
Niedersachsen Prozess gegen Staatsanwalt Yashar G. beginnt mit Verzögerungen
Vor dem Landgericht Hannover hat die Hauptverhandlung in einem möglichen Korruptionsfall mit Verzögerungen begonnen. Ein Staatsanwalt soll Ermittlungsergebnisse an eine Drogenbande verraten haben.
Die Staatsanwaltschaft wirft Yashar G. in 14 Fällen Bestechlichkeit in einem besonders schweren Fall, Verletzung von Dienstgeheimnissen und in zwei Fällen Strafvereitelung im Amt vor. Konkret soll er Ermittlungsinformationen an eine Drogenbande aus Hannover weitergegeben haben - mutmaßlich gegen Geld. Die besagte Drogenbande soll für die Einfuhr von 16 Tonnen Kokain im Februar 2021 in den Hamburger Hafen verantwortlich sein. Doch der Deal platzte damals. Weil die Ermittlerinnen und Ermittler einen Hinweis bekamen, konnten sie die fünf Container mit dem Kokain sicherstellen. Es war der bis dato größte Drogenfund der europäischen Geschichte.
Treffen mit Drogenbande in der Staatsanwaltschaft Hannover?
Bei einer anschließenden Groß-Razzia konnten nur 20 Beschuldigte festgenommen werden. Zwölf Männer wurden nicht angetroffen. Sie wurden offenbar gewarnt. Und das mutmaßlich von dem angeschuldigten Staatsanwalt aus Hannover. Das legen Chats nahe, die der NDR einsehen konnte. In diesen Nachrichten sollen sich die Köpfe der Bande nach NDR Informationen auch darüber ausgetauscht haben, den angeschuldigten Staatsanwalt entweder vor dem Landeskriminalamt oder in der Staatsanwaltschaft Hannover treffen zu wollen. Für die Ermittlerinnen und Ermittler ist derzeit aber noch unklar, ob es wirklich zu diesen Treffen gekommen ist. Offenbar liegen den Behörden aber Informationen darüber vor, dass Yashar G. häufiger dienstfremde Menschen in sein Büro gelassen haben soll. Der Verteidiger von Yashar G. wollte sich dazu nicht äußern, teilte aber auf Anfrage von NDR Niedersachsen grundsätzlich mit: "Die aktuellen Anklagevorwürfe werden von meinem Mandanten vollständig bestritten." Der angeschuldigte Staatsanwalt wolle sich im Verfahren vollumfänglich äußern - voraussichtlich am zweiten Prozesstag.
Verfahren mit hohen Sicherheitsvorkehrungen
Für das Verfahren sind zunächst 20 Verhandlungstage bis Mitte September angesetzt. Ob diese Termine ausreichen werden, um den Fall aufzuklären, ist noch offen. Das Landgericht Hannover hat die Sicherheitsauflagen für den Prozess verschärft. So gibt es umfassende Einlasskontrollen, darüber hinaus sind Mobiltelefone, Computer und Kameras verboten. Ungewöhnliche Vorkehrungen für einen ungewöhnlichen Strafprozess. Ein Sprecher des Landgerichts bestätigte dem NDR, dass es sich um besonders hohe Sicherheitsauflagen handele.
Hat Yashar G. auch weitere Gruppen mit Informationen versorgt?
Die Anklage geht nach NDR Informationen davon aus, dass der Fall deutlich größer sein könnte. Neben den 14 Fällen, in denen er Informationen an die Drogenbande weitergegeben haben soll, besteht die Annahme, dass er sowohl seinen Schwager - einen verurteilten Drogenhändler - als auch die "Hells Angels" mit Ermittlungsinformationen versorgt haben könnte. Bisher wurde die Anklage auf diese Punkte allerdings nicht ausgeweitet. Auch diese Vorwürfe bestreite Yashar G., teilte sein Anwalt mit.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Nachrichten | 23.04.2025 | 07:00 Uhr