Kardinal Woelki beim Eröffnungsgottesdient der Deutschen Bischofskonferenz am 10.03.25

Nordrhein-Westfalen Rainer Maria Woelki: Dieser Kardinal aus NRW wählt den Papst mit

Stand: 22.04.2025 12:02 Uhr

Wenn in Rom das Konklave zusammentritt, wird er als einer von 133 Kardinälen den neuen Papst wählen: Rainer Maria Woelki. Er ist neben Reinhard Marx aus München und dem in Rom tätigen Gerhard Ludwig Müller einer von drei Deutschen, die dabei sein werden. Der Kölner Woelki war jahrelang aus der Öffentlichkeit verschwunden – nach dem Tod von Papst Franziskus taucht er wieder auf.

Nach den Skandalen um sexuellen Missbrauch durch Priester in der Katholischen Kirche und der anschließend sehr schleppenden Aufarbeitung hatte Papst Franziskus dem Kölner Rainer Maria Kardinal Woelki eigentlich die rote Karte gezeigt - und das öffentlich in einer Institution, die Staatsanwaltschaften lieber außen vor lässt und innerhalb der eigenen Mauern selbst aufklärt.

Studiogespräch: Rainer Maria Kardinal Woelki, Kölner Erzbischof

Franziskus entschied nie über Woelkis Rücktrittsgesuch

Franziskus warf Woelki bei der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Köln insbesondere seine Kommunikation vor und schickte ihn in eine fünfmonatige Auszeit. Anschließend forderte er den Kardinal auf, ein Rücktrittsgesuch einzureichen. Über dieses Gesuch entschied er jedoch nie.

Ein nicht aufgeklärter Skandal und zigtausende Kirchenaustritte

Bei den Gläubigen sorgt der Missbrauchsskandal für großen Frust, erschüttert das Erzbistum und den Stuhl des Erzbischofs. Tausende treten seitdem aus der Kirche aus. Es gibt Streit um Gutachten und um deren Veröffentlichung, Zweifel an Woelkis Willen zur Aufklärung, Kritik am Umgang mit den Tätern. Schätzungsweise drei Millionen Euro zahlt das Erzbistum für Anwälte, Medienstrategen und PR-Berater im Zuge des Missbrauchsskandals.

Ermittlungen wegen Meineids laufen noch

Seit 2022 ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft gegen Woelki wegen Meineids - ein einmaliger Vorgang in der bundesdeutschen Rechtsgeschichte: Es geht um den Verdacht, dass der Kardinal zu seinen Kenntnissen über Missbrauchsfälle unter Eid die Unwahrheit gesagt hat. Dieser beteuert seine Unschuld

Schwebezustand im Erzbistum Köln

Woelki macht sich öffentlich augenfällig rar: Zu Gottesdiensten ist er im Kölner Dom anzutreffen, zumindest an den hohen Feiertagen. Auch jetzt steht er Festmessen vor. Doch bei großen gesellschaftlichen Anlässen sieht man ihn nicht mehr. Jahrelang befindet sich das Erzbistum Köln und Woelkis Schicksal in einem ungeklärten Schwebezustand.

Woelki mit dem Papst im Reinen

Am Ostermontag 2025 stirbt Franziskus. Und Woelki taucht im ARD-Morgenmagazin auf. Dort wird er gefragt, ob er diese Sache noch mit Franziskus habe klären können. Er antwortet: "Wir haben uns danach noch ein-, zweimal gesehen, und er hat immer gesagt: 'Haben Sie Mut, gehen Sie voran, machen Sie da Ihre Arbeit! Und ich steh' ganz zu Ihnen und ganz hinter Ihnen.' Das war eigentlich immer so seine Botschaft gewesen."

Der Koffer für Rom wird gepackt

Am Mittwoch wird im Kölner Dom ein großes Requiem für den verstorbenen Papst Franziskus gefeiert. Danach will der Kardinal zur Beerdigung nach Rom reisen und dort bleiben, sagt Woelki am Ostermontag dem WDR beim Auftritt in der Sendung "Aktuelle Stunde". Vorher werde man sich in Zirkeln austauschen, um das "Bild der Kirche" und einen geeigneten Kandidaten zu beraten.

Woelki: Konklave soll nicht politisch wählen

Von seiner letzten Wahl berichtet Woelki vom Ringen um den besten Kandidaten. Das sei eine Verpflichtung, die einem Kardinal aufgegeben ist, "eben nicht politisch zu wählen, sondern denjenigen zu wählen, den er vor dem Angesicht Gottes als den Kandidaten erkannt hat, den er für den Besten und den Richtigen hält." Der neue Papst müsse ein Herz für die Menschen haben, das Werk Franziskus' fortführen und "der Kirche wieder ein Stück Stabilität geben", sagt Woelki.

Auf die Nachfrage im ARD-Morgenmagazin, ob er im Reinen mit Franziskus sei, erwidert Woelki: "Ja, auf jeden Fall."

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hieß es, Woelki sei einer von 137 Kardinälen, die den Papst mitwählen. Dies basierte auf einer Angabe der Nachrichtenagentur dpa. Tatsächlich sind derzeit 135 Kardinäle wahlberechtigt. Zwei haben allerdings die Reise nach Rom aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Wir haben das korrigiert.

Unsere Quellen:

  • Interview mit Kardinal Woelki im ARD-Morgenmagazin am 22.04.2025
  • WDR-Interview mit Kardinal Woelki in der Aktuellen Stunde am 21.04.2025
  • Nachrichtenagentur dpa