Mann mit Tüte geklauter Kirschen (nachgestellt)

Nordrhein-Westfalen Diebstahl vom Feld und Obstbaum: Wie groß ist das Problem in NRW?

Stand: 28.04.2025 13:39 Uhr

Am Niederrhein haben Unbekannte 250 kg Spargel vom Feld geklaut - die Ausnahme. Kleine Mengen Obst und Gemüse werden oft geklaut.

Von Lars Faulenbach

Das hat Landwirt Dirk Janßen auch noch nicht erlebt. Am Samstagabend hatte er sein einen Hektar großes Feld mit grünem Spargel noch kontrolliert und sich auf die Ernte am nächsten Tag gefreut und dann wird er morgens von seinem Vorarbeiter zum Feld gerufen: "Und dann komme ich da hin und sehe mehr oder weniger das gesamte Feld ist abgeerntet, der Spargel war weg."

Ungewohnte Größenordnung

Wohl in der Nacht haben Diebe den erntereifen Grünen Spargel von Landwirt Janßen geklaut, und zwar in großem Stil. Rund 250 Kilo des grünen Gemüses haben sie mitgehen lassen, den Schaden schätzt Janßen auf etwa 2500 Euro. Dabei sind sie nicht zimperlich vorgegangen und haben viele Stangen abgebrochen und auch Stangen geerntet, die noch nicht nachgewachsen waren.

Einen Diebstahl in dieser Größenordnung hat Janßen noch nicht erlebt, dass Menschen etwas vom Feld klauen, sei am Niederrhein hingegen keine Seltenheit: "Die Leute meinen, die Felder seien Selbstbedienungsläden. Oft werden einfach zwei, drei Kohlrabi oder ein Salat vom Feld genommen, wo die Leute denken, hier steht doch genug. Das ist ärgerlich."

Kleine Diebstähle an der Tagesordnung

Dass der Diebstahl vom Feld häufiger vorkommt, kann auch Peter Muß vom Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauern bestätigen: "Das beginnt damit, dass sich ein Spaziergänger auf dem Weg einfach einen Apfel vom Baum pflückt und ißt, das geht über den Spaziergänger, der sich auf dem Feld einen Kopf Salat schneidet, das geht aber bis dahin, dass Leute auf ein Feld fahren und sich den Kofferraum vollladen."

Dieben fehlt Unrechtsbewusstsein

Hinter größeren Diebstählen vermutet Muß Profis, weil die schweres Gerät benötigten, um das Diebesgut abzutransportieren. Den Gelegenheitsdieben fehle hingegen oft das Unrechtsbewusstsein: "Viele Verbraucher betrachten das als Kavaliersdelikt und achten das Eigentum der Obst- und Gemüsebauern nicht. Das ist natürlich absolut falsch, das ist eine kriminelle Handlung, das ist Diebstahl. Allerdings werden die Täter meist nicht erwischt, weil Landwirte ihre Felder nicht Tag und Nacht bewachen können."

Höhe des Schadens ist unklar

Die Höhe des Schadens lasse sich nur schwer abschätzen und auf die Verbraucherpreise im Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt habe der Diebstahl keine Auswirkung, so Muß. Für die Preise sei zum Beispiel die Witterung viel wichtiger: "Die Preise richten sich nach Angebot und Nachfrage. Und die Mengen, die da gestohlen werden, sind zum Glück nicht so groß, dass sie das Angebot schmälern würden."

Und nicht alle Landwirte sind gleichermaßen von den Diebstählen betroffen, heißt es vom Gartenbauverband NRW. Weil der meiste Spargel als weißer Spargel verkauft werde und in Erdwällen wachse, würde dieser seltener geklaut. Und auch Kulturen die im Gewächshaus wachsen, wie etwa Tomaten, seien besser gegen Diebstahl geschützt als etwa die Erdbeere auf dem Feld.

Quellen:

  • Interview Spargelbauer Dirk Janßen
  • Interview Peter Muß Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauer e.V.
  • Landesverband Gartenbau Nordrhein-Westfalen e.V.

Über dieses Thema berichten wir auch am 29.4.2025 im Morgenecho bei Radio WDR5.