
Nordrhein-Westfalen Lärm, Dreck und jede Menge Ärger um Saatkrähen: Was denkt ihr darüber?
Ständig wachsende Saatkrähen-Kolonien bringen im westfälischen Soest genervte Anwohner und Naturschützer gegeneinander auf. Gibt es eine Lösung im heftigen Streit? Wir wollen eure Meinung wissen und diskutieren im WDR Lokalzeit Stadtgespräch darüber.
Lautes Krächzen, überall dicke Vogelkot-Kleckse, ab und zu steigt ein Schwarm Saatkrähen auf. Eine Szenerie, die an Hitchcocks Film-Klassiker "Die Vögel" erinnert. Aber das hier ist der Alltag am Clarenbach-Park, einem der Saatkrähen-Hotspots in Soest.
"Es ist ganz fürchterlich. Das ist keine Lebensqualität mehr", sagt Anwohnerin Annette Haverland, "im Jahr 2000 hatten wir 20 Nester, jetzt haben wir 535 Nester mit über 3900 Vögeln. Und die keifen von morgens halb fünf bis abends halb elf mit über 60 Dezibel. Das geht an die Gesundheit." Über 60 Dezibel, das ist in etwa so laut wie ein Staubsauger oder ein Rasenmäher.
Gärten, Kitas, Marktplatz - überall ist Vogeldreck

Annette Haverland und Karl-Josef Meier aus Soest
Auch ihr Nachbar Karl-Josef Meier ist genervt: "Man hat den Kot überall – auf dem Tisch, im Essen, im Cappuccino, auf der Torte, auf dem Brötchen, auf der Kleidung." Er zeigt Fotos von verschmutzten Autos und Balkonen. Und das Problem beschränkt sich längst nicht nur auf einzelne Bereiche in Soest: Auch am Bahnhof, auf dem Marktplatz oder an Kitas ist die Lage ähnlich. Nicht umsonst wird Soest auch als "Krähenhauptstadt Deutschlands" betitelt.
Krähen trotzen den Kampfansagen
Seit den 1970ern stehen Saatkrähen unter Schutz. Zwar wurden mit Ausnahmegenehmigungen immer wieder Nester entfernt oder Eier entnommen – doch der Erfolg blieb aus. Politiker warnen inzwischen vor einer Verdopplung der Population in den nächsten zehn Jahren. Im Kreis Wesermarsch in Niedersachsen darf die Krähe mit Ausnahmegenehmigung geschossen werden.
Riesenschäden bei den Bauern
Auch Landwirte wollen die Vögel loswerden: Sie picken Saat aus dem Boden, schädigen Getreide und plündern Obstbäume. Auf den Feldern sind sie längst nicht mehr willkommen.
Joachim Drüke von der AG Biologischer Umweltschutz betont: "Die Saatkrähen sind nur deshalb in der Stadt, weil sie von den umliegenden Feldern verscheucht worden sind." Radikale Maßnahmen wie Baumfällungen brächten nichts: "Dann sitzen die Saatkrähen ruckzuck woanders."

Holger Sticht, Vorsitzender vom BUND NRW
Holger Sticht vom BUND NRW sieht die Jäger in einer besonderen Verantwortung: "Wenn auf Rehe und Hasen geschossen wird, flüchten die Krähen in die Stadt." Sein Vorschlag: "Die Jagd um Soest herum für mehrere Jahre komplett aussetzen."
Wie umgehen mit Vogelschwärmen in der Stadt? Sagt uns eure Meinung
Zwischen genervten Bürgern, betroffenen Bauern und Naturschützern prallen die Meinungen aufeinander.
Was denkt ihr? Saatkrähen dulden oder aktiv vertreiben? Artenschutz oder Lebensqualität? Schreibt uns eure Meinung – direkt in die Kommentare auf wdr.de oder per Mail an stadtgespraech@wdr.de! Über das Dilemma sprechen wir auch beim WDR Lokalzeit Stadtgespräch am Samstag ab 13 Uhr auf dem Marktplatz in Soest und live bei WDR 5. Eure Kommentare und Fragen nehmen wir mit in die Diskussion mit unseren Gästen.