Mitarbeiter stehen vor einem Ford-Werkstor.

Nordrhein-Westfalen Streik bei Ford in Köln: "Sind bereit, bis zum Äußersten zu kämpfen"

Stand: 14.05.2025 12:03 Uhr

Ein Streik ist neu für Ford in Köln. 1973 hatte es zwar einen "wilden Streik" gegeben. Vor allem türkische Arbeiter hatten damals ohne Unterstützung der IG Metall die Arbeit niedergelegt, nachdem hunderte sogenannte Gastarbeiter entlassen worden waren. Jetzt legen erstmals in der Geschichte des Kölner Ford-Werks Beschäftigte mit einem offiziellen Streik ihre Arbeit nieder.

Von Niklas Bohlen

Es ist kurz nach sechs Uhr am Morgen. Vor Tor 24 des Kölner Ford-Werks haben sich rund 30 Menschen versammelt. Unter ihnen auch Dirk Vaas. Er sitzt an einem Klapptisch vor dem Werkstor, wärmt seine Hände an einem Kaffeebecher.

Streik bei Ford: Die Zukunft nicht verfahren

"Ich hätte nie gedacht, dass ich mal hier sitze"

Normalerweise wäre jetzt sein Arbeitsbeginn in der Frühschicht. An diesem Mittwoch nicht. An diesem Mittwoch bleiben die Bänder für die Autoproduktion stehen – und Dirk Vaas draußen. "Ich hätte nie gedacht, dass ich mal hier sitze und um die Existenz bangen muss", sagt er.

Vaas arbeitet seit 1991 bei Ford in Köln-Niehl, in der Qualitätssicherung in der Schmiede. Acht Stunden, fünf Tage die Woche. An diesem Tag aber ist alles anders. Es ist Streik, zum ersten Mal in seinem Leben.

Ford will in Köln 2.900 Stellen abbauen

Dirk Vaas sitzt vor dem Werksgelände von Ford.

Dirk Vaas ist seit über 30 Jahren bei Ford angestellt

"Früher habe ich zu meinen Eltern gesagt: ‚Wenn ich einmal bei Ford bin, dann wird mir bis zur Rente nie wieder was passieren. Denn wenn es Ford schlecht geht, wird es ganz Deutschland schlecht gehen'", erzählt Vaas. "Dass Ford einmal so gegen die Mitarbeiter agiert, hätte ich mir im Leben nicht vorstellen können", führt er aus und denkt dabei vor allem an den geplanten Stellenabbau.

Weniger Arbeit für Beschäftigte

Seit Ford im November 2024 verkündete, in Köln bis zum Jahr 2027 rund 2. 900 Stellen abbauen zu wollen, ist für ihn nichts mehr wie vorher. Und auch für viele andere nicht, meint Vaas.

Am Standort Köln werden zwei Elektromodelle produziert, die sich schlecht verkaufen. Hinter den Kulissen heißt das: weniger Arbeit für Mitarbeiter wie Dirk Vaas.

"Ich habe die Schnauze voll"

"Sie sagen, wir seien Teil des Wandels. Aber ehrlich: Wir fühlen uns, als wären wir das, was aussortiert wird. Ich fühle mich behandelt wie ein Vieh", erzählt ein anderer langjähriger Mitarbeiter. Seinen Namen möchte er lieber nicht nennen. Er habe keine Hoffnung mehr, dass sich der Stellenabbau verhindern lässt. Viele seiner Kollegen seien mittlerweile an dem Punkt, bei entsprechend hoher Abfindung freiwillig zu gehen.

Vural Köksal steht vor einem Werkstor von Ford.

Vural Köksal arbeitet bei Ford, seit er 19 Jahre alt ist

Aber nicht alle: "Ich bin 34, ich möchte und muss noch viele Jahre hier arbeiten", sagt Vural Köksal. Seine gelbe Warnweste strahlt im Sonnenlicht. Seit 15 Jahren arbeitet er in der mechanischen Fertigung, hat seine Ausbildung bei Ford gemacht. "Wir brauchen eine klare Perspektive, eine Gesamtlösung mit sicheren Arbeitsplätzen und fairen Löhnen", fordert er. "Ich habe die Schnauze voll!"

Das Management von Ford hat mitgeilt, sich aktuell wegen der laufenden Verhandlungen nicht öffentlich zu äußern.

"Wir sind bereit, bis zum Äußersten zu kämpfen"

Inzwischen ist es kurz vor acht Uhr. Am Streikposten verteilen sie belegte Brötchen. IG-Metall-Fahnen flattern im Wind. Die Werkseinfahrt haben die Mitarbeiter mit Flatterband versperrt. "Wir sind bereit, bis zum Äußersten zu kämpfen – für unsere Zukunft", sagt Vaas, der immer noch auf der Bank vor dem Werkstor sitzt.

Seine Stimme ist ruhig, aber gefasst. Die Stimmung sei bedrückend, aber zugleich hoffnungsvoll. "Wenn es sein muss, dann bleibe ich auch eine Woche oder einen Monat hier sitzen. Ich hoffe einfach, dass ich noch bis zur Rente hier arbeiten kann." An diesem Mittwoch steht das Werk zwar still. Doch das Signal dahinter ist laut.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Streikende Ford-Beschäftigte