
Nordrhein-Westfalen Gläubige in NRW trauern um Papst Franziskus
Papst-Trauer in NRW. Trauergeläut an Kirchen, Kerzen zum Gedenken und ein Gefühl von Verlust. So trauern Gläubige in NRW.
Der Probst des Aachener Doms, Rolf-Peter Cremer, trägt heute schwarz. Seine Kirche im Bistum Aachen ist das katholische Herz der Stadt. Cremer stellt ein Foto vom verstorbenen Papst Franziskus im Dom auf – auch das Foto ist schwarz-weiß, schließlich ist der Papst gestorben.

Aachener Domprost Rolf-Peter Cremer
"Im Dom werden wir neben der Osterkerze ein Bild des Papstes hinstellen, so dass die Möglichkeit besteht, dass Menschen auch im stillen Gebet von ihm Abschied nehmen können,“ erklärt Cremer.
Abschied vom Papst in Aachen
Die Gläubigen wollen Abschied nehmen, so wie Anna Jung aus Aachen, die gerade vor dem Aachener Dom steht:
Ich habe diesen Papst sehr geschätzt, weil er so ein Mensch war, der sehr die Einfachheit betont hat und so sehr menschlich war – nicht so abgehoben. Ich empfinde es als großen Verlust.
Anna Jung aus Aachen
Vorhin noch hatte die Aachenerin die Meldung über den toten Papst im Radio gehört. Auch von dem Bild in schwarz-weiß, das der Domprobst Cremer neben die Osterkerze gestellt hat, weiß sie:
"Ich wollte gerne in den Dom gehen, um auch ein stilles Gedenken dort zu vollziehen,“ sagt Anna Jung.
Papst als Versöhner

Trauert um den Papst: Aachener Bürgermeisterin Scheidt
Auch Hilde Scheidt, Bürgermeisterin der Stadt Aachen, ist im Aachener Dom. Sie wollte ohnehin zum Ostergottesdienst. Jetzt, nach dem Tod von Papst Franziskus, fühlt es sich für sie gut an, hier zu sein, im Schutz der Kirche.
Ich glaube, es war ein sehr außergewöhnlicher Papst, der sehr viel für den Frieden und die Völkerverständigung getan hat, der sich ganz deutlich auch immer wieder gegen Krieg ausgesprochen hat und für die Versöhnung der Menschen. Das war mir immer sehr wichtig an ihm, dass man das von ihm zu hören bekam.
Hilde Scheidt, Bürgermeisterin der Stadt Aachen
Domprobst Cremer hat einen Trauerflor am Portal des Aachener Doms befestigt. Außerdem läuteten um 12 Uhr Mittag die Trauerglocken. Cremer in seinem schwarzen Pulli will damit der Stadt sagen, dass der Papst tot ist. Für den 65-jährigen ist das Totengeläut ein Zeichen der Solidarität.
Missbrauchsopfer aus Bonn bewegt von Todesnachricht

Missbrauchsopfer Klaus Schmidt traf Papst Franziskus
Auch im Bonner Münster trauern Gläubige um Papst Franziskus. Marlene Diewald ist hierhergekommen. Sie hat den Papst gestern noch im Fernsehen gesehen. "Ich hatte das Gefühl, dass er sich bei dieser Fahrt von allen verabschieden wollte. Und irgendwo ist es auch für mich jetzt ein Stück weit eine Freude, dass er jetzt bei Gott ist.“
Den Bonner Klaus Schmidt hat die Nachricht vom toten Papst sehr bewegt. Er erzählt im Bonner Münster:
Ich hatte vor ungefähr zehn Jahren eine Begegnung mit ihm, denn ich bin eines der Missbrauchsopfer. Er hat mich damals persönlich empfangen und hat sich bei mir entschuldigt. Und das war der erste und einzige Moment, in dem ich gemerkt habe, da hat mich jemand ernst genommen. Ich habe heute Morgen gedacht, da ist jetzt nicht der Papst oder ein Aristokrat gestorben, sondern ein Mensch. Und ich bin ihm über das Grab hinaus dankbar und beabsichtige jetzt auch ganz kurz entschlossen, nach Rom zur Beerdigung zu fahren.
Klaus Schmidt aus Bonn
"Schwul oder lesbisch sein nicht mehr so verteufelt"

Achim Fährmann aus Mülheim: "Einsatz für die queere Community"
Der Essener Dom ist von innen eine helle Kirche. Das Tageslicht fällt durch die blau-gelben Kirchenfenster nach innen.
Hier will Achim Fährmann aus Mülheim an der Ruhr kurz eine Kerze für den toten Papst anzünden und dann direkt weiter gehen. In den Gottesdienst gleich zieht es ihn nicht, aber der Tod vom Papst trifft ihn:
Mich macht das sehr betroffen, weil er ein Papst war, der versuchte, was zu bewegen. Er hat nicht alles geschafft, aber er hat auch für meine Community schon versucht, auch was in die Gänge zu leiten, so dass man schwul oder lesbisch in der Kirche nicht mehr ganz so verteufelt.
Achim Fährmann aus Mülheim an der Ruhr

Kerzen für den Papst
Auch Beatrix und Barbara Fellner aus Essen wollen im Dom eine Kerze für den verstorbenen Papst Franziskus anzünden. Beatrix Fellner ist sehr traurig. "Ich hätte gehofft, dass er noch ein bisschen länger zu leben hätte, dass er sich noch mal n bisschen besser erholen hätte können, das wär schön gewesen. Weil da war doch irgendwie ein sehr sympathischer Papst, ein sehr nahbarer“.
Auch Barbara Fellner bedauert den Tod. "Er hatte noch viel vor. Er hätte auch noch viel erreichen können vielleicht. Reformfähig war er ja im Prinzip, auch wenn nicht so umfangreich, wie sich viele erhofft hatten. Aber ich meine ja, es gibt halt immer Widerstand und den muss man halt auch respektieren.“
Kerze anzünden in Essen

Orthodoxe Christin: Joana Trendafilova aus Essen
Im Essener Dom gibt es auf der rechten Seite eine orthodoxe Ikone. Hier will Joana Trendafilova heute hin. Normalerweise geht sie immer mit ihrer Familie in die Kirche. Als sie heute vom Tod des Papstes hört, beschließt sie, alleine in die Kirche zu kommen.
"Also ich weiß leider nicht so viel über ihn, aber trotzdem hat mich das betroffen und ein bisschen traurig gemacht.“ Die Essenerin zündet heute zwei Kerzen an: eine für den Papst und eine für ihre Familie.
Verlust in unserer Zeit

Katja Schleifer aus Essen nimmt der Tod vom Papst mit
Katja Schleifer aus Essen will in den Ostergottesdienst im Essener Dom. Ein Trompeter von den Essener Philharmonikern soll kommen. Schleifer ist vom Tod von Papst Franziskus erschüttert.
Ich bin schon sehr mitgenommen. Natürlich wusste ich, er war krank, hat auch ein hohes Alter erreicht. Aber ja, es ist ein herber Verlust, gerade für unsere Zeiten, die nicht so friedlich sind.
Katja Schleifer aus Essen
NRW-Politiker trauern mit
Auch Politiker aus NRW äußerten sich betroffen. "Franziskus war eine beeindruckende Persönlichkeit und ein nahbarer Papst", schrieb Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Montag. "Mit unermüdlichem Einsatz" habe er sich insbesondere für Arme, Schwache und Ausgegrenzte eingesetzt. Die Kirche müsse "die Nähe zu den Menschen erhalten, indem sie Erneuerung zulässt".

2023: Ministerpräsident Wüst besucht den Papst
Wüst sagte, er sei dankbar, dass er die Gelegenheit hatte, sich "mit ihm persönlich über viele zentrale Fragestellungen unserer Zeit auszutauschen". Als Ministerpräsident hatte Wüst Papst Franziskus 2023 in Rom besucht.
Jochen Ott, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag, sagte, Papst Franziskus habe den Menschen noch in seiner Osterbotschaft Hoffnung gegeben – im Wissen um seinen nahenden Tod. Er sei damit "selbst ein Baumann der Hoffnung". Und das sei das Vermächtnis des verstorbenen Pontifex: "Wir alle sollten Bauleute der Hoffnung sein."
Quellen:
- WDR Interviews von unseren Reporterinnen und Reportern vor Ort
- Statement der NRW-Staatskanzlei
- Statement der SPD-Landtagsfraktion
Über dieses Thema berichten am 21.04.2025 die WDR Nachrichten im Hörfunk, WDR aktuell im Fernsehen und die Aktuelle Stunde im Fernsehen.