
Nordrhein-Westfalen Prozess um Lkw-Chaosfahrt: Fahrer sagt unter Tränen aus
Am ersten Prozesstag gibt der 30-jährige Lkw-Fahrer einen Einblick ins Motiv seiner Lkw-Chaosfahrt: Offenbar im Wahnzustand hat er sich ans Steuer gesetzt, um so schnell wie möglich zu seiner Familie zu fahren.
"Ich bereue es sehr, das meine ich ehrlich. Ich weiß nicht, wie ich das wieder gutmachen soll", sagt der Lkw-Fahrer vor dem Hagener Landgericht. Gleich zu Beginn seiner Aussage nutzt er den ersten Verhandlungstag, um um Verzeihung zu bitten.
Mehr als zwanzig Minuten dauert es, bis die Staatsanwaltschaft die Anklage vollständig vorgelesen hat. Sie wirft ihm versuchten Mord, gefährliche Körperverletzung, die Gefährdung des Straßenverkehrs und der gefährliche Eingriff in den Straßenverkehr in einer Vielzahl von Fällen vor.
Im November will der 30-jährige Lkw-Fahrer aus Polen aus einem Mönchengladbacher Gewerbegebiet zurück nach Polen fahren. Auf den Autobahnen A46 und A1 hinterlässt der Mann von Düsseldorf über Wuppertal bis nach Hagen eine Schneise der Verwüstung.
Hoher Sachschaden nach zahlreichen Unfällen

Der Sachschaden der Unfallfahrt wird auf über eine halbe Million Euro geschätzt.
Er rammt alles, was ihm im Weg steht. Rund 50 Autos wurden bei mehreren Unfällen beschädigt. Das erste davon schleift er über 165 Meter mit, der Schaden: 93.000 Euro. Nicht das einzige Auto, das als Totalschaden abgeschrieben werden muss. 19 Personen werden teilweise schwer verletzt, die teilweise noch heute unter den Folgen leiden.
Über 60 Kilometer verfolgt die Polizei den Mann, der in einer Baustelle auf der A1 bei Hagen letztlich zum Stehen kam. Als die Richterin den Beschuldigten fragt, warum es überhaupt zu all den Kollisionen gekommen ist, antwortet der 30-Jährige: "Ich habe keine Ahnung. Als wäre etwas in mich gefahren."
Schon vor der Verhandlung war klar, dass der Mann alkoholisiert war, Cannabis konsumierte und unter Wahnvorstellungen gelitten hatte. Die setzten seiner Aussage nach aber schon drei Tage vorher ein. Er habe kaum geschlafen und will Stimmen im Kopf gehabt haben. Das ließ ihn den Entschluss fassen, in Sorge um seine Familie zurück nach Polen zu fahren.
Lkw-Fahrer habe nach eigener Aussage seit Jahren psychische Probleme
Schon dort war der Angeklagte nach eigener Aussage in psychatrischer Behandlung, soll sich selbst aus der Klinik im Süden Polens ausgewiesen haben. Seit seiner Festnahme ist der Lkw-Fahrer schon in einer psychiatrischen Klinik untergebracht.
Das fordert die Staatsanwaltschaft auch dauerhaft. Weil ein Sachverständiger den 30-Jährigen wegen seiner psychischen Störung und der Wahnvorstellungen für schuldunfähig hält, droht dem Mann wohl keine klassische Gefängnisstrafe. Das Verfahren wird im Juni fortgesetzt, ein Urteil wird im August erwartet.
Unsere Quellen:
- Landgericht Hagen
- WDR-Reporter vor Ort
- vorangegangene WDR-Berichterstattung
Über dieses Thema berichten wir am 14.05.2025 auch im Radio auf WDR2 und im Fernsehen in der Lokalzeit aus Dortmund um 19.30 Uhr.