Ein Roboter sitzt an einem Computer. In einer Arztpraxis in Bad Kreuznach beantwortet die KI Telefonanrufe und vergibt Termine

Rheinland-Pfalz In dieser Arztpraxis in Bad Kreuznach geht die KI ans Telefon

Stand: 17.04.2025 09:31 Uhr

Das Augenarztzentrum in Bad Kreuznach hat einen neuen Kollegen: Sprachroboter Clint vergibt selbstständig Termine und die Künstliche Intelligenz lernt ständig weiter.

Die Wartezimmer im Augenarztzentrum OcuPro in Bad Kreuznach sind voll. Auch vor dem Tresen stehen Menschen, bitten um ein Rezept oder haben Nachfragen.

Gleichzeitig rufen weitere Patientinnen und Patienten an. Das aber bekommt hier niemand mit, denn Sprachassistent Clint nimmt die Anrufe an.

Clint übernimmt 100 Anrufe am Tag

Der Sprachroboter spricht direkt mit den Anrufenden. Er fragt nach Namen, Krankenkasse und Anliegen. Außerdem stellt er Nachfragen und bietet einen freien Termin in der Sprechstunde an. Mehr als 100 Anrufe pro Tag landen bei Clint.  

Praxismanagerin Maria Baghramian schätzt den neuen KI-Kollegen sehr. Clint ist rund um die Uhr erreichbar und kann mehrere Anrufe gleichzeitig annehmen. Die Patientinnen und Patienten hängen nicht mehr in der Warteschleife. In der Praxis können sich die Mitarbeiterinnen auf die Menschen konzentrieren, die da sind.

Ich möchte den Clint nicht hergeben. Praxismanagerin Maria Baghramian

Alle Anrufe, die Clint derweil entgegennimmt, werden dem Praxispersonal auf dem Computer angezeigt. Bei den meisten geht es um Termine. Hat jemand kniffligere Fragen, möchte ein Rezept oder zurückgerufen werden, erstellt Clint dazu eine kurze Info.

Darum kümmern sich die Mitarbeiterinnen dann nach Ende der Sprechstunde, erklärt Baghramian, die auf den neuen Kollegen nicht mehr verzichten möchte.

Praxispersonal ist durch Clint entlastet

Dilara Turunc arbeitet bereits seit zehn Jahren in der Augenarztpraxis in Bad Kreuznach. Sie sei froh darüber, Clint zu haben. Er erleichtere den Arbeitsalltag enorm und nehme den Mitarbeiterinnen vieles ab. Ihre Arbeit sei damit viel entspannter und auch die Patientinnen und Patienten zufriedener.

Unsere Patienten sind glücklicher, wir sind glücklicher. Es ist für beide die optimale Lösung. Dilara Turunc, Mitarbeiterin in Augenarztpraxis

Sie könne einfach nicht ans Telefon gehen, wenn gleichzeitig die Praxis voll stehe. "Es klingelte ja dann die ganze Zeit," erinnert sich Turunc. Die Patienten seien oft verärgert gewesen, weil niemand drangegangen sei. Jetzt übernimmt das Clint.

An der Anmeldung in der Augenarztparxis sprechen die Mitarbeiterinnen mit den Patienten.

In der Augenarztpraxis OcuPro in Bad Kreuznach klingelt kein Telefon. Die Mitarbeiterinnen können sich um die Patientinnen und Patienten kümmern, die zur Sprechstunde kommen.

Patientinnen und Patienten gewöhnen sich an KI

Auch die Patientinnen und Patienten im Wartezimmer haben bereits ihre ersten Erfahrungen mit dem Sprachassistenten gemacht. "Ich war erst ein bisschen pessimistisch, aber es hat wunderbar geklappt," sagt einer von ihnen. Clint habe ihm zeitnah einen Termin angeboten und den nehme er nun wahr.

"Man ist ja froh, wenn überhaupt einer den Hörer abnimmt," meint eine andere Patientin. Es sei schon etwas gewöhnungsbedürftig, mit einem Roboter zu sprechen. Sie sei sich auch etwas unsicher gewesen. Am Ende aber habe alles funktioniert.

Sprachassistent Clint lernt immer weiter

Schon heute ist Clint aus dem Praxisalltag nicht mehr wegzudenken und lernt permanent dazu. So erkennt er auch bereits, wenn ein Patient schnell Hilfe braucht. Dabei reagiert er auf Schlüsselbegriffe wie "Schmerzen" oder "Schwindel", verweist dann auf die offene Sprechstunde oder eine Notfall-Praxis oder -Klinik.

Nach und nach soll er noch mehr Aufgaben übernehmen. Geplant ist beispielsweise, dass er auch selbst Patientinnen und Patienten anruft. Wenn etwa einer der Ärzte krank wird, könnte Clint künftig alle betroffenen Patienten informieren und ihre Termine verschieben.

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