ausstatten, sondern wir müssen auch Themen wie Cyber Security mitdenken. Diese Investitionen halte ich für dringend notwendig. Aber wir stecken mitten in den Haushaltsverhandlungen. Deswegen kann ich jetzt noch nichts Konkretes sagen. Aber wir haben das auf der Agenda.

Als maritimer Koordinator haben Sie auch den Schiffbau im Blick. Wie können die Werften in Deutschland wettbewerbsfähig bleiben?

Ploß: Ich sehe weiterhin großes Potenzial für den deutschen Werftenstandort, vor allem in der Spezialisierung. Zum Beispiel, indem die deutschen Werften Yachten oder Forschungsschiffe bauen. Da ist Deutschland sehr stark. Ich sehe aber auch Potenzial in neuen Feldern, beispielsweise im Konverter Plattformbau. Wir brauchen dringend Konverterplattformen, um den Strom, der mit Offshore-Windkraftanlagen auf hoher See erzeugt wird, aufs Festland zu transportieren. Die könnten beispielsweise durch die Meyer Werft gebaut werden oder von Werften in Mecklenburg-Vorpommern. Die deutschen Werften haben ein unglaubliches Know-How. Deswegen wollen wir als Bundesregierung auch die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass die deutschen Werften in diesem Feld erfolgreich sein können. Dafür wollen wir Bürgschaftsprogramme auf den Weg bringen. Das wird noch in diesem Jahr ein Thema sein.

Das Interview führte Katharina Seiler, NDR.de

Dieses Thema im Programm: NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 23.06.2025 | 08:00 Uhr