Viele Menschen sitzen in einer Halle in Stuhlreihen nebeneinander mit dem Rücken zur Kamera, vorne im Raum mehrere Personen auf dem Podium und ein Schild "WDR Lokalzeit Stadtgespräch"

Nordrhein-Westfalen WDR Stadtgespräch: Hagen diskutiert über Leerstand und Armutszuwanderung

Stand: 06.06.2025 07:23 Uhr

Zukunftsängste und Chancen für die Stadt Hagen waren Thema beim WDR-Stadtgespräch am Donnerstagabend in Hagen.

Von Katja Leistenschneider

Auf den ersten Teil des provokanten Titels: "Hagen kackt ab " des WDR 5 Stadtgesprächs reagiert das Publikum gleich zu Beginn mit einem Raunen. Moderator Ralph Erdenberger ergänzt die Frage: "Oder geht hier noch was?" Spontaner Applaus aus dem Publikum.

Der Titel kommt von einem Karnevalsverein, der ihn am Karnevalssonntag auf den Mottowagen geschrieben hatte. Eigentlich, erklärt einer der Karnevalisten, hätte er fast "Hagen knickt ab" geheißen. Denn die Brücken in Hagen bröseln. Es steht nicht gut um die Infrastruktur der Stadt.

Angst um die Stadt

Auf dem Podium sitzen an diesem Abend der parteilose Oberbürgermeister Erik O. Schulz, der Ex-Basketballprofi und jetzt Café-Besitzer Javon Baumann und der Geschäftsführer der SIHK (südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen), Dr. Ralf Geruschkat. Alle drei sind mit dem Titel der Sendung nicht glücklich und betonen gleich in der ersten Runde, dass und was hier alles geht.

Aber allen ist auch klar: Hier gibt es auch viele Probleme. Gerade in der jüngsten Zeit gehen viele Arbeitsplätze verloren und der Besitzer eines Reisebüros spricht aus, was viele denken: Die großen Firmen gehen weg, die Kaufkraft geht verloren, es gibt viel Leerstand. "Das macht mir richtig, richtig Angst." Applaus aus dem Publikum.

Podium widerspricht nicht

Und das Podium widerspricht nicht, sondern erklärt. Was man selbst in der Hand hat und was nicht. Dass es nicht der eine Faktor sei, sondern viele Dinge gerade zusammenkommen. Standortfaktoren wie Erreichbarkeit, Branchenentwicklung, Fachkräftemangel. Aber auch hohe Investitionen einer Firma mitten in Hagen, über die nur niemand so ausführlich spricht.

Armutszuwanderung als Problem

Das Publikum in einem voll besetzten Saal, einige Menschen stehen,

Es gab keine freien Plätze mehr

Eine Frau aus dem Publikum steht auf und redet über problematische Armutszuwanderung, über die Spaltung in der Stadt und dass sie sich Sorgen macht, wie das weitergehen soll. Spontaner Applaus. Der Oberbürgermeister widerspricht auch hier nicht. Er erzählt, was für Herausforderungen die Zuwanderung für die Stadt auf allen Ebenen bedeutet. Dass die Unterstützung von Land und Bund fehlt.

Ex-Basketballprofi Javon Baumann sieht Veränderung

Auch Ex-Basketballprofi Javon Baumann merkt, dass sich etwas in der Stadt verändert. Wenn er in die Stadt geht und Tee kaufen will für sein Café hier am Platz und der Teeladen ist zu. Das schockt ihn. Wieder ein Laden zu. Aber er erzählt auch, wie stolz er ist, dass so viele Leute zu diesem ersten Feierabendmarkt gekommen sind.

Neben ihm sitzt der Geschäftsführer der SIHK Ralf Geruschkat und bei allen Problemen sagt er, gibt es auch Gutes. Eine Firma, die einen zweistelligen Millionenbetrag in Hagen investiert. Darüber werde nur zu wenig gesprochen.

Mehr Bewusstsein für das, was gut läuft

Dann geht es um Chancen, Impulse, das, was die Stadt braucht. Mehr Fahrradwege, bessere Förderung von Kindern und Jugendlichen oder mehr Hochschulen. Aber auch mehr Bewusstsein für das, was gut läuft. Die Kulturszene zum Beispiel, die tolle Hilfsbereitschaft in der Stadt. Das alles gibt es, und man merkt den Hagenern an, dass sie viele Gründe haben, ihre Stadt zu lieben.

Aber einige haben auch Angst. Fühlen sich nicht mehr sicher in der Stadt. Auch das ist Thema beim Stadtgespräch.

Unsere Quellen:

  • Beobachtungen von WDR-Reporterin Katja Leistenschneider vor Ort