Drei kleine Amerikanische Flaggen stehen auf einem Tisch bei einer Schüleraustausch-Messe in Berlin

Nordrhein-Westfalen Für Visum: USA prüfen Social-Media-Konten von ausländischen Studenten

Stand: 19.06.2025 22:15 Uhr

Für Austauschprogramme in den USA sollen bald wieder Termine für die Visumsvergabe möglich sein. Das geht aus einer internen Anordnung des US-Außenministeriums her. Allerdings sollen künftig Online-Aktivitäten stärker überprüft werden.

Zum Schüleraustausch nach Kalifornien, für ein Studienjahr nach Massachusetts oder als Au-pair nach New York? Für viele junge Menschen, ob aus NRW oder andernorts in der Welt, ist es ein Traum. Doch bei vielen, die demnächst für einen Auslandsaufenthalt in die USA reisen wollen, herrscht Verunsicherung.

Grund ist ein Hin und Her der US-Regierung von Präsident Donald Trump. Die hatte erst angekündigt, vorerst keine Visa mehr zu vergeben. Jetzt heißt es: Die Vereinigten Staaten machen wieder Visa-Termine für Studierende, Austauschschüler und Au-pairs.

Wie sind die aktuellen Regeln für Studierende, Schüler und Au-pairs, die in die USA wollen?

In einer neuen Anordnung des US-Außenministeriums steht: Studierende und Austauschschüler sollen wieder Termine für die Visumsvergabe erhalten. Nach Angaben der US-Zeitung "Washington Post" sollen die neuen Verfahren innerhalb von fünf Werktagen beginnen.

Weil der Prozess, mit dem die Visa-Anträge überprüft werden, nun länger dauere, müssten die Konsulate möglicherweise weniger Termine für Interessenten freischalten. Denn die US-Regierung will die Social-Media-Konten von ausländischen Studierenden verstärkt unter die Lupe nehmen.

Warum will die US-Regierung Social-Media-Konten überprüfen?

Die Konsulatsmitarbeiter wurden angewiesen, alle Anträge "umfassend und gründlich" zu überprüfen, um diejenigen zu identifizieren, die "eine feindselige Haltung gegenüber unseren Bürgern, unserer Kultur, unserer Regierung, unseren Institutionen oder unseren Gründungsprinzipien hegen".

Bei der Prüfung soll insbesondere auf eine "Geschichte politischen Aktivismus" bei den Antragstellern geachtet werden - und ob eine Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie ihre Tätigkeit in den USA fortsetzten. Laut "Washington Post" geht es auch um Menschen, die "ausländische Terroristen" unterstützen oder durch antisemitische Taten auffallen. Präsident Trump wirft US-Universitäten wie Harvard unter anderem vor, nicht genug gegen Judenfeindlichkeit auf dem Campus zu unternehmen.

Konsulatsmitarbeiter sollen die Visums-Bewerber nun auffordern, ihre Social-Media-Konten auf öffentlich zu stellen. Doch es geht nicht nur um Online-Netzwerke. Laut der nun vorliegenden Verordnung sollen auch andere Internet-Aktivitäten geprüft werden.

Was sollten Visa-Bewerber mit Blick auf ihre Social-Media-Konten beachten?

Jan Schütte

Jan Schütte, Arbeitskreises gemeinnütziger Jugendaustausch

Schon im Mai war klar, dass die USA künftig stärker auf die Online-Profile von Bewerbern schauen wollen. Jan Schütte, Geschäftsführer des Arbeitskreises gemeinnütziger Jugendaustausch (AJA), sagte damals im Interview bei WDR 2: Es sei sinnvoll zu checken, was man bei TikTok, Instagram, Facebook, X und in anderen sozialen Medien gepostet hat - insbesondere mit Blick auf Israel und den Nahostkonflikt. Die Austauschorganisationen würden Schüler und Studierende "sensibilisieren", damit sie aufpassen, was sie posten.

Was gilt, wenn man schon ein Visum für eine geplante USA-Reise hat?

Seit Wochen wenden sich viele der jungen Betroffenen und ihre Eltern mit ihren Fragen und Sorgen an Auslandsreise-Organisationen. "Es laufen die Drähte natürlich heiß", berichtete Jan Schütte Ende Mai. Wer schon ein Visum hat, brauche sich keine Sorgen machen, meinte er: "Die bestehenden Visa, die auch für Ausreiseprogramme zum Teil schon vorliegen für den Sommer, die gelten ja erst mal."

Sollte man das Reiseland des Auslandsaufenthalts besser ändern?

Wegen des vorläufigen Visa-Stopps Ende Mai haben Schülerinnen und Schüler zum Teil schon ihre Pläne geändert, berichtete damals Martina Plum. Sie ist Sprecherin des Vereins Auslandsgesellschaft.de mit Sitz in Dortmund, der seit Jahrzehnten Schüleraufenthalte in den USA organisiert. "Der Trend geht dahin, eher in Europa zu bleiben oder nach Kanada zu gehen", so Plum. Aber das hänge davon ab, ob das zeitlich überhaupt noch möglich ist.

Für viele kommt ein Wechsel des Reiselandes allerdings gar nicht mehr infrage - darauf weist Constanze Sietz hin. Sie ist Geschäftsführerin des Unternehmens Travelworks. Denn der Aufenthalt sei oft lange vorbereitet, insbesondere bei einem Schüleraustausch.

Unsere Quellen:

  • Material der Nachrichtenagenturen Reuters, AFP, AP und dpa
  • WDR-2-Interview mit Jan Schütte, Geschäftsführer des Arbeitskreises gemeinnütziger Jugendaustausch (AJA)
  • Constanze Sietz, Geschäftsführerin von Travelworks, auf WDR-Anfrage
  • Martina Plum, Sprecherin des Vereins Auslandsgesellschaft.de, auf WDR-Anfrage