Die Sportler der Trierer Rudergesellschaft nutzen die fast 700 Meter lange Mosel-Strecke, um zu trainieren.

Rheinland-Pfalz Ruderer entsetzt über Kreuzfahrt-Pläne: "Es wird Verletzte geben"

Stand: 16.04.2025 18:26 Uhr

In Trier sind an der Mosel zwei neue Anlegestellen für Kreuzfahrtschiffe geplant. Damit sollen mehr Touristen in die Stadt kommen können. Doch es gibt Kritik an den Plänen.

Uwe Thein ist mit seinem Motorboot auf der Mosel unterwegs. Er fährt an Bäumen, Häusern und einer roten Felswand vorbei. Auch kleine Inseln befinden sich auf seinem Weg. Ein Schwan brütet hier.

Uwe Thein befürchtet künftig auf der Mosel nicht mehr rudern zu können.

Uwe Thein von der Rudergesellschaft Trier 1883. Er ist gegen den Bau neuer Schiffs-Anlegestellen auf der Mosel. Er befürchtet, künftig hier nicht mehr rudern zu können.

Der 58-Jährige kennt diesen Flussabschnitt seit vielen Jahren. Er rudert hier auch. "Das ist für mich Entspannung pur. Hier komme ich in eine schöne Harmonie mit der Natur", erzählt Thein.

Neue Schiff-Anleger in Trier-Nord

Der Hobby-Ruderer befürchtet aber, dass künftig von dieser Harmonie nichts mehr übrig bleibt. Noch in diesem Jahr sollen an der Mosel zwei neue Anlegestellen für große Flusskreuzfahrtschiffe gebaut werden.

Das wäre das Ende unseres Ruderreviers. Uwe Thein, Rudergesellschaft Trier 1883

Die Wassersportler müssten sich dann den engen Flussabschnitt mit den großen Passagierschiffen teilen. Thein ist Mitglied bei der Rudergesellschaft Trier 1883. Er sagt, die neuen Anlegestellen würden dem Verein massiv schaden.

Was ist an der Mosel in Trier-Nord geplant?
Ab diesem Jahr sollen in der Nähe der Zurmaiener Straße in Trier-Nord zwei neue Anlegestellen für Flusskreuzfahrtschiffe entstehen. Es handelt sich um ein gemeinsames Projekt der Stadtwerke Trier und des Schiffahrtsunternehmens Viking Technical aus Rhein-Hunsrück-Kreis. Die Stadtwerke Trier (SWT) kümmern sich um den Umbau am Ufer und wollen dort rund zwei Millionen Euro in die Infrastruktur investieren. Unter anderem sollen eine neue Stromversorgung, Wege und Stellplätze für Busse gebaut werden. Plan ist, dass ab 2026 erste Touristen in Trier-Nord an Land gehen können. Insgesamt rechnen die Stadtwerke damit, dass durch die neuen Anlegestellen in Trier-Nord fast 40.000 Touristen zusätzlich nach Trier kommen könnten. (Quelle: Stadtwerke Trier)

"Das wäre das Ende unseres Ruderreviers", so Thein. Die bis zu 135 Meter langen und rund zwölf Meter breiten Schiffe seien für die Ruderer wie "eine stählerne Wand". Sie würden das Wasser noch mehr aufschaukeln.

An dieser Uferstelle in Trier-Nord sollen ab diesem Jahr zwei neue Schiffsanlegestellen gebaut werden.

An dieser Uferstelle in Trier-Nord sollen ab diesem Jahr zwei neue Schiffsanlegestellen gebaut werden.

Der 58-Jährige rechnet mit dem Schlimmsten: "Unsere Boote werden kentern. Es wird vermutlich Verletzte geben". An dieser Flussstelle gibt es nicht genug Platz, um den Kreuzfahrtschiffen auszuweichen, ist der Hobby-Ruderer überzeugt.

Kreuzfahrtschiffe wichtig für Tourismus in Trier

Uwe Thein und seine Vereinskollegen von der Rudergesellschaft wollen daher keine neuen Schiffsanlegestellen in ihrem Ruderrevier. Anders sieht es der Tourismus-Chef der Stadt, Yannick Jaeckert.

Yannick Jaeckert ist bei der Stadt Trier für den Tourismus zuständig.

Yannick Jaeckert ist bei der Stadt Trier für den Tourismus zuständig. Er ist sicher, dass durch die geplanten Schiffanlegestellen noch mehr Touristen in die Stadt kommen werden.

Für ihn sei das Projekt eine Chance, um noch mehr Menschen nach Trier zu locken. "Flusskreuzfahrten sind für den Tourismus in Trier äußerst wichtig. Wir haben eine sehr positive Entwicklung in den letzten Jahren", so Jaeckert.

Er sehe das vor allem an den Stadtführungen, die immer häufiger von Reisenden von Flusskreuzfahrtschiffen gebucht werden. Während im Jahr 2006 noch für rund 600 Stadtführungen angefragt wurde, seien es im vergangenen Jahr fast 1.800 gewesen.

Bestehende Schiff-Anlegestellen reichen nicht

Bislang legen viele Flusskreuzfahrtschiffe am Hafen im Stadtteil Ehrang an. "Wir haben die Rückmeldung, dass der Hafen für Touristen und Reedereien nicht mehr ausreicht", berichtet Jaeckert.

Flusskreuzfahrtschiffe legen derzeit am Hafen in Trier-Ehrang an. Doch das reiche nicht, sagt die Stadt.

Flusskreuzfahrtschiffe legen derzeit am Hafen in Trier-Ehrang an. Das reiche aber für die steigende Zahlen an Touristen nicht mehr aus. Es brauche neue Schiffs-Anlegestellen.

"Wir können mit den schon bestehenden Plätzen die Nachfrage nicht mehr befriedigen", so der Tourismus-Chef weiter. Die Stadtwerke Trier treiben das Projekt mit voran. Sie rechnen damit, dass dank der neuen Anlegestellen fast 40.000 Touristen zusätzlich nach Trier kommen könnten.

Prüfung der neuen Schiff-Anleger läuft

Ob die beiden Schiff-Anleger in Trier-Nord tatsächlich gebaut werden, wird erst in den kommenden Monaten entschieden.

Die zuständigen Wasserbehörden prüfen derzeit, ob die Pläne für die Anlegestellen mit dem Naturschutz vereinbar sind und ob damit Wassersportler gefährdet würden. Erste Ergebnisse dazu lägen erst im Sommer vor.

Ortsbeirat will neues Verfahren

Unabhängig davon will der Ortsbeirat in Trier-Nord die Pläne für die geplanten Anlegestellen erneut unter die Luppe nehmen und diskutieren. Das teilte Trier-Nords Ortsvorsteher Dirk Löwe (Grüne) bei einer Infoveranstaltung am Dienstag mit.

Fast 50 Bürger haben sich auf einer Veranstaltung über die geplanten Schiffsanlegestellen informiert.

Auf einer Veranstaltung der Trierer Rudergesellschaft haben sich Bürger über die Bedenken des Vereins zu den geplanten Schiffsanlegestellen in Trier-Nord informiert.

Der Ortsbeirat sei von den Verantwortlichen nicht vollständig über die Pläne informiert worden, so der Vorwurf. "Wir hatten vor zwei Jahren eine Vorlage zu diesem Neubau. Das waren nur zwei Seiten. Da stand nicht viel drin, außer die Vorteile natürlich", moniert Löwe.

Trier Nords Ortsvorsteher Dirk Löwe sich im Ortsbeirat erneut kritisch mit den Plänen zu den Anlegestellen befassen.

Trier Nords Ortsvorsteher Dirk Löwe (Grüne) will sich im Ortsbeirat erneut kritisch mit den Plänen zu den zwei neuen Anlegestellen befassen. Er füllt sich von den Verantwortlichen getäuscht.

"Uns war diese Dimension nicht klar. Wir waren zu blauäugig", so der Grünen-Politiker weiter. "Das Verfahren muss neu aufgerollt werden. Wir müssen auch nach anderen Kompromissen schauen".

Sendung am Mi., 16.4.2025 18:00 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP