Bunte Bänder wehen an einer Birke

Nordrhein-Westfalen Maibaum-Brauch: Von Maibräuten, Remmeln und Schandbäumen

Stand: 28.04.2025 06:00 Uhr

In der Nacht zum 1. Mai finden viele zarte Birken nachts den Weg an Hauseingänge, Dachrinnen oder Balkone. Fragen und Antworten zum Maibaum-Brauch.

Von Katja Goebel

Am ersten Mai spielt traditionell das Brauchtum eine große Rolle. Einer der Bräuche ist das Maibaum-Aufstellen. Klingt simpel, folgt aber je nach Ort einem durchaus festen Regelwerk. Wir klären die wichtigsten Fragen und Antworten zum Maibaum.

Woher kommt der Maibaum-Brauch?

Das Aufstellen eines Maibaums im Frühling hat in Deutschland eine lange Tradition und geht wahrscheinlich auf alte germanische Riten zurück. Maibaum, das kommt nicht vom Monat Mai, sondern vom heute ungebräuchlichen Wort Maien, was so viel wie junge Tannenzweige bedeutet.

Der Mönch Caesarius von Heisterbach hat erstmals 1224 das Aufstellen eines Maibaums in Aachen dokumentiert, beziehungsweise als heidnisches Ritual angeprangert. Die Bäume gelten als Symbol des Frühlings, des neu erwachten Lebens und der Fruchtbarkeit. Seit dem 17. Jahrhundert wurde das "Maibaumstellen" Teil einer dörflichen Partnervermittlung.

Wer darf einen Maibaum aufstellen?

Ein Maibaum wurde in der Ortsmitte in Oberschelden aufgestellt

Geschmückter Maibaum: Traditionell werden Birken gewählt

Es gibt Gegenden in NRW, da dürfen die Männer aber nicht einfach mal so Maibäume vor das Haus der Liebsten stellen beziehungsweise hängen. Im Kreis Düren müssen sie zum Beispiel zuvor das Recht ersteigern. Das kann allerdings teuer werden, weil sogenannte Mairemmel manchmal mitsteigern, um den "Preis" hochzutreiben. In anderen Gemeinden müssen die Junggesellenvereine, die das Maifest organisieren, für das Aufstellen bezahlt werden - gerne auch mit flüssigen Naturalien. Wird nicht bezahlt, kann es sein, dass der Baum später nicht lange steht.

Bei mancher Versteigerung von "Maibräuten" - zum Beispiel in Gürzenich im Kreis Düren, legen die Junggesellen auch schon mal vierstellige Beträge auf den Tisch. Der Grund: Wer die höchste Summe zahlt wird dort Maikönig.

Längst stellen in NRW aber auch bereits vergebener Männer ihren Partnerinnen einen Baum vor die Tür - einfach um ihnen eine Freude zu machen.

Maibaum in Telgte

Oft zieren Wappen die Maibäume der Ortschaften

In manchen Dörfern stehen meterhohe Maibäume auf einem zentralen Platz und werden von der Dorfgemeinschaft gemeinsam geschmückt. Auch in Städten stehen Maibäume. Das sind nicht immer echte Bäume, sondern oft geschmückte Masten. In Mönchengladbach ist es in diesem Jahr übrigens nicht ein zentraler Maibaum, sondern gleich 60 Maibäumchen auf der zentralen Einkaufsstraße. In Bochum wird traditionell eine Eiche ausgegraben und bei einem Festzug der Maiabendgesellschaft in die Innenstadt getragen.

Wer bekommt einen Maibaum?

Gewöhnlich wird der Maibaum unverheirateten Frauen vor die Tür gestellt oder gehängt. Ausnahmen bestätigen aber die Regel: In Bleibuir in der Eifel, einer 350-Seelen-Ortschaft, bekommt sogar jede Frau am ersten Mai einen Baum.

Wie schmückt man den Maibaum?

Maibaum-Schmuck aus Krepp

Maibaum-Schmuck aus Krepp

Traditionell wird die junge Birke mit langen bunten Bändern aus Kreppband, manchmal auch mit Stoffbommeln oder Herzen mit Namensschriftzug verziert. So mancher bunter Baumschmuck ist deshalb bei Regen auch schon plötzlich ganz bleich geworden. Wasserfestes Kreppband könnte sich also bezahlt machen.

Der Maibaum der ganzen Gemeinde ist oft eine geschälte Tanne mit geschmückter Spitze. Oft wird der offizielle Maibaum im Ort aber auch Wappen geschmückt.

Warum manche Maibäume bewacht werden müssen?

In der Mainacht wird ein großer, aufwändig geschmückter Maibaum gerne zentral im Dorf aufgestellt. Der allerdings muss öfter die ganze Nacht bewacht werden. Der Grund: Die Maibäume sind beliebte Trophäen für die Nachbardörfer, indem sie abgesägt oder gestohlen werden. In manchen Örtchen wird auch der Baum der Liebsten manchmal gestohlen. Deshalb gibt es Junggesellen, die ihm nachts nicht von der Seite weichen.

Wann stellen Frauen einen Maibaum auf?

Eine Frau trägt einen Baumstamm

Baumsuche: Im Schaltjahr sind die Mädels dran

Normalerweise ist das Maibaumaufstellen reine Männersache - im Schaltjahr ist es andersherum. Da stellen die Frauen ihrem Liebsten den Maibaum auf.

Wann ist der Baum ein Heiratsantrag?

Im Rhein-Erft-Kreis und auch in Köln gibt es zum Beispiel die Tradition, dass das mehrmalige Aufstellen des Baumes ernstere Absichten verrät. Stellt jemand drei Jahre hintereinander den Baum für eine bestimmte Frau auf, kann das als Heiratsantrag durchgehen. Aber Achtung: Überragt der Baum das Haus, kann das mancherorts übrigens auch als Heiratsantrag gedeutet werden.

Wie lange steht ein Maibaum?

Eigentlich bis zum letzten Tag im Mai. Dann muss der Baumaufsteller ihn abbauen. Dafür gibt es gerne mal einen Kuss von der Beschenkten, einen Kasten Bier von ihrem Vater und einen Kuchen von der Mutter - zum Beispiel in Erftstadt.

Was ist ein Schandbaum?

Schandbäume stellen Verschmähte oder Betrogene auf. So werden manchmal Schandbäume entdeckt, die mit Klopapier statt mit bunten Kreppbändern verziert sind. Auch schwarzes Kreppband als Deko ist schon gesehen worden. Manchmal wird einfach ein krummer oller Nadelbaum statt einer zartgrünen Birke ausgewählt, um jemanden bloßzustellen.

Wo kann man Maibäume kaufen?

Zwei Männer tragen eine Birke aus dem Wald

Bloß nicht selber fällen: Maibäume werden offiziell verkauft

Klauen ist nicht, warnt auch ganz offiziell der Landesbetrieb Wald und Holz. Wer einfach im Wald ein Bäumchen fällt und sei es noch so dünn, begeht nicht nur Sachbeschädigung, sondern auch Diebstahl. Also ohne Zustimmung des Waldbesitzers ist das Fällen tabu. Die Polizei kontrolliert laut Landesbetrieb stichprobernartig und lässt sich dabei auch Quittungen zeigen. Das Regionalforstamt kennt aber viele Verkaufsstellen, wo ganz legal ein Maibaum besorgt werden kann.

Was kostet ein Maibaum?

Manche Forstreviere zwischen Königswinter, Kerpen, Köln und Leverkusen verkaufen Maibäume ein bis zwei Tage vor dem ersten Mai. Die Preise variieren dabei im Schnitt zwischen 10 und 30 Euro.

Wie transportiert und stellt man einen Maibaum?

Auch dafür gibt es natürlich offizielle Empfehlungen und polizeiliche Hinweise:

  • Wer seinen Baum mit dem Auto abholt: Das Fahrzeug samt Ladung darf die Höhe von 4 Metern und die Breite von 2,55 Metern nicht überschreiten. Sonst ergeht es euch vielleicht wie einem 21-Jährigen aus Vettweis, der am Wochenende mit seinem Maibaum 13 geparkte Autos beschädigte, als er ihn mit seinem Traktor transportierte
  • die Ladung darf nach vorne überhaupt nicht und nach hinten maximal drei Meter über das Fahrzeug hinausragen
  • das äußerste Ende der Ladung muss mit einer roten Fahne gekennzeichnet sein, wenn es mehr als einen Meter überragt und
  • der Maibaum muss natürlich auch am Haus sicher befestigt sein: Der Baum muss stabil stehen, darf keine Gefahr darstellen oder Wege blockieren. Achtung: Mieter dürfen keine Befestigung ohne Erlaubnis des Vermieters an die Fassade bohren, warnt der Kölner Haus und Grundbesitzerverein

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